Wirtschaftsgipfel im Kanzleramt
Größte Investitionsoffensive seit Jahrzehnten oder PR-Show?

Bundeskanzler Merz sucht für einen Weg aus der langen Wachstumsschwäche den Schulterschluss mit der Wirtschaft. Dazu lud er Manager der Initiative "Made for Germany" ins Kanzleramt ein. Die Konzernchefs stellten bei dem Treffen Milliarden-Investitionen in den Standort Deutschland in Aussicht.

    Wirtschaftsministerin Reiche (1. Reihe l-r), Siemens-CEO Busch, Bundeskanzler Merz, Deutsche Bank-Chef Sewing, Finanzminister Klingbeil und die Commerbank-Vorstandsvorsitzende Orlopp mit weiteren Wirtschaftsvertretern im Kanzleramt
    Investitionsgipfel "Made for Germany" im Kanzleramt (picture alliance / dpa / Katharina Kausche)

    Welche Unternehmen haben Investitionen angekündigt?

    Insgesamt sind bislang 61 Unternehmen der Initiative beigetreten und haben Investitionen in Aussicht gestellt. Dazu gehören etwa Allianz, Airbus, BMW, Deutsche Börse, Mercedes-Benz, Rheinmetall, SAP, Volkswagen, aber auch die US-Konzerne Nvidia, Blackrock und Blackstone. Sie haben bis 2028 Investitionen in Höhe von rund 630 Milliarden Euro angekündigt. Bundeskanzler Merz sprach von einer der größten Investitionsoffensiven seit Jahrzehnten.
    Allerdings war zunächst unklar, wie viel davon neue Zusagen sind. Die Wirtschaftsinitiative teilte mit, die Summe umfasse sowohl bereits geplante als auch neue Kapitalinvestitionen, Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie Zusagen internationaler Investoren. Ein dreistelliger Milliardenbetrag und damit ein signifikanter Anteil der Gesamtsumme entfalle auf Neuinvestitionen.

    An welche Bedingungen werden die Investitionen geknüpft?

    Hier werden vor allem weitere Reformen von der Bundesregierung gefordert. Siemens-Chef Busch sprach von einer "neuen Form der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Politik". Er sei zuversichtlich, dass die Bundesregierung nun mutige Strukturreformen angehe. Unter anderem bedeute das für die Politik: weniger Regulierung, den Unternehmen mehr Freiheit zu geben und mehr Raum für Innovation zu schaffen.
    Ähnlich äußerte sich der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Sewing. Er sagte, man erlebe eine Regierung, die Tempo mache und entschlossen sei, den Reformstau aufzulösen. Dies sei Voraussetzung für eine Wachstumswende.

    Wie fallen die Reaktionen aus?

    Das Echo von Ökonomen ist geteilt. So sprach etwa der Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, Fuest, von einem positiven Signal, das einen Impuls setzen könne. Wenn große Unternehmen investierten, könnten auch mittelständische Firmen mit Aufträgen rechnen, sagte er im Deutschlandfunk. Allerdings müssten die Ankündigungen jetzt auch umgesetzt werden. Es gebe keine Rechtsverbindlichkeit. Wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ändern sollten, könnten Investitionen auch wieder entfallen.
    Optimistisch zeigte sich die Wirtschaftsweise Schnitzer und erklärte in der "Rheinischen Post", die Unternehmen zeigten, dass sie grundsätzlich an den Standort Deutschland glaubten.
    Skeptischer äußerte sich der Konjunkturforscher Boysen-Hogrefe vom Kieler Institut für Weltwirtschaft. Er sagte dem Bayerischen Rundfunk, viele Investitionen seien von den Unternehmen schon länger geplant gewesen. Auch kritisierte er, dass zu dem Gipfel im Kanzleramt nur große Unternehmen eingeladen worden seien.
    Regierungssprecher Kornelius wies die Kritik zurück, dass es sich vor allem um eine PR-Aktion handle: "Ich glaube, es ist ein sehr wertvolles Zeichen, wenn die deutsche Industrie ihre positive Grundhaltung gegenüber dem Standort demonstriert."
    Ein konkreter Zeitplan, wie schnell die ersten Investitionen getätigt werden sollen, wurde nicht genannt.

    Weiterführende Informationen

    Made for Germany – Was der Investitionsgipfel bringen soll (Audio)
    Diese Nachricht wurde am 21.07.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.