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Metro-Großaktionär Haniel erleidet Milliardenverlust

Die umfangreiche Investition in Metro-Aktien fällt dem Großaktionär Haniel mehr als fünf Jahre später mit einem historischen Milliardenverlust schmerzhaft auf die Füße: Das mehr als 250 Jahre alte Familienunternehmen verzeichnete 2012 unter dem Strich ein nie dagewesenes Minus von 1,9 Milliarden Euro.

Von Michael Braun | 08.04.2013
    Sie hatten um 1750 mit einem Speditionsgeschäft begonnen, wuchsen in den Bergbau hinein und zu dem heran, was man als Ruhrbarone bezeichnen kann. Heute ist Haniel eine Managementholding, in der einzelne Unternehmen Handtücher vermieten, Edelstahlschrott wieder aufarbeiten, mit Arzneimitteln handeln oder Vermögensgegenstände halten. Eines dieser Vermögensgegenstände ist die Beteiligung an der Metro. Vor fünf Jahren hatte Haniel seinen Metro-Anteil von damals 18 auf 34 Prozent aufgestockt und sich dafür mit rund drei Milliarden Euro verschuldet. Die Aktien wurden zum Preis von rund 60 Euro gekauft. Heute stehen sie bei etwa einem Drittel dieses Wertes. Und diesen Wertverlust hat Haniel in der heute vorgelegten Bilanz nachvollzogen. Wie aus operativ 500 Millionen Euro Gewinn bei Haniel doch ein Verlust von 1,9 Milliarden Euro nach Steuern wurde, musste Finanzvorstand Florian Funck erklären:

    "Wesentlicher Grund ist nämlich das deutlich rückläufige Beteiligungsergebnis. Das Beteiligungsergebnis ist um rund 1,9 Milliarden Euro gesunken. Und hinter dem Beteiligungsergebnis steckt bei Haniel im Wesentlichen die Metro-Beteiligung."

    Der große Handelskonzern hing wie ein Klotz am Bein seines Großaktionärs. Denn er hatte vor allem unter der schwachen Konjunktur in Südeuropa zu leiden. Der neue Metro-Chef Olaf Koch hatte Ende März berichtet:

    "2012 war durchaus herausforderungsvoll, allein schon der Jahresstart. Wie Sie sich erinnern, hatten wir ein durchaus schwaches Ergebnis in 2011, was den Umsatz angeht. Wir waren rückläufig. Wir hatten ein durchaus schwaches Weihnachtsgeschäft. Und sind dann ins Jahr gestartet. Und wir wussten, dass es makroökonomisch schwierig werden würde, insbesondere in Südeuropa, aber auch in Teilen von Zentral-Osteuropa."

    Immerhin zahlt die Metro noch eine Dividende, wenn auch aus der Substanz: Ein Cent pro Aktie wurde verdient, ein Euro pro Aktie wird gezahlt. Davon bekommt Großaktionär Haniel zwar auch was ab; er selbst aber strich die Dividende völlig. Haniel-Vorstand Stephan Gemckow weiß, was er den inzwischen rund 600 Mitglieder der Familie Haniel zumutet: etwas völlig Neues:

    "Wir sind uns dabei der Tragweite dieses Ansinnens durchaus bewusst. Denn Haniel hat in den letzten 60 Jahren immer eine Dividende ausgeschüttet."

    Der riesige Jahresverlust von 1,9 Milliarden bleibe ein einmaliges Ereignis, sagte Gemckow. Für 2013 stellte er der Haniel-Familie wieder eine Dividende in Aussicht. Gemckow sagte, Haniel werde an Metro und dem Pharmagroßhändler Celesio beteiligt bleiben, gestand aber auch ein, damit ein Klumpenrisiko zu haben: Handel habe Haniel wahrlich genug im Portefeuille. Haniel werde die Risiken künftig breiter streuen und wolle im Dienstleistungssektor zukaufen. Mittelständler mit großem Namen auf ihren jeweiligen Märkten, gerne auch nicht börsennotiert, an denen wolle sich Haniel beteiligen. Start-Ups, Unternehmen in der Gründungsphase, trügen zu viel Risiko. Dazu fehle dem traditionsreichen Familienkonzern das Spielgeld.