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Michelle Obamas Autobiographie "Becoming"
Die private Seite der ehemaligen First Lady

Mit "Becoming" hat Michelle Obama ein sehr persönliches Buch über ihre Lebensgeschichte veröffentlicht. Dadurch, dass sie auch die schmerzhaften Erfahrungen und Enttäuschungen nicht ausspart, will sie anderen Frauen Mut machen. Nur eines will sie bestimmt nicht.

Von Martina Buttler | 13.11.2018
    Die frühere First Lady Michelle Obama spricht mit Schülern der M. Young Magnet High School in Chicago über ihr Buch "Becoming".
    Die frühere First Lady Michelle Obama spricht mit Schülern über ihr Buch "Becoming". (Invision / AP / Rob Grabowski)
    Nein, sie will nicht kandieren. Nein, sie will nicht US-Präsidentin werden. Damit räumt Michelle Obama ganz klar in ihrem neuen Buch "Becoming" auf.
    "Das wollen manche Leute. Aber was will ich für mich? Manchmal kann man von dem, was andere Menschen für einen wollen, mitgerissen werden. Aber ich weiß, dass meine Leidenschaft, meine Talente ganz woanders liegen, nicht in der Politik."
    426 Seiten hat "Becoming". Michelle Obama erzählt darin ihre Geschichte. Das Buch ist in drei Teile unterteilt: Becoming me, Becoming us, Becoming more. Michelle Obama erzählt, wie sie geworden ist, wer und was sie ist. Von ihren Wurzeln in einer Arbeiterfamilie von der South Side in Chicago über Princeton, Harvard und ihre Ehe mit Barack Obama bis ins Weiße Haus. Dabei offenbart die ehemalige First Lady sehr persönliche, schmerzvolle Erfahrungen, als sie nicht schwanger wurde. Für NPR liest sie diese Passage aus ihrem Buch:
    "Es stellt sich heraus, dass selbst zwei entschlossene Macher, die sich sehr lieben und eine harte Arbeitsmoral haben, keine Schwangerschaft erzwingen können. Es ist unerträglich, aber es gibt keine direkte Verbindung zwischen Bemühen und Belohnung. Für mich und Barack war das überraschend und enttäuschend."
    Lesungen im Stadion
    Michelle Obama will anderen Frauen mit ähnlichen Erfahrungen Mut machen. Erfahrungen wie ihre mit einer Fehlgeburt und künstliche Befruchtungen seien immer noch Tabu-Themen.
    Sie, die gewissenhafte Frau, die To-do-Listen abhakt, beschreibt wie es war, den umtriebigen, weniger organisierten Barack Obama zu treffen. Wie sie sich in ihn verliebt, wie es war mit seiner ständigen Abwesenheit wegen seiner politischen Karriere zu leben und wie sie gemeinsam mithilfe einer Eheberatung an ihrer Partnerschaft gearbeitet haben. Donald Trump beschreibt sie als frauenfeindlichen Rüpel und stellt klar, dass sie ihm nie verzeihen wird, dass er die Spekulationen, ob Barack Obama überhaupt in den USA geboren wurde, immer wieder befeuert hat:
    "Die Gefahren, denen man als Präsident ausgesetzt ist, sind real. Deine Kinder sind gefährdet. Und während man selbst in dieser Blase lebt, leben deine Kinder außerhalb dieser Blase."
    Michelle Obama hatte Angst, dass sich wegen Trumps Tiraden jemand ermutigt fühlen könnte mit einer Waffe nach Washington zu kommen und ihren Kindern aufzulauern. Mit ihrer Geschichte geht die erste schwarze First Lady der USA nun auf Stadiontour. Heute ist in Chicago die erste Lesung in einer Arena mit 23.000 Plätzen. In den USA gibt es eigens Release-Parties in Buchhandlungen, weil viele gleich als erste das Buch haben wollen. "Becoming" ist die Geschichte einer Frau, die DAS Vorbild vieler Frauen in den USA ist. Eine Ikone, die hier ihre private, menschliche Seite zeigt.