Russland
Militärparade in Moskau zum 80. Jahrestag des Sieges im Zweiten Weltkrieg - EU-Außenminister bei Gedenken in Ukraine

Russland hat mit der traditionellen Militärparade an den Sieg der damaligen Sowjetunion über das nationalsozialistische Deutschland erinnert. Die Menschenrechtlerin Scherbakowa warf Kremlchef Putin im Vorfeld vor, das Gedenken zu missbrauchen.

    Blöcke von Soldaten stehen in Formation über den Roten Platz.
    Militärparade auf dem Roten Plat. (IMAGO / SNA / IMAGO / Alexander Vilf)
    Mehr als zehntausend Soldaten zogen über den Roten Platz, darunter auch Einheiten aus mehreren anderen Ex-Sowjetrepubliken sowie aus China, Laos, Myanmar und Ägypten. Zudem wurden Panzer, Raketensysteme und Kampfjets präsentiert.
    Auch Vertreter Nordkoreas verfolgten die Parade. Der Kreml hatte erst vor kurzem offiziell eingeräumt, dass auch nordkoreanische Soldaten in der Region Kursk an den Kämpfen gegen die Ukraine beteiligt sind. Berichte darüber gab es aber schon seit Monaten.

    Putin würdigt Rolle der Alliierten

    Kremlchef Putin würdigte die Rolle der Alliierten, der Widerstandskämpfer und Chinas beim Sieg gegen Nazi-Deutschland gewürdigt. Nach seinen Worten kämpft Russland gegen Nazismus, Russlandfeindlichkeit und Antisemitismus. In diesem Zusammenhang behauptete Putin, das ganze Land stehe hinter der, wie er es erneut nannte, "Militäroperation" gegen die Ukraine. Belege lieferte er keine. Der Angriffskrieg gegen die Ukraine wird von der russischen Führung stets als "Spezialoperation", nicht aber als Krieg bezeichnet.

    "Putins wichtigstes Narrativ"

    Unsere Osteuropa-Expertin Dornblüth sagte im Deutschlandfunk, das wichtigste Narrativ und die wichtigste Behauptung Putins sei, den Bogen von 1945 bis heute zu spannen. Demnach würden die russischen Soldaten in der Ukraine heute das Werk der sowjetischen Soldaten von damals fortsetzen und Nazis bekämpfen.

    Scherbakowa: "Putins Regime missbraucht Erinnerung an Kriegsende"

    Die Mitbegründerin der in Russland verbotenen Menschenrechtsorganisation Memorial, Scherbakowa, hatte gestern im Deutschlandfunk erklärt, Putins Regime missbrauche die Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkriegs, um den Angriff auf die Ukraine zu rechtfertigen. Der damalige Sieg der Sowjetarmee und der Alliierten gegen Hitlers Soldaten werde als 'Kernpunkt' von Putins Propaganda instrumentalisiert. Die heutige Führung im Kreml habe aber mit der damaligen Befreiung vom Faschismus "gar nichts zu tun".

    EU-Außenminister reisen in die Ukraine

    Wichtigster Gast bei der Militärparade in Moskau in diesem Jahr war Chinas Staatschef Xi Jinping. Als einziger Regierungschef eines EU- und NATO-Landes reiste der slowakische Ministerpräsident Fico an. Ebenso nahm der serbische Präsident Vucic teil. Aus dem Europäischen Parlament waren zudem einige Abgeordnete von Ficos Partei Smer und vom Bündnis Sahra Wagenknecht dabei.
    Die EU-Außenminister kommen heute im westukrainischen Lwiw zu einer Gedenkfeier zusammen. Der ukrainische Außenminister Sybiha hatte seine europäischen Kollegen zu der Gedenkveranstaltung eingeladen.

    Steinmeier würdigt Rolle der Roten Armee - und warnt vor "Geschichtslügen" des Kremls

    Gestern hatte Deutschland des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa gedacht. Bei der Gedenkstunde im Bundestag sprach Bundespräsident Steinmeier den Alliierten den tiefen Dank Deutschlands für die Befreiung vom NS-Regime aus. Er gelte Amerikanern, Briten und Franzosen, und man vergesse auch den Beitrag der Roten Armee nicht. Gerade deshalb trete man aber den heutigen Geschichtslügen des Kremls entschieden entgegen. Steinmeier betonte, Freiheit sei nicht für alle Zeiten garantiert. Das zeigten der Angriffskrieg Russlands und auch die Neuorientierung der USA.

    Weltkrieg endete um 23:01 Uhr, Unterschrift wurde in der Nacht wiederholt

    Der Zweite Weltkrieg endete in Europa am 8. Mai 1945 um 23.01 Uhr. Am Vortag hatte zunächst Generaloberst Jodl die bedingungslose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht unterzeichnet. Auf Druck der Sowjetunion wurde die Unterschrift in der Nacht auf den 9. Mai durch Generalfeldmarschall Keitel wiederholt. In Russland gilt der 9. Mai als Jahrestag des Kriegsendes.

    Weiterführende Informationen

    Gedenken an Weltkriegsende - Steinmeier: ”Wir müssen für unsere Werte einstehen”
    Diese Nachricht wurde am 09.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.