
Der Großteil der Aristokratie habe kurz vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs noch Korsett getragen, obwohl dieser Look bereits im Umbruch gewesen sei, sagte Barbara Vinken, Professorin für Literaturwissenschaft in München und Expertin für Mode, im Deutschlandfunk. Das Korsett habe die Westentaille betont sowie Busen und die Hüfte hervorgehoben. Dazu hätten die Damen damals "große, sehr üppig geschmückte Hüte" getragen. Die Gattin des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand zum Beispiel habe Straußenfedern getragen - zu sehen auf dem Bild, das vom Attentat von Sarajevo anschließend um die Welt ging.

Im Prinzip sei es zu dem damaligen Zeitpunkt aber schon zu einer Moderevolution gekommen. Diese habe in Paris ihren Ursprung gehabt und sei mit einer Lockerung des Korsett-Zwanges einhergegangen. Dadurch sei die "starke Taillierung, die wir noch bei der Großherzogin beobachten", weggefallen. "Die Linie rutschte auf die Hüfte." Das habe schließlich auch zu einer Revolution in der Mode-Technik geführt. Die Stoffe seien nun "direkt auf den Körper geschnitten und dann auch drapiert" worden. "Das war wirklich eine absolute Sensation."
Barbara Vinken ist Professorin für Romanistik in München. Neben ihrer Tätigkeit als Literaturwissenschaftlerin, mit Veröffentlichungen über Kleist oder Flaubert, hat sie sich immer wieder mit dem Phänomen der Mode als Zeichen- und Kommunikationssystem auseinandergesetzt. Ihr neues Buch "Angezogen. Das Geheimnis der Mode" ist in diesem Jahr im Klett-Cotta Verlag erschienen.
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