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Modell Charité

Bereits vor der Grundgesetzänderung versuchen Bund und Länder, das Kooperationsverbot zu umgehen. Ein Beispiel ist das Karlsruher Institut für Technologie. Ein weiteres ist eine Ehe zwischen dem Berliner Max-Dellbrück-Zentrum für molekulare Medizin und der Berliner Charité.

Von Claudia van Laak |
    Die Charité, sie ist ein Leuchtturm, aber ein bröckelnder. Da sind auf der einen Seite die weltweit anerkannten Forschungsleistungen - allein vier Projekte werden durch die Exzellenzinitiative gefördert – und die bundesweit beachtete Reform der Medizinerausbildung. Auf der anderen Seite aber baulich marode Kliniken wie der Campus Benjamin Franklin oder das Bettenhaus in Mitte. Das Land Berlin kann nur etwa ein Drittel des jährlichen Investitionsbedarfs decken. Träger der Charité sind die Freie Universität und die Humboldt-Uni. Deren Präsident Jan-Hendrik Olbertz stellt fest:

    "Wir können letzten Endes über die Landeshaushalte finanzierte Universitäten nicht mehr in einen internationalen Wettbewerb schicken, das ist allenthalben sichtbar, auch in Berlin, dass das nicht geht."

    Umso mehr freut sich Olbertz über das Angebot von Bundesforschungsministerin Annette Schavan, die der Charité unter die Arme greifen will. Nicht direkt, sondern über eine gemeinsame Forschungseinrichtung von Charité und Max-Dellbrück-Zentrum für molekulare Medizin – dieses gehört zur Helmholtz-Gemeinschaft und wird in erster Linie vom Bund finanziert. Schavan geht davon aus,

    "dass wir mit diesem Projekt die große Chance haben, auch im Bereich der Gesundheitsforschung eine Einrichtung von Weltrang zu schaffen, die einerseits der Spitzenforschung und andererseits der Nachwuchsförderung dient."

    Zunächst soll die bereits bestehende Kooperation ausgebaut werden, in einem zweiten Schritt könnte dann eine gemeinsame Gesellschaft gegründet werden. Die rechtliche Konstruktion dürfte nicht ganz einfach sein, denn weder die Charité noch das Max-Dellbrück-Zentrum wollen ihre Eigenständigkeit verlieren. Der Präsident der Humboldt-Uni Olbertz:

    "Mir ist sehr wichtig, dass die Charité im Bezugsrahmen der Universitäten verbleibt, also medizinische Fakultät der Humboldt-Uni und der Freien Universität bleibt, dass wir nicht in die Richtung einer Verselbstständigung einer medizinischen Hochschule geraten."

    Obwohl Land und Bund ein gemeinsames Ziel haben, dürften die konkreten Verhandlungen schwierig werden. Tendiert doch zumindest Berlins Finanzsenator dazu, bei der Charité zu sparen, sollte mehr Geld vom Bund kommen. Annette Schavan weist dies entschieden zurück. Auf Seiten des Landes gibt es die Hoffnung, mit dem Einstieg des Bundes stünden mit einem Schlag Hunderte Millionen Euro für die Sanierung der Charité bereit. Diese Hoffnung ist mit Sicherheit trügerisch, denn Geld will der Bund nur für die Förderung der Spitzenforschung geben, nicht für die Sanierung maroder Kliniken.