In der Dorfschule von Chai Chai ist das Licht ausgegangen: Auf dem Dach des einfachen Gebäudes ist zwar schon eine Solaranlage installiert, aber die Schnur am Schalter der Lampe ist abgerissen. Harald Nawrotzky, Elektriker und Solaranlagenbauer aus Brandenburg, greift zum Schraubenzieher.
Anifa Armando Cao, 26 Jahre alt, ist hier Lehrerin. Die abgelegene Provinz unweit der Grenze zu Südafrika und Simbabwe war nicht ihr Traumziel, räumt die junge Frau ein.
"Der Distrikt-Verantwortliche für Bildung in Dindiza hat uns dann gefragt, ob wir auch im Busch arbeiten würden, also in der totalen Einöde. Ich habe ja gesagt. Denn wenn wir alle nur in Städten arbeiten wollen, wer hilft dann den Kindern im Busch? Darum bin ich hier."
Kein Strom, nichts zu essen
Chai Chai ist nur nach stundenlanger Fahrt mit Geländewagen auf Sandpisten zu erreichen. Strom und fließendes Wasser: Fehlanzeige. Kein Handysignal, kein Internet.
Die etwa 150 Schüler leben mit ihren Eltern in Rundhütten mit Grasdach. Zu Jobs wie diesem würden darum meist die jungen Lehrer verdonnert, erzählt Anifa Caos Kollege Edmundo Ignazio Mucaver, 29.
"Normalerweise gehen alle Kinder hier zur Grundschule. Aber wir haben derzeit eine Krise. Wir haben Dürre, es gibt nichts zu essen. Traditionell ziehen die Familien dann in den Busch, wo es Wasser gibt, auch für die Kühe und Ziegen. Die Kinder nehmen sie natürlich mit und dann kommen sie nicht zur Schule."
Unterrichten mit geringen Mitteln
Der Schalter ist repariert, das Licht brennt wieder, beleuchtet einen Stapel zerfledderter Hefte, die als Unterrichtsmaterial dienen. Doch das hier ist noch eine vergleichsweise gut ausgestattete Schule, wie die Helfer aus Brandenburg feststellen werden. Das mit Spenden finanzierte Solarstrom-Projekt soll auch der besseren Akzeptanz des Umwelt- und Naturschutzes dienen, erklärt Helder Mandlate.
Der 39-Jährige ist stellvertretender Leiter des 7.000 Quadratkilometer großen Nationalparks Banhine, an dessen Rand 13 bitterarme Dörfer liegen. Banhines Ranger haben viele Dörfler wegen Wilderns festgenommen, erzählt Helder Mandlate.
"Wenn wir heute in die Dörfer kommen, werden wir anders angesehen. Heute sehen sie uns als Partner, die ihnen helfen und die man respektiert. Daher das Projekt jetzt, Licht in die Schulen zu bringen: Das ist für uns sehr wichtig."
Die Sonne brennt vom stahlblauen Himmel, 40 Grad Hitze: Im Dorf Mungaze hat sich die Bevölkerung im Schatten großer Cashew-Bäume versammelt.
Hier werden 80 Kinder in zwei kleinen Lehmhütten unterrichtet. Das Budget reiche hinten und vorne nicht, sagt Schuldirektor Francisco Rafael Milambo. Dazu komme, dass viele Eltern Bildung keine Bedeutung beimäßen, ihre Kinder nicht zur Schule schickten.
Weiterführende Schulen nur in größeren Siedlungen
Harald Nawrotzky klettert schweißüberströmt auf das Wellblechdach einer der Schul-Hütten, um dort ein Solarmodul anzuschrauben. Währenddessen betont Direktor Milambo den Wert der Bildung nicht nur für die Kinder der Buschdörfer.
"Die Regierung unterstützt die Erwachsenenbildung. Hier hilft uns die Solaranlage: Die Erwachsenen haben tagsüber keine Zeit, sie arbeiten auf den Feldern oder zu Hause. Also können sie nur abends in die Schule kommen und etwas lernen. Dafür brauchen wir Licht, also Strom. Darum ist so eine Solaranlage sehr, sehr wichtig. Denn die meisten Erwachsenen hier haben keine Schulbildung, sind Analphabeten."
2015 machten in Mosambik nur zehn Prozent der Mädchen und nicht einmal jeder fünfte Junge Abschluss nach der siebten Klasse. Denn weiterführende Schulen gibt es nur in den größeren Siedlungen. Im Verwaltungszentrum Dindiza zum Beispiel, 80 Kilometer von Mungaze entfernt, auf den schlechten Pisten mehrere Stunden Fahrt. Die Kinder müssten also dort untergebracht werden. Doch das können sich die armen Familien nicht leisten.
Am Abend ist die Solaranlage fertig installiert, das Licht brennt. Ein kleiner Teilerfolg auf dem langen und mühsamen Weg in eine bessere Zukunft.