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Russland feiert Wladimir Putins Auftritt in New York

Wladimir Putins Rede vor der UNO, seine Haltung zum Syrien-Konflikt und das Treffen mit US-Präsident Obama wird in Russland in allen Medien gefeiert. Konstruktiv und verantwortungsvoll sei der Präsident gewesen. Nur auf Internetplattformen gibt es Kritik an den Auftritten des Kreml-Chefs.

Von Gesine Dornblüth | 29.09.2015
    US-Präsident Barack Obama und Russlands Staatsoberhaupt Wladimir Putin geben sich die Hände.
    US-Präsident Barack Obama und Russlands Staatsoberhaupt Wladimir Putin sprechen wieder miteinander. (ap/Harnik)
    Wladimir Putin hatte seine Rede vor der UNO-Vollversammlung kaum beendet, da gab der Nahostexperte Vitali Naumkin von der Russischen Akademie der Wissenschaften im russischen Staatsfernsehen eine erste Einschätzung.
    "Der Geist der Rede war überaus konstruktiv. Geprägt von Verantwortung für den Frieden, die unseren Partnern fehlt. Putin hat die amerikanische Politik sehr korrekt kritisiert. Im Unterschied zu den groben Angriffen in Obamas Rede hat Putin das sehr schön gemacht."
    Putins Auftritt in New York ist das Topthema im russischen Fernsehen, und die Reporterin des Staatssenders Rossija 24 verbirgt ihre Bewunderung für den Präsidenten nicht:
    "Von New York hat Russlands Präsident während seines Besuchs der UNO-Vollversammlung natürlich nicht gesehen. Direkt vom Flugplatz zum East River. Übernachten wollte er ohnehin nicht. Sein unglaublich gedrängtes Programm in den USA passte in zehn Stunden."
    Kritiker sehen Ablenkungsmanöver von der Ukraine
    Kommunistenchef Gennadi Zjuganow lobte Putins Rede als ehrlich und gut argumentiert. Kritik wird hingegen in dem unabhängigen Internetsender "Doschd" laut, dort kam der kremlkritische Politologe Dmitrij Oreschkin zu Wort.
    "Putin hat seine Möglichkeiten ausgeschöpft. Nachdem er das unerwartete Kunststück mit Syrien vollzogen hat, war klar, dass er der Welt die Hand reichen und über eine Koalition reden würde. Sein Ziel ist es, die öffentliche Aufmerksamkeit von einer sich abzeichnenden Niederlage in der Ostukraine umzulenken darauf, wie toll er – virtuell und theoretisch - Obama besiegt, indem er ihm ein Gesprächsthema diktiert.
    In Moskau ist immer noch ein Thema, wer wen um das Gespräch gebeten hatte: Putin oder Obama? Russlands Präsident unterstrich auch heute Nacht noch einmal, das Weiße Haus habe angefragt. Das russische Staatsfernsehen zeigt nun heute ein Foto, auf dem zu sehen sein soll, wer wem bei der Begrüßung in New York zuerst die Hand entgegenstreckte: Obama.
    Die Diskussionen um die Inhalte von Putins Rede, um eine mögliche russisch-amerikanische oder sogar internationale Kooperation in Syrien, treten darüber in den Hintergrund. Präsident Putin schließt den Einsatz russischer Bodentruppen aus, hält eine Beteiligung des russischen Militärs an Luftschlägen aber für möglich, sofern diese von Assad gewünscht oder vom UNO-Sicherheitsrat genehmigt seien. Die russische Zeitung "RBK" veröffentlicht heute eine Meinungsumfrage des unabhängigen Levada-Instituts. Demnach unterstützen nur 15 Prozent der Befragten die Entsendung russischer Truppen nach Syrien. Mehr als zwei Drittel sind dagegen.