Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder wandern wir alle zusammen in ein musikhistorisches Oberseminar, oder wir fassen die ganze Angelegenheit kurz und schmerzhaft so zusammen: In Innsbruck begannen die Festwochen Alter Musik mit einem eher merkwürdigen Stück Musiktheater. Na gut, hier zumindest ein paar weitere Details.
"La clemenza di Tito" entstand kurz vor Mozarts Tod 1791, es geht um einen recht milden Herrscher, dem weder Schmähreden noch Mordanschläge etwas ausmachen. Tito hat einen jungen Genossen namens Sesto (eine Hosenrolle). Sesto schätzt jedoch nicht nur seinen Herrscher, sondern auch Vitellia, deren Vater Tito auf dem Gewissen hat. Brechen wir hier einmal ab und wenden uns der Musik zu.
Mozarts "Tito" ist eine Opera seria, die nach der Uraufführung rasch Verbreitung fand und diverse Male bearbeitet wurde. In Innsbruck spielt man eine Wiener Fassung aus dem Jahr 1804. Fünf Stücke stammen dabei nicht von Mozart, es gibt Arien und ein Duett von Joseph Weigl (einem Patenkind Joseph Haydns) und Johann Simon Mayr. Solche 'Fremdkörper' wurden oft deshalb integriert, um bestimmten Sängern bessere Entfaltungsmöglichkeiten zu geben oder natürlich auch, damit die 'Einleger' ihrer Eitelkeit frönen konnten.
Prinzipiell ist gegen eine solche Aufführung ja nichts zu sagen, allerdings überzeugen die Alternativstücke im vorliegenden Fall eher weniger. Lediglich Mayrs Tito-Arie im zweiten Akt besticht durch kraftvolle Eigenständigkeit. Am Pult der Academia Montis Regalis steht Alessandro De Marchi, der als Nachfolger des legendären René Jacobs in Innsbruck bisher recht Unterschiedliches darbot.
Sein "Tito" ist leider einer altbackenen Musikästhetik verhaftet, gediegen arbeiten sich die Musiker durch die Partitur, recht zäh tönen die von Violoncello und Kontrabass begleiteten Rezitative. Auch die Sänger fügen sich in De Marchis trockene Formsprache teilweise viel zu gut ein, immerhin gelingen Kate Aldrich als Sesto und Nina Bernsteiner als Vitellia ein paar große Momente. Carlo Allemano singt den Tito mit unangestrengtem, weichen Tenor – was ja durchaus zur Rolle passt. Recht schön klingen die von Claudio Chiavazza einstudierten Chöre, wobei man bei der Intonation streckenweise noch nachbessern müsste.
Regisseur Christoph von Bernuth beschränkt sich aufs bloße Heruntererzählen der Handlung, in einem arg simplen Bühnenbild von Oliver Helf. Der Herrscher sitzt auf einem überdimensionalen Stuhl, darunter agiert das übrige Personal. Vor der Pause folgt ein Brandanschlag, danach sieht man die Reste dieses besonderen Throns, einen herabgestürzten Lüster und verkohlte Wände.
Ein Hauch von Interpretation ist die recht deutlich werdende Liebesbeziehung zwischen Sesto und dem Herrscher, was auch durch eine sonst nicht zu hörende Musiknummer legitimiert wird. Das Volk trägt mittel schickes Alltagsschwarz und fuchtelt mit Tito-Fähnchen herum, die Kostüme der Solisten sind wiederum recht bunt und sollen wohl leicht historisierend wirken, die Personenregie geht gelegentlich ins Hysterische. Um es milde auszudrücken: Es gibt in jeder Hinsicht noch Luft nach oben.
"La clemenza di Tito" entstand kurz vor Mozarts Tod 1791, es geht um einen recht milden Herrscher, dem weder Schmähreden noch Mordanschläge etwas ausmachen. Tito hat einen jungen Genossen namens Sesto (eine Hosenrolle). Sesto schätzt jedoch nicht nur seinen Herrscher, sondern auch Vitellia, deren Vater Tito auf dem Gewissen hat. Brechen wir hier einmal ab und wenden uns der Musik zu.
Mozarts "Tito" ist eine Opera seria, die nach der Uraufführung rasch Verbreitung fand und diverse Male bearbeitet wurde. In Innsbruck spielt man eine Wiener Fassung aus dem Jahr 1804. Fünf Stücke stammen dabei nicht von Mozart, es gibt Arien und ein Duett von Joseph Weigl (einem Patenkind Joseph Haydns) und Johann Simon Mayr. Solche 'Fremdkörper' wurden oft deshalb integriert, um bestimmten Sängern bessere Entfaltungsmöglichkeiten zu geben oder natürlich auch, damit die 'Einleger' ihrer Eitelkeit frönen konnten.
Prinzipiell ist gegen eine solche Aufführung ja nichts zu sagen, allerdings überzeugen die Alternativstücke im vorliegenden Fall eher weniger. Lediglich Mayrs Tito-Arie im zweiten Akt besticht durch kraftvolle Eigenständigkeit. Am Pult der Academia Montis Regalis steht Alessandro De Marchi, der als Nachfolger des legendären René Jacobs in Innsbruck bisher recht Unterschiedliches darbot.
Sein "Tito" ist leider einer altbackenen Musikästhetik verhaftet, gediegen arbeiten sich die Musiker durch die Partitur, recht zäh tönen die von Violoncello und Kontrabass begleiteten Rezitative. Auch die Sänger fügen sich in De Marchis trockene Formsprache teilweise viel zu gut ein, immerhin gelingen Kate Aldrich als Sesto und Nina Bernsteiner als Vitellia ein paar große Momente. Carlo Allemano singt den Tito mit unangestrengtem, weichen Tenor – was ja durchaus zur Rolle passt. Recht schön klingen die von Claudio Chiavazza einstudierten Chöre, wobei man bei der Intonation streckenweise noch nachbessern müsste.
Regisseur Christoph von Bernuth beschränkt sich aufs bloße Heruntererzählen der Handlung, in einem arg simplen Bühnenbild von Oliver Helf. Der Herrscher sitzt auf einem überdimensionalen Stuhl, darunter agiert das übrige Personal. Vor der Pause folgt ein Brandanschlag, danach sieht man die Reste dieses besonderen Throns, einen herabgestürzten Lüster und verkohlte Wände.
Ein Hauch von Interpretation ist die recht deutlich werdende Liebesbeziehung zwischen Sesto und dem Herrscher, was auch durch eine sonst nicht zu hörende Musiknummer legitimiert wird. Das Volk trägt mittel schickes Alltagsschwarz und fuchtelt mit Tito-Fähnchen herum, die Kostüme der Solisten sind wiederum recht bunt und sollen wohl leicht historisierend wirken, die Personenregie geht gelegentlich ins Hysterische. Um es milde auszudrücken: Es gibt in jeder Hinsicht noch Luft nach oben.