Mpox
Ein Virus breitet sich in Afrika aus

Eine neue, gefährlichere Variante des Mpox-Virus breitet sich in Afrika aus, zur Sorge der WHO. Auch in Europa gibt es bestätigte Fälle - droht eine neue Pandemie? Experten befürchten das nicht: es gibt wirksame Gegenmittel.

    Eine Illustration des Mpox-Virus: Ein rundlicher Körper mit Knuppel an der Oberfläche.
    Gefährlicher Erreger: Das Mpox-Virus breitet sich momentan in Zentralafrika aus, die WHO ist alarmiert. (IMAGO / Science Photo Library)
    Die Weltgesundheitsorganisation WHO ist alarmiert: Das Mpox-Virus, früher „Affenpocken“ genannt, breitet sich in Afrika weiter aus. Wegen einer neuen Variante hat die WHO ihre höchste Alarmstufe - "weltweite Notlage" - ausgerufen. Behörden sollen alarmiert werden, damit sie sich auf mögliche Ausbrüche vorbereiten. Welche Maßnahmen ergriffen werden, entscheidet jedes Land selbst.
    Der Schwerpunkt der Infektionen liegt in Zentralafrika. Die Gesundheitsbehörde CDC Africa verzeichnete seit Jahresbeginn fast 19.000 Fälle, die meisten davon in der Demokratischen Republik Kongo. 541 Menschen seien an der Krankheit verstorben. Die WHO geht von noch höheren Krankheitsfällen aus, weil nicht ausreichend Testmöglichkeiten vorhanden sind.
    Auch Schweden und Pakistan melden Mpox-Fälle. Bei der betroffenen Person in der Region Stockholm konnte die neue Variante des Virus bestätigt werden. Bereits im Jahr 2022 machten Mpox-Infektionen weltweit Schlagzeilen. Damals gab es Ausbrüche in mehr als 100 Ländern.

    Inhalt

    Was ist Mpox?

    Mpox, früher "Affenpocken" genannt, ist eine durch das gleichnamige Virus ausgelöste Erkrankung. Es handelt sich dabei um ein Doppelstrang-DNA-Virus der Gattung Orthopoxvirus, in Deutschland auch als Säugerpocken bezeichnet. Das Virus ist eng verwandt mit dem seit mehr als 200 Jahren als Pockenschutzimpfstoff eingesetzten Vacciniavirus (Kuhpocken) sowie mit Variolaviren, den Erregern der „echten“ Pocken.
    Erstmals beobachtet wurde das Mpox-Virus 1958 bei Makaken-Affen in Gefangenschaft. Damals entstand die Bezeichnung Affenpocken. Es handelt sich um eine Zoonose, also um eine von Tieren auf den Menschen übertragene Infektionskrankheit.

    Warum heißen "Affenpocken" jetzt Mpox?

    Der Name "Affenpocken" ist allerdings irreführend. Heute weiß man: Affen sind eigentlich Fehlwirte und ebenfalls Opfer des Virus, die ursprünglichen Reservoirtiere sind sie nicht. In Verdacht stehen afrikanische Nagetiere, unter anderem Spitzmäuse und Eichhörnchen, bei denen das Virus schon nachgewiesen wurde.
    Seit 2022 empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), den Begriff Mpox statt "Monkeypox" bzw. "Affenpocken" zu verwenden. Begründet wurde der Schritt damit, dass im Zusammenhang mit der Bezeichnung Monkeypox rassistische und stigmatisierende Äußerungen beobachtet worden waren.
    Bei Menschen wurden Mpox erstmals 1970 in der Demokratischen Republik Kongo identifiziert. Seitdem werden Infektionen bei Menschen in Afrika regelmäßig beobachtet, in West- und Zentralafrika gilt das Virus als endemisch.

    Der weltweite Ausbruch 2022

    Vor dem weltweiten Ausbruch seit Mai 2022 gab es nur wenige nachgewiesene Fälle von Mpox außerhalb des afrikanischen Kontinents. Alle diese Fälle konnten auf vorangegangene Aufenthalte in endemischen Gebieten wie Nigeria oder auf Tierimporte zurückgeführt werden.
    Für die Mehrzahl der seit Anfang Mai 2022 in verschiedenen Ländern Europas sowie Nord- und Südamerikas aufgetretenen Fälle gilt das nicht. Dies und die Häufung der Mpox-Fälle außerhalb Europas waren ein neues Phänomen.

    Wie wird Mpox von Mensch zu Mensch übertragen?

    Die Infektion von Menschen mit dem Mpox-Virus erfolgte früher in der Regel durch den direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder deren Fleisch. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch war zunächst selten.
    Doch das änderte sich: Übertragungen erfolgen über enge, vor allem sexuelle Kontakte, so das Robert-Koch-Institut (RKI). Demzufolge infiziert man sich durch den direkten Kontakt von Haut oder Schleimhaut mit Körperflüssigkeiten oder mit den typischen Hautveränderungen bei Mpox. „Auch eine Tröpfcheninfektion ist möglich“, erklärt Virologin Asisa Volz, „allerdings wurde das bisher nur in wenigen Einzelfällen nachgewiesen.“ Welche Rolle diese Form der Ausbreitung im Moment spiele, könne man ohne Daten jedoch nicht einschätzen.
    Die Inkubationszeit nach einer Infektion liegt dem RKI zufolge in Endemiegebieten meist bei fünf bis 21 Tagen. In dem weltweiten Ausbruch 2022 wurden auch kürzere Inkubationszeiten von ein bis vier Tagen berichtet.
    Ein Vorteil ist laut Virologin Volz, dass ein Erkrankter andere Menschen in aller Regel erst dann anstecken kann, wenn klinische Symptome auftreten. Entsprechende Vorsichtsmaßnahmen seien deshalb wirksam.

    Wie gefährlich ist Mpox?

    Die Gefährlichkeit des Mpox-Virus ist unter anderem von der Variantengruppe abhängig. Die Forschung unterscheidet zwei: eine zentralafrikanische Gruppe ("Klade I") und eine westafrikanische ("Klade II"). Erstere gilt als krankmachender.
    Westafrikanische Variante
    Im Jahr 2022 verbreitete sich in Europa und Nordamerika die westafrikanische Variante – mit überwiegend milden Verläufen wie etwa Fieber und einzelnen Pockenbläschen auf Haut oder Schleimhaut. Ein höheres Risiko für schwere Verläufe oder Todesfälle haben vor allem sehr junge und immunsupprimierte oder -geschwächte Personen, etwa HIV- oder Tumorpatienten.
    In Europa gibt es laut WHO monatlich rund 100 Mpox-Infektionen. In Deutschland sind keine Todesfälle infolge vom Mpox bekannt.
    Zentralafrikanische Variante
    Bei den zentralafrikanischen Varianten liegt die in Studien errechnete Sterblichkeit bei etwa elf Prozent - höher als bei der westafrikanischen. In einer Studie aus dem Jahr 2005 wurde bei den zentralafrikanischen Varianten unter anderem eine leichtere Ansteckung und höhere Ansteckungsraten festgestellt, zudem eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung und schwerere Krankheitsverläufe.

    Was ist das Besondere an der neuen Virusvariante?

    Die in der DR Kongo festgestellte neue Virusvariante wird mit „Klade Ib“ bezeichnet. Sie gehört damit zu der zentralafrikanischen Mpox-Variante. Sie gilt als gefährlicher. Doch vieles ist noch nicht bekannt. Etwa ob sie tödlicher ist. Auch wissen Forschende noch nicht, ob andere Faktoren für einen schweren Verlauf der Erkrankung ausschlaggebend sind, wie der allgemeine Gesundheitszustand, eine HIV-Erkrankung oder die medizinische Versorgung nach einer Infektion.
    Was eine Rolle spielt, ist das Alter. Die Gefahr an Mpox zu sterben, ist bei Kindern in der DR Kongo höher. Vor allem wenn sie klein oder unterernährt sind.
    Nach jetzigem Verständnis stecken sich die meisten Menschen beim direkten Hautkontakt an, sagt die Virologin Asisa Volz, und zwar, wenn bereits klinische Symptome vorhanden sind. Denn die Pocken beinhalten "eine sehr große Virusmenge".

    Übertragung von Mpox noch unsicher

    Infektionen könnten auch ohne Haut- und Sexualkontakten zwischen Menschen erfolgen. So wurden in einer Schule Erkrankungen bei Kindern festgestellt, die mit einem Infizierten gespielt hatten. Ob und welche Rolle sogenannte Tröpfcheninfektion beim aktuellen Ausbruch spielen, ist noch unklar, sagt Volz.
    „Klade Ib“ breitet sich im Osten der DR Kongo aus. Nach Angaben der Regierung in Kinshasa verläuft der Anstieg der Zahlen exponentiell. Die betroffene Region ist ein Bürgerkriegsgebiet. Dort leben Menschen auf engstem Raum in Flüchtlingscamps. Es herrscht Mangel an Hygiene und medizinischer Versorgung. Das begünstigt die Ausbreitung des Mpox-Erregers.
    In der Region gibt es in Goma einen internationalen Flughafen. So ist eine weltweite Ausbreitung möglich. Deswegen sei es umso wichtiger, Fälle frühzeitig zu erkennen und die Ausbreitung einzudämmen, unterstreicht Roman Wölfel vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München.

    Wie lässt sich eine Mpox-Infektion erkennen?

    Erste Symptome von Mpox:
    • Fieber
    • Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen
    • geschwollene Lymphknoten
    • einige Tage nach dem ersten Fieber treten krankhafte Hautveränderungen ein, die häufig im Gesicht beginnen und dann auf andere Körperteile übergreifen
    Bei einigen Fällen beim weltweiten Ausbruch seit Mai 2022 begannen die Hautveränderungen im Bereich der Harn- und Geschlechtsorgane, berichtet das Robert-Koch-Institut.
    Nach dem Auftreten erster begrenzter Farbveränderungen (Macula) durchlaufen die Hautveränderungen weitere Stadien: Knötchen (Papula), Bläschen (Vesikula) und Eiterbläschen (Pustula). Diese verkrusten schließlich und fallen ab. Die meisten Menschen erholen sich innerhalb weniger Wochen wieder.
    Infizierte sind so lange ansteckend, bis alle Krusten abgefallen und durch neue Haut ersetzt sind. Das kann mehrere Wochen dauern. Häufig kommt es darüber hinaus zu Sekundärinfektionen durch Bakterien. Infolge einer Mpox-Erkrankung können Narben zurückbleiben, in seltenen Fällen ist auch Erblindung möglich.
    Das Bild aus dem Jahr 1997 entstand während einer Untersuchung eines Ausbruchs von Mpox in der Demokratischen Republik Kongo und zeigt die Handflächen eines Patienten mit einem Mpox-Fall.
    Gefährliche Zoonose: Ein Symptom der Mpox sind krankhafte Hautveränderungen, die oft im Gesicht beginnen und auf andere Körperteile - wie die Hände - übergreifen. (picture alliance / BSIP / CDC / IMAGE POINT FR)
    Diagnostisch kann die Infektion durch etablierte Virus-spezifische PCR-Verfahren und Sequenzierung sowie klassische elektronenmikroskopische Untersuchungen nachgewiesen werden.
    Die vom RKI empfohlenen Quarantäne-Regeln sind hier zusammengefasst.

    Kann man Mpox behandeln und gibt es eine Impfung?

    Es gibt keine spezifische Behandlung für Mpox. Die Therapie erfolgt vor allem unterstützend und symptomatisch. Erkrankte bekommen Medikamente gegen Fieber und gegen Schmerzen.
    Wichtig ist vor allem, das Auftreten einer bakteriellen Superinfektion zu verhindern. Auch eine nachträgliche Impfung mit einem zugelassen Pockenvakzin kann zur Behandlung von Mpox eingesetzt werden.
    Laut RKI wird eine Impfung gegen Mpox nur bestimmten Personengruppen empfohlen. Eine Impfung anderer Bevölkerungsgruppen ist demnach, basierend auf der aktuellen Risiko-Nutzen-Bewertung, nicht notwendig und nicht empfohlen. Für die Impfung stehe der in der EU zugelassene Pockenimpfstoff "Imvanex" zur Verfügung.
    Um die regionale Ausbreitung einzudämmen will die EU-Kommission afrikanischen Ländern Impfstoff zur Verfügung stellen. Demnach sollen dem Afrikanischen Zentrum für Seuchenkontrolle und -prävention rund 175.000 Impfdosen gespendet werden.[

    ww, nin, bth, rzr, jk

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