Gerwald Herter: Es ist vollbracht und doch bleibt es spannend. Mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht hat die frühere Eiskunstläuferin Katarina Witt das sogenannte Bewerbungsbuch Münchens für die Olympischen Spiele 2018 gestern in Lausanne übergeben. Im Juli soll die Entscheidung fallen. Mein Kollege Dirk-Oliver Heckmann hat Peter Fahrenholz von der "Süddeutschen Zeitung" gefragt, ob München aus seiner Sicht den Zuschlag erhalten wird?
Peter Fahrenholz: Gut, das kann, glaube ich, im Moment keiner sagen, weil das ein bisschen Kaffeesatzleserei wäre, wie sich schon bei vergangenen Bewerbungen gezeigt hat, das IOC keineswegs immer nach den Kriterien geht, wer hat die beste Bewerbung vorgelegt, wer hat das schlüssigste Konzept, sondern weil da natürlich vielfältige politische Überlegungen mit einfließen, die einzelnen Delegierten bewegen, also wer kriegt die übernächsten Sommerspiele, was ist günstiger, das nach Europa, oder nach Asien zu geben. Diese ganzen Ränkespiele hinter den Kulissen kann man schwer abschätzen. Ginge es allein nach dem Konzept, hat München eigentlich sehr gute Karten, weil das Konzept relativ schlüssig ist und viele Vorteile bietet, die bei den anderen Bewerbern so nicht vorhanden sind.
Dirk-Oliver Heckmann: Herr Fahrenholz, wie hinderlich ist da die Tatsache, dass es jetzt diesen Streit um die Grundstücke gibt? Es geht ja um 59 Grundeigentümer, die ihre Grundstücke nicht hergeben möchten. Mittlerweile sollen es 63 sein. Ist das ein Argument, das aus der Sicht des IOC gegen den Austragungsort München sprechen könnte?
Fahrenholz: Nun, es hat natürlich bei allen Austragungsorten immer irgendwelche Querelen und Schwierigkeiten gegeben. Es ist sicherlich für die Münchener Bewerbung nicht schön, dass dieses Problem in Garmisch nicht bereits jetzt gelöst ist. Man hat möglicherweise die Sache auch zu lange nicht ausreichend ernst genommen. Andererseits bleibt aber noch genügend Zeit, dieses Problem zu lösen. Es gibt auch Alternativplanungen und es ist natürlich keineswegs so, anders als gerne der Eindruck erweckt wird, dass das jetzt alle Garmischer Bauern sind, die sozusagen aus Sorge um ihre Heimat ihre Grundstücke nicht hergeben wollen. Es stecken da natürlich auch egoistische Motive mit drin. Es gibt Grundeigentümer, die erwarten sich eine bestimmte Gegenleistung von der Gemeinde für ihre Zustimmung. Da kann noch sehr viel geklärt werden. Ich denke nicht, dass das ein entscheidender Hinderungsgrund sein wird, weil das IOC bei seiner Bewertung im Grunde genommen davon ausgeht, dass die Bewerbungsgesellschaft und die Ausrichter bis zu dem Zeitpunkt, wo auch die Evaluierungskommission sich das alles anguckt im Jahr und bis es dann letztendlich so weit sein wird, die entsprechenden Garantien, die ja abgegeben worden sind, auch einlösen wird.
Heckmann: Das heißt, am Ende werden dann Entschädigungen stehen beziehungsweise Enteignungen inklusive Entschädigungen?
Fahrenholz: Enteignungen sind sicherlich der allerletzte Schritt. Die sind aber natürlich rechtlich möglich, weswegen man sich im Endeffekt auch nicht so viele Sorgen macht. Ich denke, dass der Enteignungsschritt eher nicht erfolgen wird. Ich könnte mir vorstellen, dass es in einigen strittigen Fällen einfach irgendwann eine Einigung geben wird. Da wird natürlich auch um viel Geld gepokert, es wird um Baurechte gepokert, es wird um alles gepokert, über was in Gemeinden immer Streit herrscht, und ich denke, dass da auch noch Einigungen möglich sind.
Heckmann: Was sind das eigentlich für Leute, die jetzt da diesen Widerstand organisieren? Sie sagten gerade eben schon, man sollte sich nicht vorstellen, dass das alles jetzt irgendwelche örtliche Bauern seien.
Fahrenholz: Nein. Es ist in der Tat eine sehr gemischte Gruppe von Leuten. Es sind Bauern dabei, aber die Mehrheit der Grundeigentümer, die da jetzt dagegen sind, sind keineswegs Landwirte, die diese Flächen landwirtschaftlich nutzen wollen oder auch nutzen. Die gibt es auch, aber es gibt eben auch Grundeigentümer, die beispielsweise von der Gemeinde ein attraktiveres Baurecht auf ihren Grundstücken haben wollen nach den Olympischen Spielen und daran ihre Zustimmung knüpfen. Da geht es natürlich auch um viel Geld, weil wer beispielsweise in einem bisher geschützten Außenbereich plötzlich bauen kann, der kann daraus natürlich einen gewaltigen Vorteil ziehen. Es gibt natürlich auch, sage ich jetzt mal, besorgte Naturschützer, das ist keine Frage, die einfach die Angst haben, dass zu starke Eingriffe für Olympia in die Natur erfolgen, dass beispielsweise Pistenschutzzonen plötzlich vorgeschrieben werden, die nötig machen, dass in größerem Umfang Bäume gefällt werden müssen. Diese Leute gibt es auch und es gibt natürlich auch ganz prinzipielle Olympiagegner, die einfach finden, dass Olympia sich zu einer Kommerzveranstaltung entwickelt hat, gesteuert von einem Sportverband mit undurchschaubaren Strukturen.
Heckmann: Wie schwerwiegend, Herr Fahrenholz, sind denn die Argumente, die in Richtung Naturschutz beispielsweise zielen?
Fahrenholz: Ich glaube, dass diese Argumente nicht so schwerwiegend sind, wie die Kritiker behaupten, denn eines ist, glaube ich, unbestreitbar: Das Münchener Olympiakonzept hat relativ viele Maßnahmen bereits in dem Konzept eingebaut, die explizit dem Naturschutz dienen beziehungsweise auf Nachhaltigkeit ausgelegt sind. So soll beispielsweise das Olympische Dorf in München alles in Niedrigenergiebauweise errichtet werden. Es sind eine ganze Menge Punkte, ich glaube, es sind insgesamt 18 Punkte, die dieses Umweltschutzkonzept beinhaltet, drin. Man kann sicher über jeden einzelnen Punkt streiten. Nur man wird nicht behaupten können, dass der ganze Gesichtspunkt Natur- und Umweltschutz überhaupt nicht beachtet worden wäre.
Herter: Peter Fahrenholz, Ressortleiter München Region und Bayern bei der "Süddeutschen Zeitung", im Gespräch mit meinem Kollegen Dirk-Oliver Heckmann.
Peter Fahrenholz: Gut, das kann, glaube ich, im Moment keiner sagen, weil das ein bisschen Kaffeesatzleserei wäre, wie sich schon bei vergangenen Bewerbungen gezeigt hat, das IOC keineswegs immer nach den Kriterien geht, wer hat die beste Bewerbung vorgelegt, wer hat das schlüssigste Konzept, sondern weil da natürlich vielfältige politische Überlegungen mit einfließen, die einzelnen Delegierten bewegen, also wer kriegt die übernächsten Sommerspiele, was ist günstiger, das nach Europa, oder nach Asien zu geben. Diese ganzen Ränkespiele hinter den Kulissen kann man schwer abschätzen. Ginge es allein nach dem Konzept, hat München eigentlich sehr gute Karten, weil das Konzept relativ schlüssig ist und viele Vorteile bietet, die bei den anderen Bewerbern so nicht vorhanden sind.
Dirk-Oliver Heckmann: Herr Fahrenholz, wie hinderlich ist da die Tatsache, dass es jetzt diesen Streit um die Grundstücke gibt? Es geht ja um 59 Grundeigentümer, die ihre Grundstücke nicht hergeben möchten. Mittlerweile sollen es 63 sein. Ist das ein Argument, das aus der Sicht des IOC gegen den Austragungsort München sprechen könnte?
Fahrenholz: Nun, es hat natürlich bei allen Austragungsorten immer irgendwelche Querelen und Schwierigkeiten gegeben. Es ist sicherlich für die Münchener Bewerbung nicht schön, dass dieses Problem in Garmisch nicht bereits jetzt gelöst ist. Man hat möglicherweise die Sache auch zu lange nicht ausreichend ernst genommen. Andererseits bleibt aber noch genügend Zeit, dieses Problem zu lösen. Es gibt auch Alternativplanungen und es ist natürlich keineswegs so, anders als gerne der Eindruck erweckt wird, dass das jetzt alle Garmischer Bauern sind, die sozusagen aus Sorge um ihre Heimat ihre Grundstücke nicht hergeben wollen. Es stecken da natürlich auch egoistische Motive mit drin. Es gibt Grundeigentümer, die erwarten sich eine bestimmte Gegenleistung von der Gemeinde für ihre Zustimmung. Da kann noch sehr viel geklärt werden. Ich denke nicht, dass das ein entscheidender Hinderungsgrund sein wird, weil das IOC bei seiner Bewertung im Grunde genommen davon ausgeht, dass die Bewerbungsgesellschaft und die Ausrichter bis zu dem Zeitpunkt, wo auch die Evaluierungskommission sich das alles anguckt im Jahr und bis es dann letztendlich so weit sein wird, die entsprechenden Garantien, die ja abgegeben worden sind, auch einlösen wird.
Heckmann: Das heißt, am Ende werden dann Entschädigungen stehen beziehungsweise Enteignungen inklusive Entschädigungen?
Fahrenholz: Enteignungen sind sicherlich der allerletzte Schritt. Die sind aber natürlich rechtlich möglich, weswegen man sich im Endeffekt auch nicht so viele Sorgen macht. Ich denke, dass der Enteignungsschritt eher nicht erfolgen wird. Ich könnte mir vorstellen, dass es in einigen strittigen Fällen einfach irgendwann eine Einigung geben wird. Da wird natürlich auch um viel Geld gepokert, es wird um Baurechte gepokert, es wird um alles gepokert, über was in Gemeinden immer Streit herrscht, und ich denke, dass da auch noch Einigungen möglich sind.
Heckmann: Was sind das eigentlich für Leute, die jetzt da diesen Widerstand organisieren? Sie sagten gerade eben schon, man sollte sich nicht vorstellen, dass das alles jetzt irgendwelche örtliche Bauern seien.
Fahrenholz: Nein. Es ist in der Tat eine sehr gemischte Gruppe von Leuten. Es sind Bauern dabei, aber die Mehrheit der Grundeigentümer, die da jetzt dagegen sind, sind keineswegs Landwirte, die diese Flächen landwirtschaftlich nutzen wollen oder auch nutzen. Die gibt es auch, aber es gibt eben auch Grundeigentümer, die beispielsweise von der Gemeinde ein attraktiveres Baurecht auf ihren Grundstücken haben wollen nach den Olympischen Spielen und daran ihre Zustimmung knüpfen. Da geht es natürlich auch um viel Geld, weil wer beispielsweise in einem bisher geschützten Außenbereich plötzlich bauen kann, der kann daraus natürlich einen gewaltigen Vorteil ziehen. Es gibt natürlich auch, sage ich jetzt mal, besorgte Naturschützer, das ist keine Frage, die einfach die Angst haben, dass zu starke Eingriffe für Olympia in die Natur erfolgen, dass beispielsweise Pistenschutzzonen plötzlich vorgeschrieben werden, die nötig machen, dass in größerem Umfang Bäume gefällt werden müssen. Diese Leute gibt es auch und es gibt natürlich auch ganz prinzipielle Olympiagegner, die einfach finden, dass Olympia sich zu einer Kommerzveranstaltung entwickelt hat, gesteuert von einem Sportverband mit undurchschaubaren Strukturen.
Heckmann: Wie schwerwiegend, Herr Fahrenholz, sind denn die Argumente, die in Richtung Naturschutz beispielsweise zielen?
Fahrenholz: Ich glaube, dass diese Argumente nicht so schwerwiegend sind, wie die Kritiker behaupten, denn eines ist, glaube ich, unbestreitbar: Das Münchener Olympiakonzept hat relativ viele Maßnahmen bereits in dem Konzept eingebaut, die explizit dem Naturschutz dienen beziehungsweise auf Nachhaltigkeit ausgelegt sind. So soll beispielsweise das Olympische Dorf in München alles in Niedrigenergiebauweise errichtet werden. Es sind eine ganze Menge Punkte, ich glaube, es sind insgesamt 18 Punkte, die dieses Umweltschutzkonzept beinhaltet, drin. Man kann sicher über jeden einzelnen Punkt streiten. Nur man wird nicht behaupten können, dass der ganze Gesichtspunkt Natur- und Umweltschutz überhaupt nicht beachtet worden wäre.
Herter: Peter Fahrenholz, Ressortleiter München Region und Bayern bei der "Süddeutschen Zeitung", im Gespräch mit meinem Kollegen Dirk-Oliver Heckmann.