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Nach Milliardenverlust 2015
VW macht wieder Gewinn

Nachdem Volkswagen 2015 einen Milliardenverlust eingefahren hat, standen im vergangenen Jahr wieder schwarze Zahlen unter der Bilanz. Das verdankt der Konzern vor allem seiner Marktmacht in China und seinen profitablen Tochtermarken. Dennoch bleiben Unsicherheiten mit Blick auf die Zukunft.

Von Alexander Budde | 14.03.2017
    Das Volkswagen-Logo im VW-Hauptsitz in Wolfsburg.
    Das Volkswagen-Logo im VW-Hauptsitz in Wolfsburg. (AFP / RONNY HARTMANN)
    Im Krisenjahr 2016 lieferte Volkswagen mehr als 10 Millionen Automobile aus. Damit liegt der Zwölf-Marken-Konzern beim weltweiten Absatz um einen Kühlergrill vor dem Rivalen Toyota. Der Umsatz stieg insgesamt auf gut 217 Milliarden Euro, unterm Strich VW-Lenker Matthias Müller hat den Kulturwandel ausgerufen – und übt sich auf der Bilanzpressekonferenz in lobender Bescheidenheit:
    "Das Jahr 2016 war deshalb für uns viel mehr als Diesel. Wir haben die Weichen gestellt für die größte Transformation in der Geschichte von Volkswagen und dabei operativ deutlich besser abgeschnitten als viele uns das zugetraut hätten."
    Ernüchternder Blick in die Zahlen
    Doch der tiefere Blick in das Zahlenwerk bringt Ernüchterung: Auch 2016 sind wieder viele Milliarden für die Bewältigung des Abgas-Skandals draufgegangen. VW hat sich auf Unternehmensebene Rechtsfrieden in zivil- und strafrechtlichen Verfahren erkauft. sechseinhalb Milliarden Euro, für sogenannte Sondereinflüsse fallen zur Last. Den Sprung zurück in die schwarzen Zahlen verdankt der gesamte VW-Konzern vor allem seiner Marktmacht in China und den profitablen Tochtermarken: Jeder zweite VW wird in China gebaut. Porsche fuhr dort im letzten Jahr ein Rekordergebnis ein. Audi und Skoda haben ebenfalls gut verdient, selbst der jahrelange Problemfall Seat entwickelt sich.
    Kaum Vorankommen indes bei der Kernmarke um Golf und Passat. Umsatz, Gewinn und Rendite sind im Vergleich zu 2015 gesunken. Volkswagen begründet die schlechten Zahlen mit ungünstigen Wechselkurseffekten und höheren Vermarktungskosten der Autos unter dem Eindruck von Dieselgate, auf einigen Märkten wurden hohe Rabatte gewährt.
    VW gibt sich nicht geschlagen
    Die Marke Volkswagen gibt sich auch in den USA nicht geschlagen. Nach Auffliegen des Abgas-Skandals war die Nachfrage dort stark eingebrochen. Es werden keine Dieselautos mehr verkauft, stattdessen müht sich der Massenhersteller VW mit einer Charme-Offensive verlorenes Vertrauen zurückgewinnen. Mit Fahrzeugen wie dem VW-Atlas hat der Wolfsburger Autobauer jetzt Modelle im Angebot, die speziell auf amerikanische Bedürfnisse – sprich: erhöhte Sitzposition in immer größeren Fahrzeugen – zugeschnitten sind. VW-Markenchef Diess spricht von konstantem Zuwachs auf niedrigem Niveau. Auch Frank Schwope, Autoanalyst der Nord/LB, sieht erste Anzeichen für den Turnaround:
    "Die Marke Volkswagen trägt natürlich viele der Belastungen aus dem Dieselskandal. Es wurden Zukunftsprogramme geschmiedet. Es werden 23.000 Stellen abgebaut bei der Marke Volkswagen. Und ich glaube, dass wir da in den nächsten Jahren auch deutlich bessere Zahlen sehen werden."
    Die Konzernstrategen in Wolfsburg erwarten, dass die Elektromobilität in naher Zukunft massiv Fahrt aufnehmen wird. Wie andere Hersteller auch, will Volkswagen in Sachen Zukunftstechnik auf die Überholspur wechseln. Die neue Konzernmarke MOIA soll mit strategischen Partnern neue Geschäftsmodelle rund um den Zukunftsmarkt der Sogenanten "Mobility-on-demand" entwickeln. Mit Tata-Motors will der Wolfsburger Autobauer bereits in zwei Jahren preiswerte Modelle für den indischen Markt entwickeln, auch die Gespräche mit dem chinesischen Elektro-Partner JAC sollen weit gediehen sein. Doch die Volksrepublik erhebt längst einen eigenen Führungsanspruch bei Elektroautos und digitaler Mobilität – nur eine der vielen Unsicherheiten auf der Reise in die Zukunft.