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Nahe Mossul im Irak
Noch mehr Schiiten im Kampf gegen den IS

Im Irak wollen 5.000 weitere schiitische Kämpfer gegen die Terrorgruppe IS vorgehen. Damit rücken nun insgesamt 40.000 Anti-IS-Bodeneinheiten aus unterschiedlichen Richtungen auf Mossul vor, um die Stadt einzukreisen. Das Ziel: den Extremisten den Rückzugsweg in Richtung Syrien abschneiden.

Von Björn Blaschke | 30.10.2016
    Ein schiitischer Kämpfer der Hashed al-Shaabi-Miliz - zu deutsch: Volksmobilisierung - bereitet einen Angriff nahe der Stadt Mossul im Nordirak vor.
    Ein schiitischer Kämpfer der Hashed al-Shaabi-Miliz - zu deutsch: Volksmobilisierung (afp / Ahmad al-Rubaye)
    Die Bilder zeigen Panzer und gepanzerte Geländewagen durch die Steppe rasen. Dazu Fußtruppen. 5.000 weitere schiitische Kämpfer wollen gegen den IS vorgehen – westlich der irakischen Großstadt Mossul. Damit rücken jetzt von Westen 15.000 Milizionäre der so genannten Hashet al-Shaabi - oder zu Deutsch: der Volksmobilisierung - auf die Hochburg der Terrororganisation vor. Mit regulären irakischen Soldaten, kurdischen Peschmerga und sunnitischen Milizionären liegt die Zahl der Anti-IS-Bodeneinheiten bei insgesamt 40.000. Ein Kommandeur der schiitischen Milizionäre:
    "Wir rücken an vier Fronten vor: Jede Gruppe kommt aus einer anderen Richtung, bis wir (Mossul) erreicht haben. Unser Sektor liegt 65 Kilometer Nord-westlich von Mossul, an der Straße, die Mossul und die Stadt Tel Afar verbindet. Das Hauptziel bei der Offensive der (schiitischen) Volksmobilisierung ist, die Nachschubroute des IS von der syrischen Grenze nach Mossul zu kappen."
    Schiitische Milizen wollen vor allem Tell Afar erobern
    Die Kampfverbände rücken auch deshalb aus unterschiedlichen Richtungen auf Mossul vor, weil sie die Stadt einkreisen und den Rückzugsweg der IS-Extremisten in Richtung Syrien abschneiden wollen. Die schiitischen Milizen planen vor allem die Stadt Tell Afar westlich von Mossul zu erobern; vor der Einnahme durch den sunnitischen IS war Tel Afar mehrheitlich schiitisch. Nach Mossul selbst sollen die schiitischen Milizionäre nicht einrücken. Der Grund: Es herrscht Sorge, dass ein Einmarsch der schiitischen Miliz im mehrheitlich sunnitischen Mossul die Spannungen zwischen den Religionsgruppen weiter erhöhen oder dass es sogar zu Gräueltaten an sunnitischen Zivilisten kommen könnte.
    Zahlenmäßig sind die vorrückenden Einheiten den IS-Extremisten deutlich überlegen. Es wird geschätzt, dass sich in Mossul 3.000 bis 5.000 IS-Kämpfer aufhalten und noch einmal bis zu 2.500 in einem Verteidigungsring um die Stadt. Für die schiitischen Milizionäre wird das Ende des Kampfes um Mossul aber möglicherweise noch kein Ende des Krieges gegen den IS darstellen. Der Sprecher der Volksmobilisierung erklärte in der irakischen Hauptstadt Bagdad:
    Kämpfen irakisch-schiitische Milizionäre bald an der Seite Assads?
    "Wenn wir unser Land von diesen Terroristen gesäubert haben, sind wir bereit, an jeden Ort zu ziehen, von dem eine Gefahr für die nationale irakische Sicherheit ausgeht. Syrien ist definitiv so ein Ort, der die größte Bedrohung für den Irak darstellt. Wir werden das machen durch Koordination zwischen der irakischen und der syrischen Regierung."
    Damit würde das offiziell, was ohnehin schon seit längerem bekannt ist: Dass irakisch-schiitische Milizionäre, neben libanesischen, an der Seite von Bashar al-Assad in Syrien kämpfen.