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Naher Osten
Warten auf die Hisbollah-Reaktion

Die Spannungen zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah nehmen zu. Israelische Militärs vermuten, dass die radikal-islamische Organisation auf israelische Angriffe in Syrien reagieren wird. Der Tod des Sohnes eines getöteten Hisbollah-Führers verschärft die Lage weiter.

Von Torsten Teichmann | 19.01.2015
    Ein Soldat der UNO-Truppen im Libanon (UNIFIL) hockt vor einem Poster des Hisbollah-Führers Nasrallah.
    Ein Soldat der UNO-Truppen im Libanon (UNIFIL) hockt vor einem Poster des Hisbollah-Führers Nasrallah. (afp / Mahmoud Zayyat)
    Für jedes Ereignis in der Region werde immer Israel verantwortlich gemacht, murrte Verteidigungsminister Moshe Ya'alon. Er habe keine Lust darauf einzugehen, sagte er im Interview mit einem israelischen Radiosender nach den Explosionen in der syrischen Provinz Kuneitra.
    Damit überlässt Ya'alon das Feld Experten und Ex-Militärs. Die spekulieren, wie die Hisbollah-Organisation auf den gestrigen Raketenangriff reagieren könnte - der Israel zugeschrieben wird. Der Chef des Instituts für Nationale Sicherheitsstudien Amos Yadlin ist sich sicher, dass Hisbollah-Chef Nasrallah handeln wird:
    "Für die Hisbollah ist das ein schwerer Schlag. In den vergangenen Jahren hatte die Hisbollah auf so etwas mit Aktionen im Ausland reagiert. Möglichst weit weg von Israel, ohne die Verantwortung zu übernehmen. Die zweite Gebiet, das in Frage kommt, sind die Golan-Höhen. Die Rache muss aber nicht sofort erfolgen. Es kann dauern."
    Hisbollah-Chef droht Israel
    Die libanesische Hisbollah kämpft in Syrien an der Seite von Präsident Assad. Bei dem Angriff auf ein Fahrzeug gestern, war auch Jihad Mughniyeh getötet worden. Er ist der Sohn von Imad Mughniyeh, einem Hisbollah-Mitglied das 2008 bei einem Anschlag in Damaskus ums Leben gekommen war. Auch für dieses Attentat wird Israel die Verantwortung zugeschrieben.
    Vor wenigen Tagen hatte Hisbollah-Chef Nasrallah zudem gedroht, israelische Angriffe auf syrisches Gebiet vergelten zu wollen. Seine Anhänger hätten Waffendepots angelegt, mit weitreichenden Raketen, die jeden Ort in Israel erreichen können.
    Dementsprechend stehe nun seine Glaubwürdigkeit auf dem Spiel, sagt Fawaz Gerges von London School of Economics im Nachrichtensender Al Jazeera English:
    "Dieser große Angriff zwingt Nasrallah zum Handeln. Er steht mit dem Rücken zur Wand. Er will die Abschreckung gegenüber Israel aufrecht erhalten. Deshalb, glaube ich, bleibt Hisbollah nicht untätig. Die Frage ist nicht ob, sondern nur wann etwas passiert?"
    Sorge vor neuem Libanon-Krieg
    Für die Reaktion müsse sich Nasrallah allerdings mit Iran abstimmen, glaubt Amos Yadlin. Teheran habe kein Interesse, dass aus der Vergeltung ein Krieg entsteht, so der ehemalige Chef des Militärgeheimdienstes in Israel. Genau darin bestehe die Gefahr, so der der frühere Sicherheitsberater Giora Eiland:
    "Die Motivation für eine Reaktion steigt. Auf der anderen Seite glaube ich nicht, dass die Hisbollah eine Auseinandersetzung mit Raketenbeschuss auf Israel beginnen wird. Sehr viel wahrscheinlicher sind kleine Anschläge unterschiedlicher Art entlang der Grenze. Aber wir wissen auch, dass Dinge, die klein anfangen sehr schnell zu einem Schneeball werden können. Der zweite Libanon-Krieg hat ja genau so begonnen."
    Im Dezember gab es zuletzt Berichte über einen möglichen israelischen Angriff auf Syrien. Damals sollen Ziele in der Nähe des Flughafens von Damaskus und Nahe der syrischen Stadt Dimas getroffen worden sein. Israel hatte auch auf diese Berichte nie reagiert. Die israelische Regierung steht auf dem Standpunkt, dass sie sich nicht in den Bürgerkrieg einmischt. Allerdings werde man handeln, wenn Israels Sicherheit bedroht sei, so die gegenwärtige Politik.