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Narzissmus
Psychologen zweifeln an Trumps geistiger Gesundheit

Ist US-Präsident Donald Trump krankhaft narzisstisch? Die New Yorker Psychologie-Professorin Diana Diamond sieht dafür Anzeichen. Sie mag sich aber nicht dem Schritt ihrer 33 Berufskollegen anschließen, die in einem offenen Brief gewarnt hatten: Trump sei emotional zu instabil, um die Rolle als Präsident sicher auszuführen.

Von Kai Clement | 22.03.2017
    US-Präsident Donald Trump
    US-Präsident Donald Trump (imago / ZUMA Press)
    Das Einmaleins des Zusammenlebens - einfach erklärt für den ersten Mann im Staat von John Oliver: Auch wenn es sich manchmal so anfühle, als wenn er der einzige Mensch der Welt sei - tatsächlich stimme das nicht. Die Schautafel zeigt die ganzen sogenannten "Nicht-du-Menschen", man nenne sie: die anderen Menschen.
    Worüber John Oliver sich in seiner Comedy-Show lustig macht, ist für andere ein ernsthafter Anlass zur Sorge: Leidet der Präsident etwa unter einer Persönlichkeitsstörung? Einer narzisstischen Störung - verbunden mit der Unfähigkeit, sich in andere einzufühlen, statt dessen Machtfantasien und Prunk. 33 Psychologen und Psychiater schrieben einen offenen Brief an die Zeitung "New York Times". Trump zeige gravierende emotionale Instabilität. Sie gingen so weit, zu warnen, dass er deshalb unfähig sei, das Amt des Präsidenten sicher auszufüllen.
    Diana Diamond findet den Schritt ihrer Kollegen sehr mutig - ist ihn aber nicht mitgegangen: "Ich bin vorsichtiger in der Frage, ob Trump wirklich geeignet ist. Ich ziehe es vor, dass die Öffentlichkeit ihre eigenen Schlussfolgerungen zieht."
    Damit hält sich die Psychologie-Professorin und Expertin für narzisstische Störungen an der City University of New York streng an die Regeln ihrer Zunft. Die sogenannte Goldwater-Regel besagt, es sei unethisch, Ferndiagnosen über Personen des öffentlichen Lebens abzugeben und diese ohne deren Einwilligung publik zu machen. 1964 war deshalb Senator Barry Goldwater als Präsidentschaftskandidat gescheitert. Diana Diamond:
    "Aber: Als Experten für geistige Gesundheit haben wir eine außerordentliche Verantwortung, die Öffentlichkeit über abweichendes Verhalten aufzuklären."
    "Beschäftigt mit Fantasien unbegrenzten Erfolgs"
    Der sich ewig selbst im eignen Spiegelbild betrachtende Narziss ist für die Weltgesundheitsorganisation und die "American Psychiatric Association" der Namensgeber für eine ganze Symptomliste, erklärt Diamond:
    "Ein grandioses, aufgeblasenes Gefühl von Selbstgefälligkeit. Ein obsessiver Drang nach Bewunderung und Schmeichelei. Beschäftigt mit Fantasien unbegrenzten Erfolgs. Macht. Omnipotenz. Sie glauben, dass sie etwas Besonderes sind - und einzigartig behandelt werden sollten."
    Donald Trump maßregelt einen Reporter. Der hatte ihn nach den vielen antisemitischen Übergriffen in den USA gefragt - und zugleich versichert, er halte den Präsidenten selbst absolut nicht für einen Antisemiten.
    Warum hat Amerika einen solchen Mann gewählt?
    "Ich glaube, das Thema ist weniger ob dieser Präsident die eine oder andere Störung hat. Es gab Präsidenten, die ziemlich starke psycho-pathologische Züge hatten. Depression, Demenz, Manie."
    Der New Yorker Psychiatrie-Professor Richard Friedman hat darüber geschrieben - und die Frage gestellt: "Ist es an der Zeit, Trump psychisch krank zu nennen?" Diana Diamond kontert das mit einer Gegenfrage:
    "Was hat die Menschen dazu gebracht, diese Person zu wählen? Ich glaube, das hat auch etwas mit narzisstischen Problemen zu tun. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Menschen sich narzisstisch beschädigt fühlen - und verletzlich."
    Es ist die Diagnose der Abgehängten - oder derjenigen, die sich, trotz insgesamt guter US-Wirtschaftsdaten, als solche fühlen.
    Und dann schlägt Professorin Diamond noch ganz dunkle Kapitel der Geschichte auf, um an zwei Staatsführer zu erinnern, bei denen eine narzisstische Persönlichkeitsstörung sozusagen posthum diagnostiziert worden sei:
    "Ich kann Ihnen zwei nennen: Hitler und Stalin."