Donnerstag, 28. März 2024

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Nele Flüchter vs. Harald Willert
Haben die Schulen in der Coronakrise versagt?

Wären Deutschlands Schulen auf einen weiteren Lockdown vorbereitet? "Mir fehlen die kreativen Lösungen", sagt Nele Flüchter von der Initiative "Familien in der Krise". Harald Willert von der Schulleitungsvereinigung NRW entgegnet: Die Schulen geben ihr Bestes.

Moderation: Monika Dittrich | 12.09.2020
Schüler einer neunten Klasse einer Mittelschule sitzen am ersten Schultag zu Beginn des Unterrichts mit Mundschutz neben einem Schild das auf Abstand halten erinnert.
Wie riskant Schulunterricht ist, wird sich bald zeigen. (picture alliance/dpa/Karl-Josef Hildenbrand)
Die Sommerferien sind nun überall in Deutschland vorbei – und wohl noch nie zuvor wurde der Beginn eines neuen Schuljahres so intensiv beachtet und beobachtet. Überall wird gefragt: Was haben die Schulen aus dem Corona-Lockdown im Frühjahr gelernt? Welche Konzepte gibt es für den bevorstehenden Pandemie-Herbst? Wie werden Versäumnisse aufgeholt? Was ist, wenn Schulen wieder flächendeckend geschlossen werden müssen?
Nele Flüchter
Nele Flüchter
Nele Flüchter (Deutschlandradio)
Nele Flüchter, Diplom-Pädagogin und Mutter von zwei Kindern. Sie hat aus Unzufriedenheit mit Schul- und Familienpolitik im Frühjahr gemeinsam mit anderen Eltern die Initiative "Familien in der Krise" gegründet. Sie sagt:
"Auch die Schulministerien haben zum großen Teil versagt. Da sind Verordnungen zu spät gekommen, es wurde nicht genug auf die Lehrer-Bedürfnisse eingegangen, man wurde auch allein gelassen als Lehrer. Andererseits muss ich auch sagen, dass mir in der Krise Flexibilität und Kreativität bei den Lehrern gefehlt hat, um mit dieser Situation umzugehen."
Harald Willert
Harald Willert
Harald Willert (Deutschlandradio)
Harald Willert war früher Schulleiter eines Gymnasiums in Oberhausen. Aktuell ist er Vorsitzender der Schulleitungsvereinigung Nordrhein-Westfalen, die kürzlich in einem offenen Brief an Ministerpräsident Armin Laschet die Corona-Schulpolitik des Landes heftig kritisiert hat. Er sagt:
"Ich denke, dass die Schulen nicht versagt haben. Diese Situation hat es vorher noch nie gegeben. Die Schüler waren nicht in der Schule, für Schule eigentlich undenkbar. Und dann kam hinzu, dass die Schulen darauf nicht vorbereitet waren, inhaltlich nicht, aber auch die technische Ausstattung und das Knowhow fehlten. Aber in ganz vielen Schulen haben sich Schulleitungen mit Kolleginnen und Kollegen auf den Weg gemacht, technische Möglichkeiten zu gestalten und nach einigen Tagen mit ihren Schülern ans Netz zu gehen und zusammen zu arbeiten. Übergangen werden darf dabei nicht der Gedanke, dass das rein technisch oft nicht möglich war. Bei vielen ist als einzige Möglichkeit am Ende das Telefon geblieben."