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Neue Belege für Spielmanipulationen

Während in Kairo der Wahlkongress tagt, tauchen neue Belege für die tiefwurzelnde Spielmanipulation im Handball-Weltverband auf. Schon 2004 hatte Kjartan Steinbach, damals Chef der Schiedsrichterkommission, dem Ägypter Hassan Moustafa an der IHF-Spitze vier verschobene WM-Qualifikationsspiele in Asien gemeldet. Untersucht worden sei das nie, moniert der Isländer jetzt.

Von Thomas Kistner |
    Pikant: Die damalige Schiebung im Asien-Verband AHF fand laut Steinbach unter Schiedsrichterchef Dawud Tawakoli statt.

    Der Iraner war auch Drahtzieher des Skandals um die Olympia-Qualifikation 2008 Südkorea/Kuwait. Diese Partie war so frech zugunsten Kuwait verschoben worden, dass das IOC eine Neuansetzung verfügte. Am Ende reiste Südkorea nach Peking, und der Sportgerichtshof Cas urteilte, Moustafa habe selbst am Komplott mitgestrickt, indem er die für das Spiel bestellten deutschen Referees Lemme/Ullrich kurzfristig durch zwei Jordanier ersetzen ließ.

    Beim Kongress in Kairo soll nun ausgerechnet der Skandal-Initiator Tawakoli an die Spitze der IHF-Schiedskommission rücken, protegiert von Moustafa, der aufgrund zahlreicher Skandale unter Druck geraten ist und Gefolgsleute um sich schart. Die neuen Belege beziehen sich auf das WM-Qualifikationsturnier in Isfahan/Iran, das zugleich als Asien-Meisterschaft 2002 galt. Damals ergab die Videoanalyse von Steinbachs IHF-Kommission, dass mindestens vier Spiele verpfiffen wurden. Die Partie Südkorea/Katar wies 15 Fehler der kuwaitischen Referees Al-Shwairbat/Rethai auf, alle zugunsten Katars, so meldete die Kommission direkt an Moustafa. Zwei Spiele soll das Gespann aus Oman getürkt haben, Brunei/Katar und Südkorea/Saudi-Arabien - stets zugunsten der Araber. Den Dank stattete beim Spiel Kuweit/Bahrain das saudisches Gespann ab, das laut Kommission unfähig war, "gegen die schmutzigen Methoden insbesondere der Kuweitis vorzugehen."

    Steinbachs Kommission sperrte damals einige Sünder. Beim IHF-Kongress 2004 in Hurghada/Ägypten wurde der Isländer nach acht Jahren aus dem Amt "gemobbt", wie er sagt. Er habe zu hart durchgegriffen. Nachfolger Ahl sagt jetzt von sich dasselbe. Nach 32 Jahren Verbandstätigkeit sieht der Amerikaner in einer Mail an die Ratsmitglieder die IHF im eigenen Sumpf versinken.

    ""Vieles muss dringend geändert werden: Der inakzeptable Führungsstil, das Defizit an Demokratie, die fehlende Transparenz in den Budgetfragen"."