
Nach elf Wochen im Amt hat FIFA-Präsident Gianni Infantino für eine revolutionäre Personalentscheidung im Fußball-Weltverband gesorgt. Eine Frau an der Spitze des operativen Geschäfts hat es in der über 112-Jährigen Geschichte des Weltverbandes noch nicht gegeben. Seit 1904 kamen zudem alle FIFA-Generalsekretäre aus Europa.
Fatma Samba Diouf Samoura arbeitet seit 20 Jahren bei den Vereinten Nationen. Derzeit ist sie Vertreterin des Entwicklungsprogramms in Nigeria. Eine Verbindung zum Fußball-Geschäft hatte sie bisher nicht, dafür jede Menge Erfahrung in Krisensituationen. Genau das sieht FIFA-Präsident Infantino als Vorteil, soll die 54-Jährige doch mit für den Neuanfang und für mehr Glaubwürdigkeit bei der FIFA stehen: "Sie ist jemand von außen, nicht von innen. Sie kommt nicht aus der Vergangenheit. Sie wird uns helfen, das Richtige zu tun", sagte der Schweizer während des 66. FIFA-Kongresses in Mexiko-Stadt.
"Ein wundervoller Tag"
Durch das Ende Februar verabschiedete Reformpaket erhält der Posten des Generalsekretärs deutlich mehr Macht als bisher. Samoura wird die Tagesgeschäfte des Weltverbandes führen und ist für alle strategischen Entscheidungen zuständig. "Sie ist daran gewöhnt, große Organisationen zu leiten und große Budgets zu verwalten", sagte Infantino über seine künftige Generalsekretärin. "Besonders wichtig für die FIFA ist, dass sie weiß, dass Transparenz und Rechenschaftspflicht im Zentrum jeder gut geführten und verantwortungsbewussten Organisation stehen müssen."
Samoura selbst sprach von einem "wundervollen Tag". Sie fühle sich geehrt, die neue Aufgabe zu übernehmen: "Ich glaube, diese Rolle passt perfekt zu meinen Fähigkeiten und Erfahrungen", wurde Samoura in einer FIFA-Mitteilung zitiert.
Infantino hatte angekündigt, den wichtigen Posten noch in diesem Sommer zu besetzen - war aber zuletzt unter Druck geraten, weil die Suche dann doch viel Zeit beanspruchte. Nun wurde die Personalie schon im Council des Weltverbandes am Freitagmorgen in der mexikanischen Hauptstadt behandelt. Infantino kann nur Vorschläge machen. Für die Berufung war letztlich das neue Council als FIFA-Aufsichtsrat zuständig.
Mitte Juni soll Samoura ihre Arbeit aufnehmen. Der bisherige Generalsekretär Jérôme Valcke - jahrelang Vertrauter des gestürzten FIFA-Chefs Joseph Blatter - hatte seinen Posten wegen Korruptionsverdacht räumen müssen.