
"Sky - Der Himmel in mir" von Fabienne Berthaud
"Wir dachten, eine Urlaubsreise könnte uns wieder zusammenbringen.
"Würdest du jetzt bitte aufhören!"
"Nein."
"Würdest du jetzt bitte aufhören!"
"Nein."
Die heilende Kraft für ihre Ehe, die sich Romy von einer Reise mit Ehemann Richard durch den Westen der USA verspricht, tritt nicht ein. Warum das Paar aus Paris in der Krise steckt, wird nur angedeutet. Romy hat mehrere Fehlgeburten erlitten. Nach einem Streit, bei dem sie ihren betrunkenen Mann bewusstlos schlägt, zieht Romy endgültig einen Schlussstrich unter ihre Beziehung.
"Ich bleibe hier. Leb wohl!"
Romys Neuanfang in einem fremden Land unter fremden Menschen feiert der Film von Fabienne Berthaud als lange überfälligen Befreiungsakt. Das Amerika-Gefühl von Freiheit - so oft schon zelebriert im Kino - wird auch hier zum bestimmenden Moment. Doch der Film bemüht sich letztlich nicht, der Psyche der Aussteigerin näherzukommen.
"Ich weiß nicht, wo ich hin will, aber ich weiß, ich komme dorthin. Ich will einfach nur frei sein."
Bereits zum dritten Mal hat Fabienne Berthaud die Hauptrolle mit Diane Kruger besetzt. Für das Wenige, das ihr vom Drehbuch mitgegeben wurde, macht die Schauspielerin die Sache ordentlich. Von der Regisseurin dagegen hätte man sich gewünscht, die Handlungen ihrer Heldin stimmiger und nachvollziehbarer anzulegen.
"Sky - Der Himmel in mir": zwiespältig
"Hannas schlafende Hunde" von Andreas Gruber
"Was schleicht ihr denn da heimlich durch die Wohnung?"
"Es ist ein Geheimnis. Das verrät man nicht."
"Irgendwann kommt alles raus und fliegt dir um die Ohren."
"Es ist ein Geheimnis. Das verrät man nicht."
"Irgendwann kommt alles raus und fliegt dir um die Ohren."
Nichts als Lippenbekenntnisse. Denn bislang sind Omas weise Ratschläge, die von Hannelore Elsner unerträglich pastoral vorgetragen werden, in ihrer Familie nicht auf fruchtbaren Boden gefallen. Das Prinzip der Bergers hat der Geschichte gleich auch ihren Titel beschert: Nur keine schlafenden Hunde wecken!
Angesiedelt ist die Handlung im oberösterreichischen Wels im Jahr 1967. Gute Katholiken leben in der Kleinstadt und auch noch einige ewig Gestrige. Für ein neunjähriges Mädchen wie Johanna ist es nur schwer zu verstehen, warum vor allem eine Sache in der Familie totgeschwiegen wird.
"Stimmt es eigentlich, dass ich ein Jude bin?"
"Natürlich bist du ein jüdisches Mädchen. Ist doch kein Grund, so einen Zirkus zu veranstalten."
"Natürlich bist du ein jüdisches Mädchen. Ist doch kein Grund, so einen Zirkus zu veranstalten."
Über die Hauptfigur der Johanna, die versucht die Welt um sich herum zu begreifen, erzählt "Hannas schlafende Hunde" - nach dem autobiographischen Roman von Elisabeth Escher - kaleidoskopartig aus dem Alltag einer Familie im Nachkriegs-Österreich. Der latente, hin und wieder aber auch offen gezeigte Antisemitismus begleitet die Bergers. Dieses Klima der Angst und des Misstrauens bereitet der Film des ebenfalls aus Wels stammenden Andreas Gruber allerdings bestenfalls in solider Fernsehspieldramaturgie auf. Was hätten wohl seine österreichischen Regiekollegen Haneke oder Seidl aus diesem Stoff gemacht?!
"Hannas schlafende Hunde": akzeptabel
"Wie die anderen" von Constantin Wulff
"Alle fragen sich, warum ich so seltsam bin. Ich hoffe, ich werde mich bald ändern, so dass ich wie die anderen sein kann."
Wie die anderen, wie die gesunden Kinder zu sein: Das ist der größte Wunsch des jungen Patienten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Landesklinikum vom österreichischen Tulln an der Donau. Der Schweizer Filmemacher Constantin Wulff hat die Arbeitsprozesse in der Klinik dokumentiert. Die Kamera fungiert dabei als stille Beobachterin, die Pädagogen und Therapeuten bei Behandlungsgesprächen und in Teambesprechungen zeigt.
"Das gehört auch an den Tisch: Hochgradiger Verdacht auf sexuellen Missbrauch."
"Schon. Aber wenn es mit so viel Druck passiert, wird dieses Mädel hier auch nichts loslassen."
"Schon. Aber wenn es mit so viel Druck passiert, wird dieses Mädel hier auch nichts loslassen."
Die reine Beobachtung sowie der Verzicht auf Kommentierungen und Interviews machen den Film zu einem Musterbeispiel des Direct Cinema. "Wie die anderen" liefert bruchstückhafte und spannende Einblicke in eine Institution, deren Patienten, aber auch Eltern oft mit Vorurteilen und Diskriminierung zu kämpfen haben.
"Wie die Anderen": empfehlenswert
"Vor ihren Augen" von Billy Ray
"Ich habe ihn gefunden, Jess."
"Wie hast du ihn gefunden?"
"Insassendatenbanken gehackt - 13 Jahre lang. Seit dem Tag, als ich wegging."
"Wie hast du ihn gefunden?"
"Insassendatenbanken gehackt - 13 Jahre lang. Seit dem Tag, als ich wegging."
Der Mord an einem Teenager erschütterte damals eine Polizeieinheit in Los Angeles. Denn das ermordete Mädchen war die Tochter einer Polizistin. Einem FBI-Ermittler hat die Jagd nach dem Mörder über all die Jahre keine Ruhe gelassen. Schon kurz nach dem Mord war er dem Täter auf der Spur, wurde aber ausgebremst. Sein Tatverdächtiger stand nämlich nach den Anschlägen vom 11. September 2001 als Informant im Anti-Terrorismuskampf unter dem besonderen Schutz des Staates.
Der Drehbuchkniff im Thriller "Vor ihren Augen": Die politische Dimension des argentinischen Originals wird hier auf USA-Verhältnisse übertragen. Das funktioniert erstaunlich gut. Dennoch erreicht der Film nicht die Komplexität, nach der Themen wie Paranoia und das Aushebeln des Rechtsstaats verlangen. Der gut gespielte Film bleibt in erster Linie ein solider Thriller. Mehr aber war auch das zu Unrecht bejubelte Original nicht.
"Vor ihren Augen": akzeptabel