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Neuer EU-Währungskommissar
Ein Finne geht, ein Finne kommt

Seine Amtszeit fiel mit dem Höhepunkt der Euro-Krise zusammen: Mehr als vier Jahre lang war Olli Rehn EU-Wirtschafts- und Währungskommissars. Sein Kurs brachte dem Liberalen nicht nur Lob ein. Nun geht der manchmal etwas hölzern wirkende Finne zurück ins Europaparlament. Sein Amt übernimmt ein Landsmann.

Von Jörg Münchenberg | 25.06.2014
    EU-Währungskommissar Olli Rehn auf einer Pressekonferenz in Brüssel am 2. Juni 2014
    Verlässt die EU-Kommission nach zehn Jahren: Olli Rehn (AFP PHOTO GEORGES GOBET)
    Der Nachfolger steht längst fest: auf den Finnen Olli Rehn folgt ein Finne. Der ehemalige Ministerpräsident Jyrki Katainen wird der neue Kommissar für Wirtschafts- und Währungsfragen. Zumindest bis zum Herbst, bis die neue Kommission ihre Arbeit aufgenommen hat. Olli Rehn sitzt dann längst für die Liberalen als Abgeordneter im Europäischen Parlament. In seiner alten Funktion hatte er sich aber schon letzte Woche in Luxemburg offiziell verabschiedet.
    Zum letzten Mal nahm da der Finne als EU-Währungskommissar an einem Treffen der Eurogruppe und der 28 EU-Finanzminister teil. Und selbst Eurogruppenchef Jerun Deisselloem, sonst eher nüchtern im Ton, wurde ein bisschen sentimental:
    "Olli Rehn hat die Hochzeiten der Krise erlebt in der Eurogruppe und in der Eurozone. Er war immer eine Leitfigur und ich habe bei meinen Kollegen eben auch seine Coolness gelobt – das war sehr hilfreich in diesen manchmal doch sehr hysterischen Zeiten der Krise. Also er war immer sehr cool, dafür haben wir ihm gedankt und ihm alles Gute gewünscht für seine neue und wichtigere Funktion als Parlamentarier".
    Tatsächlich hat die Finanz- und Wirtschaftskrise seine viereinhalbjährige Amtszeit als Wirtschafts- und Währungskommissar entscheidend geprägt. Ob nun die Sparprogramme für Griechenland, Irland, Portugal und Zypern oder auch die Gründung des EU-Rettungsschirms – Rehn war überall maßgeblich beteiligt.
    Kritik aus den Krisenstaaten
    Das hat ihm nicht nur Lob eingebracht – er sei mit verantwortlich für den dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Krisenstaaten, lautet nicht zuletzt der Vorwurf der europäischen Sozialdemokraten. Eine Kritik, die er ernst nimmt. Und trotzdem hält Rehn den eingeschlagenen Weg für richtig. Das gilt auch für die Spielregeln, die sich die Euroländer mit dem Wachstums- und Stabilitätspakt selbst gegeben haben und die jetzt gerade auch von den Sozialdemokraten offen in Frage gestellt werden:
    "In den Hochzeiten der Krise waren damals 24 von 27 Mitgliedsstaaten in einem Defizitverfahren. Jetzt werden es elf von 28 sein. Das bedeutet, der Wachstums- und Stabilitätspakt funktioniert und er liefert."
    Laut ist er bei seinen Appellen und regelmäßigen Presseauftritten nie geworden. Der Tonfall eher monoton, der Gesichtsausdruck schwermütig, wenn er wieder einmal den zeitlichen Verzug bei den griechischen Reformmaßnahmen monierte. Zum Schluss gab es aber jetzt in Luxemburg selbst für die Journalisten noch ein freundliches Wort. Danke für die Unterstützung und das Verständnis, schließlich habe man die eine oder andere Nacht zusammen überstehen müssen. Um sich dann kurz und bündig zu verabschieden: "Good Night and Good Luck!"