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Neuer US-Energieminister
Künftige Mitarbeiter beunruhigt

Gerade erst wurde Rick Perry als neuer Energieminister nominiert, da sorgt ein Fragebogen aus Donald Trumps Übergangsteam für Aufregung in Perrys künftiger Behörde. In dem Schreiben wird explizit nach Namen von Angestellten und Vertragsfirmen gefragt, die am Klimaschutzprogramm von Präsident Obama beteiligt waren.

15.12.2016
    Rick Perry umringt von Pressevertretern
    Rick Perry war von Dezember 2000 bis Januar 2015 war er Gouverneur des Bundesstaates Texas. (picture alliance /dpa / David Maxwell)
    Der ehemalige Gouverneur von Texas, Rick Perry, ist gerade mal als künftiger Energieminister nominiert, da steht sein Ministerium schon Kopf. Anlass ist ein Fragebogen aus dem Übergangsteam Donald Trumps, das nach Namen von Beamten, Angestellten, wissenschaftlichen Mitarbeitern und Vertragsfirmen fragt, die am Klimaschutzprogramm von Präsident Obama beteiligt waren.
    Das Ministerium antwortete umgehend: Man werde gerne alle inhaltlichen Informationen weitergeben – Namen würden jedoch nicht genannt. Konsterniert stellte der Präsident der Nationalen Finanzgewerkschaft fest, der auch die Mitarbeiter des Energieministeriums vertritt: Das sei doch im höchsten Maße ungewöhnlich.
    Tony Reardon stellt klar: Niemand habe unterstellt, dass Donald Trump selbst diese Anfrage gestellt habe – aber natürlich seien die Mitarbeiter beunruhigt darüber, das möglicherweise ihre Zukunft in der neuen Administration gefährdet sei, wenn sie sich um den Klimawandel gekümmert haben.
    Trump hält Klimawandel für große Täuschung
    Die Aufregung hat einen politischen Hintergrund: Nicht nur Donald Trump selbst hat den Klimawandel als eine einzige große Täuschung bezeichnet. Viele Mitglieder seines künftigen Kabinetts streiten die Erkenntnisse über die globale Erwärmung schlichtweg ab und wollen die Klimapolitik Barack Obamas nebst Pariser Abkommen am liebsten sofort revidieren.
    Auch der neue Energieminister Rick Perry gilt als Verfechter fossiler Energieträger – auch wenn er in seinem Heimatstaat Texas Windkraftprojekte gefördert hat und von der ganz harten Linie der Verleugnung des Klimawandels abgewichen ist. Bill Richardson, einer der Vorgänger Perrys im Amt des Energieministers, kann die Aufregung in seinem ehemaligen Haus deshalb gut verstehen:
    "Gib uns die Namen der Beamten, die an Konferenzen zum Klimawandel beteiligt waren, gib uns die Namen von beauftragten Firmen: Das ist doch eine Botschaft, die darauf abzielt, die Mitarbeiter ins Visier zu nehmen und zu bestrafen. Und so eine Hexenjagd demotiviert die Leute völlig."
    Umwelt-Kurs der neuen Administration noch unklar
    Noch lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, welchen Kurs Donald Trump klimapolitisch tatsächlich einschlagen wird – allzu widersprüchlich sind seine jüngsten Äußerungen zu diesem Thema. Doch befürchtet Bill Richardson, dass der künftige Energieminister Perry von den Hardlinern ins Gebet genommen wird.
    "Ich mache mir Sorgen, dass die Verleugner des Klimawandels ihren Einfluss bei Perry geltend machen und ihn auffordern, das Klimaschutzprogramm einzustampfen, das Präsident Obama mit großem Engagement aufgelegt und gefördert hat"
    Klimawissenschaftler wollen Daten "retten"
    Aus dem Trump-Team kamen unterdessen beschwichtigende Töne – wie stets bei abrupten Korrekturen allzu forscher Vorstöße. Der inkriminierte Fragebogen sei nicht wirklich autorisiert gewesen, hieß es. Und natürlich: Auch wir wollen künftigen Generationen nicht die Lebensgrundlagen entziehen. Daran arbeiten wir hart im Trump Tower, sagt Sprecher Anthony Scaramucci.
    Daran wollen Klimawissenschaftler aber nicht mehr so recht glauben. Sie organisierten eine spontane Aktion zur Sicherung von gigantischen Datenmengen auf privaten Servern. In einem sogenannten "Guerilla-Archiv-Event" in Toronto wollen sie am kommenden Wochenende darüber beraten, wie sie noch vor Amtsantritt Donald Trumps so viele Daten wie möglich aus Regierungsservern hinüber retten können.