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Neues Amt für CSU-Finanzexperten Fahrenschon

Die Mitgliederversammlung des deutschen Sparkassen- und Giroverbandes hat gewählt: Bayerns ehemaliger Finanzminister Georg Fahrenschon wird Nachfolger von Verbandspräsident Heinrich Haasis, der im April 2012 ausscheidet.

Von Michael Watzke |
    Eines dürfte Georg Fahrenschon in Zukunft vermissen: Den feierlichen Empfang, den ein Bayerischer Finanzminister jedes Jahr an den exklusivsten Orten des Freistaates ausrichten darf – etwa in einem bayerischen Königsschloss oder auf einem Dampfschiff auf dem Starnberger See. Denn dem Finanzministerium untersteht die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung. Allerdings war Georg Fahrenschon nie eitel genug, um diesen Glanz und Glitter wirklich zu genießen. Er war und ist ein Zahlenmensch, ein Finanzfachmann durch und durch. Ein Aktenfresser gar, wie mancher im Ministerium halb bewundernd, halb gelangweilt flüsterte.

    Für eine politische Karriere jedoch fehlte Fahrenschon nach Meinung von Partei-Kollegen der unbedingte Wille zur Macht. Er hat nie wirklich um Posten gekämpft, sagt ein Weggefährte aus der Landtagsfraktion. Man habe Fahrenschon zum Jagen tragen müssen. Deshalb verlor er auch den Kampf um den Vorsitz des mächtigen CSU-Bezirks Oberbayern, der schließlich an Ilse Aigner ging. Und als CSU-Chef Seehofer ihm das Bundesinnenministerium anbot, da sagte der Familienmensch und Vater zweier Töchter ab – angeblich nach Rücksprache mit seiner Ehefrau.

    Die Familie spielte immer eine wichtige Rolle für den streng katholischen Oberbayern Fahrenschon. Im BayernLB-Untersuchungsausschuss um den Verkauf der österreichischen Skandal-Bank HGAA fragte ein Oppositions-Abgeordneter einmal, ob die CSU ihren Finanzminister schlachten werde. Fahrenschons Töchter wurden darauf in der Schule von Klassenkameraden angesprochen. Angeblich stand der Finanzminister schon damals kurz vor dem Rücktritt. Dabei hatte er sich als Chefkontroller der BayernLB besonders in der Affäre um die HGAA Respekt erworben. Sogar bei der Opposition. Fahrenschon hatte das Finanzministerium inmitten der HGAA-Krise übernommen – und er hatte die Staatsbank mit ruhiger Hand und 10 Milliarden Euro Steuergeldern wieder in die Gewinnzone geführt. Das brachte ihm auch den Respekt der bayerischen Sparkassen ein, die lange Zeit Miteigentümer der BayernLB waren.

    Diese Kontakte dürften Fahrenschon bei seiner Bewerbung für das Amt des Deutschen Sparkassen-Präsidenten geholfen haben. Allerdings führten sie auch zu manch hochgezogener Augenbraue. Als Ministerpräsident Seehofer von der Entscheidung erfuhr, drängte er Fahrenschon, den Ministerposten schnell zu räumen, bevor die CSU in den Ruch eines Interessenkonfliktes käme. Viele Christsoziale nehmen Fahrenschon seinen plötzlichen Rückzug bis heute übel. Sie verlieren den ausgewiesenermaßen größten Finanzexperten der Partei. Diesen Ruf hatte sich der Diplom-Volkswirt Fahrenschon bereits als Bundestagsabgeordneter in den Jahren 2000 bis 2007 erarbeitet. Er war damals Berichterstatter im Finanzausschuss für Fragen der Finanzmarkt-Regulierung. Sein Schwerpunkt: die Abkommen "Basel II" und Basel III". Diese Erfahrung wird dem zukünftigen Sparkassen-Präsidenten Georg Fahrenschon Gold wert sein.