Freitag, 29. März 2024

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Newsblog zum Krieg in der Ukraine
Die Entwicklungen vom 1. bis 6. September 2022

+++ Die Organisation "Save the Children" prangert das Leid der Kinder in der Ukraine an. +++ UNO-Generalsekretär Guterres fordert die Einstellung aller militärischen Aktivitäten um das AKW Saporischschja. +++ Die USA wollen Russland nicht als Terror unterstützenden Staat einordnen. +++ Mehr im Newsblog.

06.09.2022
    Ein Mädchen am 6.9.2015 vor einem zerstörten Haus in der Donezk-Region.
    Kinder leiden besonders im Ukraine-Konflikt. (dpa / picture-alliance / Irina Gerashchenko)
    Zu den aktuellen Entwicklungen geht es hier.

    Dienstag, 6. September

    +++ Die EU und die USA haben Handelsdaten zufolge trotz des Ukraine-Kriegs ihre Einfuhren von wichtigen Industriemetallen aus Russland deutlich gesteigert.

    Wie aus von der Nachrichtenagentur Reuters zusammengestellten Informationen von der internationalen Datenbank United Nations Comtrade hervorgeht, importierten die Europäische Union und die Vereinigten Staaten von März bis Juni bis zu 70 Prozent mehr Aluminium und Nickel im Vergleich zum selben Vorjahreszeitraum. Der Gesamtwert der Einfuhr dieser zwei Metalle belief sich im Berichtszeitraum auf 1,98 Milliarden Dollar. Die Preise für diese beiden Metalle kletterten kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs am 24. Februar auf Rekordhöhen. Der Westen hat wegen des russischen Einmarsches in die Ukraine Sanktionen gegen diverse russische Produkte, Personen und Einrichtungen verhängt, jedoch die Industriemetalle größtenteils ausgespart.

    +++ Die Internationale Atomenergiebehörde fordert die Einrichtung einer Sicherheitszone um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja.

    Die derzeitige Situation sei unhaltbar, heißt es in einem Bericht der IAEA. Die Kriegsparteien müssten sich aus dem AKW und der Umgebung zurückziehen und den Beschuss einstellen. Eine Sicherheitszone ohne Militär könne dazu beitragen, einen nuklearen Unfall zu verhindern. Experten der IAEA hatten das russisch besetzte Kraftwerk in der vergangenen Woche besucht. Auf der Grundlage ihrer Erkenntnisse wurde der 52seitige Bericht erstellt. Die russischen Besatzer und die Ukraine werfen sich gegenseitig vor, für den Beschuss der Anlage verantwortlich zu sein.
    Ukrainische Arbeiter an ihren Arbeitsplätzen im Kontrollraum des Kernkraftwerks Saporischschja.
    Ukrainische Arbeiter an ihren Arbeitsplätzen im Kontrollraum des Kernkraftwerks Saporischschja. (Iaea Mission/Iaea Imagebank/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa )

    +++ Die Ukraine geht davon aus, dass inzwischen mehr als 50.000 russische Soldaten getötet wurden.

    Seit Beginn der Invasion seien 50.150 russische Soldaten getötet worden, teilte der ukrainische Generalstab per Facebook mit. Ebenso will die ukrainische Armee bereits mehr als 2.000 Panzer zerstört und fast 450 Flugzeuge und Hubschrauber abgeschossen haben. Es gibt keine unabhängigen Bestätigungen der Angaben. Das britische Verteidigungsministerium geht dagegen von etwa 25.000 getöteten russischen Soldaten aus. Russland selbst hat seit Längerem keine Angaben mehr zu eigenen Gefallenen gemacht.
    Russische Soldaten der sogenannten Odessa-Brigade sitzen auf einem Panzer
    Russische Soldaten der sogenannten Odessa-Brigade. Das Foto stammt von der russischen Staatsagentur Tass. (picture alliance/dpa/TASS/Sergei Bobylev)

    +++ Russlands Präsident Putin hat ein Militärmanöver im Fernen Osten des Landes vor Ort beobachtet.

    An der Übung sind auch Truppen aus China und anderen Ländern beteiligt. Das einwöchige Manöver, das am vergangenen Donnerstag begann, soll die wachsenden militärischen Beziehungen zwischen Russland und China demonstrieren. Zudem will Moskau deutlich machen, dass man trotz des Kriegs in der Ukraine eine solche umfangreiche Übung durchführen kann. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums sind mehr als 50.000 Soldaten und mehr als 5.000 Waffeneinheiten an dem Manöver "Wostok 2022" beteiligt. Das britische Verteidigungsministerium geht dagegen von nicht mehr als 15.000 Soldaten aus.
    Russland, chinesische Truppen nehmen an der Militärübung Wostok 2022 auf einem Schießplatz im Osten Russlands an einem Marsch teil.
    Russland und China halten Manöver ab. (Vadim Savitsky/Russian Defense Ministry/dpa)

    +++ Russlands Außenminister Lawrow wirft dem Westen vor, sich nicht an Zusagen in Sachen Getreideexporte zu halten.

    Der Westen tue nicht, was Russland von UN-Generalsekretär Guterres versprochen wurde, sagte Lawrow. So würden keine Entscheidungen zur Aufhebung der Logistiksanktionen getroffen. Der russische Außenminister sagte weiter, er sei dabei, die Vereinten Nationen dazu zu drängen, dass die westlichen Länder ihren Teil des Getreideabkommens einhielten. Die im Juli getroffene Vereinbarung ist der bislang einzige größere diplomatische Erfolg, der zwischen den Konfliktparteien erzielt werden konnte.
    Russlands Außenminister Sergey Lawrow
    Russlands Außenminister Sergey Lawrow (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / uncredited)

    +++ Durch den Krieg hat die ukrainische Stahlindustrie ihrem Verband zufolge 40 Prozent ihrer Kapazität verloren.

    Nach der Befreiung werde es unmöglich sein, diese Werke wieder zu eröffnen, sagte Verbandschef Bilenky. Vor der russischen Invasion gehörte die Ukraine zu den weltweit größten Produzenten von Stahl und Stahlprodukten.

    +++ Kanzler Scholz hat die Wirkung des russischen Angriffs auf die Ukraine mit dem "Sputnik-Schock" in den 1960er Jahre verglichen.

    Damals habe der technologische Vorsprung der Sowjetunion im All zu einer Aufholjagd im Westen geführt, sagt Scholz bei der Preisverleihung für den Wettbewerb "Jugend forscht". Auch in diesem Jahr habe Deutschland einen großen Schock erlebt. Russlands Angriff habe nicht nur die europäische Friedensordnung erschüttert, sondern auch massive Auswirkungen etwa auf die weltweiten Lebensmittel- und Energiepreise sowie die Rohstoffversorgung.

    +++ Russland bezieht wegen der westlichen Sanktionen offenbar Artillerie-Munition und Granaten aus Nordkorea.

    Das berichtet die Zeitung "Times" unter Berufung auf Informationen des US-Geheimdienstes. Die Käufe zeigten, dass die Sanktionen zu greifen begännen und die Fähigkeit Russlands einschränkten, seine Invasion in der Ukraine aufrechtzuerhalten, zitiert das Blatt zwei US-Regierungsvertreter. Die Ukraine hat an mehreren Orten eine Gegenoffensive gestartet und zuvor russische Munitionslager zerstört.
    Ein Soldat feuert in der Dunkelheit eine Waffe ab.
    Nordkorea liefert Russland Waffen. (imago / NurPhoto / Vyacheslav Madiyevskyi)

    +++ Das besetzte AKW Saporischschja ist nach den Worten des ukrainischen Präsidenten Selenskyj durch die erneute Unterbrechung der Stromzufuhr zum zweiten Mal "nur einen Schritt von einer Strahlenkatastrophe entfernt".

    Russischer Beschuss sie dafür verantwortlich, sagt er. Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) hatte erklärt, die Notstromleitung sei gekappt worden, um ein Feuer zu löschen. Das Gelände des Kraftwerks wurde in den vergangenen Monaten regelmäßig beschossen, wobei die Regierungen in Kiew und Moskau sich gegenseitig die Schuld zuschoben.

    +++ Die russische Armee hat nach Angaben des Generalstabs in Kiew erneut Dutzende Orte im Donbass mit Artillerie und Flugzeugen beschossen.

    In acht Orten seien Angriffe der Russen abgewehrt worden. Dazu gehörte auch die Umgebung der Stadt Bachmut im Gebiet Donezk, vor der der russische Vormarsch seit Wochen feststeckt. In der Nähe der Industriestadt Krywyj Rih sei ein Treibstofflager in Brand gesetzt worden.

    Montag, 5. September

    +++ Durch die Gas-Pipeline Nord Stream 1 wird auch weiterhin kein russisches Gas nach Deutschland kommen.

    Der staatliche Energiekonzern Gazprom erklärte, die Verdichterstation Portowaja könne nicht mehr sicher betrieben werden. Gazprom hatte bereits am Freitagabend erklärt, die eigentlich für Samstag nach einer Wartung geplante Wiederaufnahme der Gas-Lieferungen durch die Pipeline könne es wegen eines Lecks nicht geben. Die deutsche Siemens Energy, die Turbinen an Gazprom geliefert hat, hatte dazu erklärt, als Hersteller der Turbinen könne man lediglich feststellen, dass ein derartiger Befund keinen technischen Grund für eine Einstellung des Betriebs darstelle.
    Lubmin: Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 und der Übernahmestation der Ferngasleitung OPAL (Ostsee-Pipeline-Anbindungsleitung).
    Lubmin: Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 und der Übernahmestation der Ferngasleitung OPAL (Ostsee-Pipeline-Anbindungsleitung). (dpa/Stefan Sauer)

    +++ Als Reaktion auf Sanktionen der USA hat Russland 25 US-Bürgern die Einreise verboten, darunter die Hollywood-Stars Ben Stiller und Sean Penn.

    Das russische Außenministerium erklärte am Montag, damit reagiere Moskau auf die "nicht endenden" US-Sanktionen gegen russische Bürger. Russland hat bereits mehr als tausend US-Bürgern die Einreise untersagt. Außer Penn und Stiller, die sich im Ukraine-Konflikt auf Seiten Kiews stellten und sich mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj trafen, stehen auch US-Politiker auf der schwarzen Liste.

    +++ Die Ukraine macht bei ihrer Gegenoffensive nach Aussage des britischen Verteidigungsministers Wallace echte Fortschritte.

    Die russischen Verluste bei Soldaten und Ausrüstung seien zudem nach wie vor erheblich, sagt er. Dies werde langfristige Auswirkungen auf die russische Armee und ihre künftige Kampfkraft haben.

    +++ Der letzte noch arbeitende Reaktor im ukrainischen Kernkraftwerk Saporischschja ist abgeschaltet worden.

    Das teilte der Betreiber Energo-Atom mit. Der Meiler sei vom Netz genommen worden, nachdem es einen Beschuss gegeben habe. Die Internationale Atomenergiebehörde verfolgt die Lage im ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja weiterhin mit Sorge. Bereits vor einigen Tagen war die letzte verbliebene Hauptstromleitung nach neuen Bombardements gekappt worden. Russland und die Ukraine machen sich gegenseitig für Angriffe verantwortlich.

    +++ In der von der russischen Armee besetzten Region Cherson im Süden der Ukraine sind die Vorbereitungen für ein Referendum über eine Eingliederung in das russische Staatsgebiet unterbrochen worden.

    Grund sei die schlechte Sicherheitslage, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf die von Moskau eingesetzten Behörden in Cherson. Nach der andauernden Bombardierung durch ukrainische Truppen sei unter anderem die Fahrt über eine wichtige Brücke nicht mehr möglich. Die Abstimmung über die Annektion der Region durch Russland ist für das kommende Jahr geplant; ein genauer Termin steht noch nicht fest. Die ukrainische Armee versucht derzeit, Cherson in einer Gegenoffensive zurückzuerobern.

    +++ Die Ergebnisse des zweiten Stresstests für den Strommarkt sollen heute um 18.00 Uhr vorgestellt werden.

    Mit Blick darauf soll auch die Entscheidung über einen möglichen Weiterbetrieb der letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland über das Jahresende hinaus getroffen werden. An der Pressekonferenz in Berlin sollen neben Bundeswirtschaftsminister Habeck (Grüne) und dessen Staatssekretär Graichen auch mehrere Vertreter von Übertragungsnetzbetreibern teilnehmen. Beim Stresstest sollten die Auswirkungen der angespannten Lage auf den Energiemärkten auf die Sicherheit der Stromversorgung untersucht werden.

    +++ Russland konzentriert sich bei seinem Krieg in der Ukraine nach britischer Darstellung weiter auf den Vormarsch im Osten des Landes.

    Die Hauptachsen lägen bei Awdijiwka nördlich der Großstadt Donezk sowie rund um Bachmut, teilte das Verteidigungsministerium in London mit. Es beruft sich auf Geheimdienstinformationen. Grund für die Konzentration auf die Ostukraine sei das politische Ziel, das gesamte Gebiet Donezk zu erobern. Das britische Verteidigungsministerium zitiert in diesem Zusammenhang ukrainische Behörden, wonach russische Einheiten sehr wahrscheinlich wiederholt Fristen verpasst hätten, um dieses Ziel zu erreichen. Nun solle bis zum 15. September ein Durchbruch erzielt werden.

    +++ Die Ampel-Koalition hat zahlreiche Maßnahmen zur Entlastung der Bürgerinnen und Bürger angekündigt, darunter auch eine sogenannte Strompreisbremse.

    Diese soll finanziert werden mit "Zufallsgewinnen" der Energiekonzerne. Wie das genau umgesetzt werden soll, ist aber noch unklar. Mehr...
    Von Kindergeld bis Strompreisbremse - die Entlastungspakete der Bundesregierung im Überblick.

    +++ Der erneute Stopp russischer Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 hat die Gaspreise sprunghaft steigen lassen.

    Auf dem europäischen Terminmarkt lag der Preis für eine Megawattstunde heute früh gut bei 272 Euro - gut dreißig Prozent höher. Der russische Anbieter Gazprom hatte den Lieferstopp mit einem Ölleck an einer Turbine begründet. Siemens erklärte dagegen, dies sei aus technischer Sicht nicht nachvollziehbar. Auch der Euro steht an den Finanzmärkten angesichts der Gaskrise weiter unter Druck. Die Gemeinschaftswährung fiel heute früh unter die Marke von 0,99 US-Dollar. Das war der tiefste Stand seit knapp 20 Jahren.

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj kündigt eine Untersuchung der Explosion in Tschernihiw an.

    Der ukrainische Präsident Selenskyj leitet eine Untersuchung der Explosion eines Granatwerfers bei einer Kinderveranstaltung in Tschernihiw ein. Er sagte in seiner nächtlichen Videoansprache, zwei Personen, die direkt in den tragischen Vorfall in Tschernihiw verwickelt gewesen wären, seien wegen des Verdachts auf eine Straftat festgenommen worden. 15 Personen, darunter acht Kinder, waren bei der Explosion bei einer außerplanmäßigen Ausstellung militärischer Ausrüstung am Samstag in der nordukrainischen Stadt verwundet worden.
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (picture alliance / SvenSimon-ThePresidentialOfficeU / ThePresidentialOfficeofUkraine)

    +++ Die ukrainische Armee hat nach Angaben von Präsident Selenskyj Fortschritte im Kampf gegen russische Truppen gemacht.

    Es sei gelungen, zwei Ortschaften im Süden des Landes zurückzuerobern, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videobotschaft. Im Osten des Landes habe man ebenfalls eine Ortschaft und weiteres Gebiet befreit. Angaben, um welche Orte es sich handelt, machte der ukrainische Präsident nicht. Zuvor hatte der Vizechef des Präsidentenbüros, Tymoschenko, von der Befreiung des Dorfes Wyssokopillja im Gebiet Cherson berichtet. Er veröffentlichte ein Foto der dort gehissten ukrainischen Flagge. Die Einnahme der Ortschaft wäre ein Erfolg für die Ukraine, die vergangenen Woche eine Gegenoffensive in der Region einleitete.

    +++ Russland berichtet über Stromausfälle im Süden der Ukraine.

    Im Süden der Ukraine ist es russischen Angaben zufolge zu Stromausfällen gekommen. Betroffen waren demnach am Sonntag weite Teile der Region Saporischschja, darunter die Stadt Melitopol. Die Stromversorgung werde jedoch allmählich wiederhergestellt, erklärte der Chef der vom Kreml eingesetzten Regionalverwaltung in Enerhodar, Wladimir Rogow. Im Stadtgebiet befindet sich auch das von Russland besetzte Atomkraftwerk Saporischschja. Es habe am Sonntag keine Berichte über Beschuss des Geländes der Anlage gegeben, ergänzte Rogow. Zu Stromausfällen sei es zudem in mehreren Gegenden der Hafenstadt Cherson gekommen, meldete die russische Nachrichtenagentur Tass. Rogow führte die Ausfälle in den beiden Gebieten auf Schäden an Stromleitungen zurück.

    +++ Der ukrainische Regierungschef Schmyhal reist heute nach Brüssel.

    Der ukrainische Ministerpräsident Schmyhal wird heute in Brüssel erwartet. Er nimmt dort an Gesprächen mit der EU teil. Der Assoziationsrat wird von Schmyhal und dem EU-Außenbeauftragten Borrell geleitet. Hauptthemen sind eine stärkere Zusammenarbeit und die Unterstützung der EU für Kiew im russischen Angriffskrieg. Im Anschluss eröffnet Schmyhal in Brüssel eine Ausstellung zu russischen Kriegsverbrechen und nimmt dazu an einer Podiumsdiskussion teil. Zugeschaltet wird unter anderem der Chefankläger beim Internationalen Strafgerichtshof, Khan. Gestern war der ukrainische Regierungschef in Berlin mit Bundespräsident Steinmeier und Bundeskanzler Scholz zusammengetroffen. 
    Denys Schmyhal, Ministerpräsident der Ukraine, sitzt während eines per Video geführten Interviews mit der Deutschen Presse-Agentur an einem Schreibtisch. Neben ihm die Fahnen der Ukraine und der EU.
    Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal wird heute in Brüssel erwartet. (dpa/Büro des Ministerpräsidenten Schmyhal)

    Sonntag, 4. September

    +++ Der ukrainische Ministerpräsident Schmyhal hat mit Bundeskanzler Scholz über die Lieferung von Kampfpanzern gesprochen.

    Nach einem Treffen im Kanzleramt sagte Schmyhal, er habe Scholz konkrete Vorschläge gemacht, wie Leopard-2-Panzer in die Ukraine gebracht werden könnten. Auch über andere militärische Systeme habe man konstruktiv diskutiert. Auf die Frage, ob er glaube, dass die Kampfpanzer am Ende geliefert würden, sagte Schmyhal, er sei optimistisch. Schmyhal war am Nachmittag von Scholz mit militärischen Ehren empfangen worden. Eine gemeinsame Pressekonferenz war von deutscher Seite aus Termingründen abgesagt worden. Die Bundesregierung hat der Ukraine bisher Waffen im Wert von mehr als 700 Millionen Euro zugesagt, der größte Teil davon ist schon geliefert - darunter auch schwere Waffen. Zur Lieferung von Kampfpanzern hatte sich Scholz bisher skeptisch geäußert.

    +++ In Litauen sind heute die ersten deutschen Soldaten für die NATO-Brigade zum verstärkten Schutz des Bündnis-Partners eingetroffen.

    Mit einem Schiff wurden rund 100 Truppen der Panzergrenadierbrigade 41 und knapp 40 Militärfahrzeuge über die Ostsee in das baltische EU- und NATO-Land verlegt. Nach der Ankunft am Hafen der Stadt Klaipeda machte sich das Truppenkontingent auf den Weg zum litauischen Militärstützpunkt Rukla. Dazu gehören Jäger aus Torgelow und Neubrandenburg und Soldaten aus Hagenow (Mecklenburg-Vorpommern) sowie Aufklärer aus Eutin (Schleswig-Holstein).
    Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat die NATO einen verstärkten Schutz an der Ostflanke beschlossen. Deutschland soll  dabei eine Kampftruppen-Brigade mit 3000 bis 5000 Soldaten für  Litauen führen.

    +++ Der ukrainische Ministerpräsident Schmyhal hat sich bei einem Treffen mit Bundespräsident Steinmeier in Berlin für die deutsche Hilfe bedankt.

    Schmyhal schrieb bei Twitter, bei dem Treffen sei es um die militärische Lage in der Ukraine, um die Verschärfung der Sanktionen gegen Russland und um weitere Waffenlieferungen an die Ukraine gegangen. Er habe sich "für die Solidarität mit den Ukrainern und die Unterstützung bedankt", schrieb Schmyhal - und fügte hinzu: "Wir werden gewinnen."

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    Die Sprecherin des Bundespräsidenten erklärte auf Twitter, Steinmeier habe zugesichert, dass Deutschland "weiter zuverlässig solidarisch an der Seite der Ukraine stehen" werde. Weitere Gesprächspartner Schmyhals bei seinem Berlin-Besuch sind Bundeskanzler Scholz und Bundesentwicklungsministerin Schulze von der SPD. Schulze sagte der Ukraine vor dem Treffen Hilfen in Höhe von 200 Millionen Euro für die Versorgung von Binnenflüchtlingen zu.

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    +++ BND-Chef Kahl warnt vor russischen Desinformationskampagnen.

    Ein Hauptaugenmerk des deutschen Auslandsnachrichtendienstes liege derzeit auf der Aufklärung von Cyberattacken Russlands, sagte Kahl der "Welt am Sonntag". Nach Ansicht des BND-Präsidenten machen sich Unterstützer einer Inbetriebnahme der Gaspipeline Nord Stream 2 durch die Ostsee zum Werkzeug russischer Propaganda.
    Bruno Kahl, Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND)
    Bruno Kahl, Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND) (dpa | Fabian Sommer)
    Vor kurzem hatte sich Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) für die Inbetriebnahme dieser Pipeline eingesetzt. Kubicki war dafür auch von seinen Parteifreunden heftig kritisiert worden. Russische Politiker hatten mit Hinweis auf angebliche technische Probleme bei der Nord-Stream-1-Pipeline vorgeschlagen, dass man alternativ Nord Stream 2 nützen könnte. Die Bundesregierung hat dies abgelehnt. Sie geht davon aus, dass die technischen Probleme nur vorgeschoben sind.

    +++ Granaten der russischen Streitkräfte sind in der Nacht in der ukrainischen Hafenstadt Mykolajiw eingeschlagen.

    Eine medizinische Einrichtung sei getroffen und beschädigt worden, teilte der Bürgermeister der Stadt mit. Mykolajiw und die umliegende Region geraten seit Wochen täglich unter Beschuss. In Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, setzte russischer Granatenbeschuss einen hölzernen Restaurantkomplex in Brand, wie der Rettungsdienst der Region mitteilte. Bei den Angriffen in der Region wurde ein Mensch getötet und zwei wurden verletzt, wie Gouverneur Oleh Synjehubow sagte.

    +++ Die ukrainische First Lady Olena Selenska hat angesichts der Debatte über steigende Verbraucherpreise in Europa an das Leid in ihrem Land erinnert.

    Die Frau des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sagte in einem BBC-Interview auf die Frage, welche Botschaft sie an die Briten habe: "Während ihr anfangt, die Pennies auf eurem Konto oder in eurer Tasche zu zählen, tun wir das gleiche und zählen unsere Opfer". Die Geschichten der Menschen, die vor dem Krieg fliehen oder sogar ihr Leben verlieren, und ihre Gesichter müssten in aller Welt bekannt werden, sagte die 44-Jährige. Das Interview sollte am Sonntag in voller Länge ausgestrahlt werden.
    Olena Selenska, die Ehefrau des ukrainischen Präsidenten Selenskyj spricht im Juli 2022 vor dem US-Kongress.
    Olena Selenska, die Ehefrau des ukrainischen Präsidenten Selenskyj. (Saul Loeb / ZUMA Wire / IMAGO )

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat Russland erneut einen Energie-Krieg vorgeworfen.

    Mit Blick auf die ausbleibenden Gaslieferungen über die Ostseepipeline Nord Stream 1, sagte Selenskyj in seiner regelmäßigen nächtlichen Ansprache, Russland bereite eine massive Energie-Attacke gegen alle Europäer im Winter vor. Russland wolle das normale Leben jedes Europäers zerstören. Dagegen helfe nur ein noch größerer Zusammenhalt und koordinierte Gegenmaßnahmen der Europäer. Zudem müsse der Druck auf Russland erhöht werden, um die Öl- und Gaseinnahmen des Landes zu begrenzen.

    +++ Der ukrainische Ministerpräsident Schmyhal wird heute zu Gesprächen in Berlin erwartet.

    Schmyhal ist der ranghöchste Politiker seines Landes, der Deutschland seit Beginn des russischen Angriffskrieges besucht. Er wird sich unter anderem mit Bundeskanzler Scholz und Entwicklungsministerin Schulze treffen. Dabei soll es laut Bundesregierung neben dem Krieg auch um Fragen des Wiederaufbaus gehen.
    Denys Schmyhal, Ministerpräsident der Ukraine, sitzt während eines per Video geführten Interviews mit der Deutschen Presse-Agentur an einem Schreibtisch. Neben ihm die Fahnen der Ukraine und der EU.
    Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal (dpa/Büro des Ministerpräsidenten Schmyhal)

    +++ Entwicklungsministerin Schulze hat der Ukraine neue Hilfen im Umfang von 200 Millionen Euro zugesagt.

    Die SPD-Politikerin sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, sie werde mit dem ukrainischen Ministerpräsidenten Schmyhal darüber sprechen, wie Deutschland die Ukraine bei der Versorgung der Binnenflüchtlinge weiterhin unterstützen könne. Dabei gehe es um Wohnraum, Wärme, Kleidung und Medizin. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind rund 6,9 Millionen Menschen in der Ukraine auf der Flucht.

    Samstag, 3. September

    +++ Im umkämpften Kernkraftwerk Saporischschja ist nach Angaben der Internationalen Atombehörde IAEA erneut die Verbindung zum Stromnetz unterbrochen worden.

    Die letzte noch funktionierende Hauptleitung ins externe Netz sei erneut ausgefallen, der Strom werde über ein Reservekabel weitergeleitet, teilte die IAEA mit. Einen ähnlichen Vorfall habe es bereits nach einem Beschuss in der vergangenen Woche gegeben, fügte die Atombehörde hinzu. Auch am Samstag gab es zuvor Meldungen über einen Beschuss der Anlage. Das russische Verteidigungsministerium beschuldigte Kiew, einen Angriff auf das Objekt gestartet zu haben. Dieser sei aber abgewehrt worden, gab das Verteidigungsministerium an. Unabhängig lassen sich diese Angaben nicht überprüfen.

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    +++ Durch russische Angriffe und fahrlässigen Umgang mit Munition sind in der Ukraine mehrere Kinder getötet und verletzt worden.

    "In Selenodolsk haben die Russen einen neunjährigen Jungen getötet", teilte der Militärgouverneur der zentralukrainischen Region Dnipropetrowsk, Resnitschenko, auf seinem Telegram-Kanal mit. Insgesamt seien durch die Raketenangriffe etwa zehn Personen verletzt worden, die meisten davon schwer. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben ist nicht möglich. Raketenangriffe gab es auch in der Region Mykolajiw im Süden der Ukraine. Dort soll ein achtjähriges Kind durch die Einschläge getötet worden sein, zwei weitere Kinder und vier Erwachsene wurden verletzt.

    +++ Die Internationale Atomenergiebehörde geht davon aus, dass ihre Präsenz am besetzten ukrainischen Kernkraftwerk Saporischschja die Lage dort stabilisieren kann.

    IAEA-Chef Grossi teilte mit, es sei ein Unterschied wie Tag und Nacht, dass man nun direkt am Ort sei. Das Team habe direkte, schnelle und verlässliche Informationen über die externe Stromversorgung erhalten, ebenso wie über den Status der Reaktoren. In dem Update der Behörde heißt es aber auch, man sei weiterhin sehr besorgt über die Situation. Der Meiler wird vom russischen Militär kontrolliert, aber weiter von ukrainischen Fachleuten betrieben.
    Ukrainische Arbeiter an ihren Arbeitsplätzen im Kontrollraum des Kernkraftwerks Saporischschja.
    Ukrainische Arbeiter an ihren Arbeitsplätzen im Kontrollraum des Kernkraftwerks Saporischschja. (Iaea Mission/Iaea Imagebank/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa )

    +++ Die ukrainischen Agrarexporte haben im August um 66 Prozent gegenüber dem Vormonat zugenommen.

    Das teilte die Nachrichtenagentur Ukrinform unter Berufung auf das Ministerium für Agrarpolitik und Nahrungsmittel mit. Es handele sich dabei um 4,5 Millionen Tonnen Getreide, Hülsenfrüchte, Ölsamen und deren Verarbeitungsprodukte, die im August exportiert worden seien. Nach Angaben des Ministeriums wurden in den letzten sechs Monaten 12,5 Millionen Tonnen Agrargüter ausgeführt. 2021 habe die Ukraine im gleichen Zeitraum mehr als das Doppelte exportiert - 26,4 Millionen Tonnen.
    Vor allem die Weizenexporte haben dem Agrarministerium zufolge einen deutlichen Zuwachs verzeichnet. Im August lagen sie bei 899.600 Tonnen. Das ist um 488.000 Tonnen mehr als im Juli, jedoch 25 Prozent weniger als im Vorjahr. Am 22. Juli hatten sich die Ukraine und Russland Abkommen über Getreidelieferungen getroffen. Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine steckt Getreide in ukrainischen Häfen fest. Dadurch stiegen die Lebensmittelpreise weltweit stark an und in Teilen Afrikas kam es zu einer Hungerkrise.

    +++ EU-Ratspräsident Michel hat die Lage rund um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja mit dem Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Behörde, Grossi, besprochen.

    Das teilte er heute auf Twitter mit. Er würdigte die Arbeit der IAEA-Mission in der Ukraine und sicherte der Mission seine uneingeschränkte Unterstützung zu. Russland habe die Welt in Gefahr gebracht, schrieb er. Die Fortsetzung der IAEO-Präsenz in Saporischschja sei eines Schlüsselbedingung für die nukleare Sicherheit weltweit.

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    +++ Rund um das Atomkraftwerk Saporischschja hat es nach russischer Darstellung wieder Militäreinsätze der ukrainischen Streitkräfte gegeben.

    Wie das Verteidigungsministerium in Moskau in seinem Lagebericht mitteilte, sollen mehr als 250 ukrainische Soldaten in der vergangenen Nacht versucht haben, das Kraftwerk anzugreifen. Unbestätigten Angaben zufolge wurde bei den Kämpfen eine Stromleitung getroffen. Daher seien die Notstromgeneratoren in Gang gesetzt worden. Eine unabhängige Überprüfung der Informationen ist nicht möglich. Das ukrainische Atomkraftwerk wurde im März von russischen Soldaten eingenommen, wird aber weiterhin vom ukrainischen Personal betrieben. Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig, das Kraftwerk unter Beschuss zu nehmen. Der türkische Präsident Erdogan bot sich derweil als Vermittler im Streit um das Atomkraftwerk Saporischschja an. Das teilte das Präsidialbüro in Ankara nach einem Telefonat Erdogans mit dem russischen Präsidenten Putin mit.

    +++ Der ehemalige russische Präsident Medwedew hat die USA und ihre Verbündeten beschuldigt, einen Zerfall des Landes provozieren zu wollen.

    Sie wollten die staatlichen Institutionen Russlands lähmen, wie sie es 1991 getan hätten. Medwedew, der stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrats ist, teilte in den sozialen Medien mit, solche Versuche kämen einem "Schachspiel mit dem Tod" gleich und könnten zum Untergang führen.
    Der Ex-Präsident und jetzige Vize-Chef des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew (l), und Präsident Wladimir Putin
    Der Ex-Präsident und jetzige Vize-Chef des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew (l), und Präsident Wladimir Putin (picture alliance / dpa)

    +++ Nach dem Betriebsstopp der Gaspipeline Nord Stream 1 will Schweden mit milliardenschweren Staatshilfen für seine Energiebranche eine Finanzkrise abwenden.

    Ministerpräsidentin Andersson kündigt an, die Regierung werde Energieunternehmen Liquiditätsgarantien im Wert von mehreren hundert Milliarden Kronen anbieten. Das entspricht Dutzenden Milliarden Euro. Die Finanzaufsicht erklärt, gegenwärtig gebe es keine Finanzkrise. Die Banken seien gut kapitalisiert.

    +++ Mit ihren Versuchen, die russische Armee hinter den Fluss Dnipro zurückzudrängen, erzielen die Ukrainer nach Erkenntnissen britischer Geheimdienste erste Erfolge.

    Die Ukraine verzeichnet bei ihrer Gegenoffensive in der Region Cherson im Süden des Landes offenbar einen breiten Vormarsch auf drei Achsen westlich des Flusses Dnipro. Diese Offensive die Russen mutmaßlich taktisch überrascht, hieß es in einem Kurzbericht des Verteidigungsministeriums in London. Damit würden logistische Mängel und Schwächen in der Führung der russischen Offensive entlarvt. Russische Kommandeure müssten sich nun entscheiden, auf welche Region sie sich mit Blick auf Nachschub und Reservetruppen konzentrieren wollten. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar veröffentlicht die britische Regierung regelmäßig Geheimdienstinformationen zu dessen Verlauf.

    +++ Das Auswärtige Amt in Berlin hat bestätigt, dass der Politologe Oleksij Makejew neuer ukrainischer Botschafter in Deutschland werden wird.

    Nach Informationen der Zeitung " Die Welt" soll der 46-jährige Diplomat am 15. Oktober sein Amt antreten. Makejew ist demnach seit 25 Jahren im diplomatischen Dienst und war dabei auch schon in Berlin tätig. Seit zwei Jahren ist er Sonderbeauftragter der ukrainischen Regierung für internationale Sanktionspolitik. Makejew folgt auf den bisherigen Botschafter Melnyk, der im Juli vom ukrainischen Präsidenten Selenskyj abberufen wurde.
    Der neue ukrainische Botschafter in Berlin, Oleksii Makeiev.
    Der neue ukrainische Botschafter in Berlin, Oleksii Makeiev. (picture alliance / dpa / Soeren Stache)

    +++ Die Bundesnetzagentur sieht in den von Russland genannten Gründen für den Lieferstopp von Gas über die Pipeline Nord Stream 1 einen Vorwand.

    Die vom russischen Gaskonzern Gazprom gemeldeten Mängel seien nach ihrer Einschätzung kein Grund für die Einstellung des Betriebes. Die Versorgungslage sei angespannt und eine weitere Verschlechterung der Situation könne nicht ausgeschlossen werden, heißt es in dem Lagebericht der Behörde. "Die Gasversorgung in Deutschland ist im Moment aber stabil. Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist derzeit weiter gewährleistet", so die Bundesnetzagentur.
    EU-Wirtschaftskommissar Gentiloni forderte Russland auf, seine Energieabkommen einzuhalten. Doch selbst wenn der Einsatz von Energielieferungen als Waffe fortgesetzt werde, sei die EU eingestellt, darauf zu reagieren, sagte Gentiloni und verwies auf hohe Gasspeicherbestände und die Pläne zur Energieeinsparung im Winter.

    +++ Zahlreiche nach Deutschland geflüchtete Kinder und Jungendliche warten derzeit noch auf die Zuteilung eines Schulplatzes.

    Wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes unter den zuständigen Ministerien ergab, konnten mindestens in drei Bundesländern noch nicht alle Schülerinnen und Schüler untergebracht werden. In Nordrhein-Westfalen haben nach Angaben des Schulministeriums rund 3.000 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine bisher keinen Schulplatz. Das sächsische Kultusministerium spricht von rund 1.000 betroffenen Kindern und Jugendlichen. Aus Hamburg hieß es, viele Schulen hätten keine freien Plätze mehr, sodass nicht immer ein Schulplatz in unmittelbarer Nähe des Wohnorts angeboten werden könne. Andere Bundesländer verneinen die Frage, ob es Wartelisten für ukrainische Schulkinder gibt. Das zuständige Ministerium in Brandenburg ließ die Frage unbeantwortet.
    In vielen Bundesländern kommen ukrainische Schülerinnen und Schüler zunächst in spezielle Klassen. Größtes Problem ist nach Darstellung vieler Bundesländer die Gewinnung von zusätzlichem Personal, das oftmals ohnehin schon nicht verfügbar sei.

    +++ Wegen der hohen Zahl von Ukraine-Geflüchteten und Asylbewerbern aus anderen Staaten sperrt sich offenbar derzeit die Mehrheit der Bundesländer, weitere Schutzsuchende aufzunehmen.

    Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums bestätigte den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland, derzeit hätten zwölf der 16 Länder eine Sperre im Erstverteilungssystem aktiviert. Temporäre Sperren seien jedoch nicht ungewöhnlich. Außerdem sei eine Verteilung nach wie vor möglich, da große Länder weiterhin Menschen aufnähmen. Insgesamt sind nach Angaben des Ministeriums seit Kriegsbeginn mehr als 980.000 Menschen aus der Ukraine nach Deutschland geflohen.

    +++ Angesichts des andauernden Beschusses des von russischen Truppen besetzten Atomkraftwerks Saporischschja bangen internationale Experten nach einem Besuch um die Sicherheit dort.

    Seine größte Sorge bleibe, dass das AKW durch weiteren Beschuss schwer beschädigt werden könnte, sagte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) Grossi in Wien. Zwar seien Schäden offenkundig und inakzeptabel, aber wichtige Sicherheitselemente wie die Stromversorgung des Kraftwerks funktionierten. Auch die Zusammenarbeit zwischen den russischen Besatzern und dem ukrainischen Personal klappe auf professioneller Ebene einigermaßen, sagte Grossi nach seiner Rückkehr aus der Ukraine am Flughafen Wien. Er erwarte eine genaue Analyse der Sicherheit des Kraftwerks durch seine vor Ort verbliebenen Experten im Laufe der nächsten Woche.
    IAEA-Chef Rafael Grossi
    IAEA-Chef Rafael Grossi (AFP / ALEX HALADA)

    +++ Gazprom will nach dem Ausbleiben von Gaslieferungen über die Ostseepipeline Nord Stream 1 mehr Erdgas über eine durch die Ukraine führende Pipeline nach Europa pumpen.

    Heute sollten 42,7 Millionen Kubikmeter Erdgas durch die Pipeline fließen, kündigte der russische Gaskonzern an. Gestern waren an der Einfüll-Stelle Sudscha 41,3 Millionen Kubikmeter Gas registriert worden, die durch die ukrainische Pipeline geliefert wurden. Allerdings reichen die zusätzlichen Mengen nicht aus, um den Ausfall des Gases auszugleichen, das über Nord Stream 1 gepumpt werden sollte. Gazprom hatte gestern überraschend mitgeteilt, die für heute geplante Wiederaufnahme der Gaslieferungen über Nord Stream 1 bis auf weiteres auszusetzen.

    +++ Der Siemens-Konzern zeigt sich irritiert über die Begründung des russischen Energieunternehmens Gazprom, warum die Gas-Pipeline Nord Stream 1 bis auf weiteres abgeschaltet bleibt.

    "Siemens Energy" teilte mit, als Hersteller der bemängelten Turbine könne man lediglich feststellen, dass eine Öl-Leckage kein technischer Grund sei für eine Einstellung des Betriebs. Die Stellen könnten vor Ort an der Maschine abgedichtet werden. In der Verdichterstation Portowaja befänden sich außerdem drei weitere Turbinen für einen Betrieb von Nord Stream 1. Der russische Staatskonzern Gazprom hatte am Abend angekündigt, bis auf Weiteres kein Gas mehr über die Ostseepipeline Nord Stream 1 zu liefern. Als Grund nannte das Unternehmen einen Ölaustritt in der Turbine in der Kompressorstation Portowaja.
    Mehr Informationen zum Lieferstopp russischen Gases über Nord Stream 1 finden Sie hier.

    +++ Die Ukraine hat angeboten, Atomstrom nach Deutschland zu liefern.

    Damit solle Deutschland auf dem Weg aus der Abhängigkeit von russischen Energielieferungen unterstützt werden, sagte der ukrainische Ministerpräsident Schmyhal der Deutschen Presse-Agentur. Derzeit exportiere die Ukraine ihren Strom nach Moldau, Rumänien, in die Slowakei und nach Polen. Aber man habe eine ausreichende Menge an Strom und könne diesen auch nach Deutschland transportieren. Schmyhal kündigte an, die Exportquoten für die EU um ein Vielfaches zu erhöhen. Er wird an diesem Wochenende auch in Berlin zu einem offiziellen Besuch erwartet.

    Freitag, 2. September

    +++ Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben am Freitag eine russische Basis nahe des Atomkraftwerks Saporischschja in der Südukraine beschossen.

    In der Stadt Enerhodar sowie in der ebenfalls im Süden gelegenen Stadt Cherson seien mit "präzisen Angriffen" drei russische Artilleriesysteme sowie ein Munitionslager zerstört worden, teilten die ukrainischen Streitkräfte mit. In dem im Stadtgebiet von Enerhodar gelegenen Akw Saporischschja halten sich derzeit Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) auf.

    +++ Der kürzlich heruntergefahrene Reaktor des von Russland besetzten ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja ist nach ukrainischen Angaben wieder ans Stromnetz angeschlossen worden.

    "Zwei Reaktorblöcke in der Anlage sind nun in Betrieb und erzeugen Strom für den Bedarf der Ukraine", schrieb das ukrainische Staatsunternehmen Energoatom auf Telegram. Am Donnerstag war einer der beiden noch betriebenen Reaktoren nach erneutem Beschuss an Europas größtem Atomkraftwerk abgeschaltet worden.
    Mehere UNO-Autos stehen vor dem Gelände des ukrainischen Atomkraftwerks.
    UNO-Autos vor dem Gelände des ukrainischen Atomkraftwerks. (IMAGO / ITAR-TASS / IMAGO / Stringer)

    +++ Die Bundesregierung wird durch den Geschäftsträger der deutschen Botschaft in Moskau an der Beisetzung des früheren sowjetischen Staatschefs Michail Gorbatschow am Samstag in Moskau vertreten sein.

    Das gibt ein Sprecher des Auswärtigen Amtes bekannt. Der deutscher Botschafter könne wegen eines positiven Corona-Tests nicht teilnehmen.
    Michael Gorbatschow 2014 am Checkpoint Charlie
    Vorreiterin des „neuen Denkens“, das die Weltpolitik veränderte: Michael Gorbatschow. (picture alliance / dpa / Jens Kalaene)

    +++ Zum 1. September ist in Russland ein neues Schulfach mit dem Namen "Gespräche über das Wichtige" eingeführt worden.

    Auf Anordnung des Bildungsministeriums soll der Unterricht montags in der ersten Stunde erteilt werden und mit dem Hissen der russischen Fahne und dem Singen der Hymne beginnen. Das Bildungsministerium erklärte, die "Gespräche über das Wichtige" sollten russischen Schulkindern die Liebe zum Mutterland einflößen und patriotische Werte vermitteln. Die Unterrichtsinhalte werden demnach je nach Jahrgangsstufe variieren. Ab der fünften Klasse sollen russische Schulkinder das Thema NATO und den Krieg gegen die Ukraine behandeln, die in Russland nur als "militärische Spezialoperation" bezeichnet werden darf. Am ersten Tag der Einführung des neuen Schulfachs besuchte Staatspräsident Putin die "Gespräche über das Wichtige" an einer Schule in Kaliningrad. Er sprach der Ukraine erneut ihr Existenzrecht ab. Mehr
    Wladimir Putin sitzt auf einem Stuhl vor einer Schulklasse und spricht durch ein Mikrofon zu ihnen.
    Der russische Präsident an einer Schule in Kaliningrad, wo das neu eingeführte Fach "Gespräche über das Wichtige" erstmals erteilt wurde. (AFP / ALEXEY MAISHEV)

    +++ Zwei Inspektoren der internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) werden nach russischen Angaben dauerhaft im ukrainischen Kernkaftwerk Saporischschja bleiben.

    Das berichtet die Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf einen russischen Botschafter in Wien. Gestern hatten mehrere IAEA-Inspekteure das Atomkraftwerk erstmals seit der Besetzung durch russische Soldaten betreten dürfen.

    +++ Der Deutsche Journalisten-Verband protestiert dagegen, dass bei der Inspektion des Kernkraftwerks Saporischschja durch die Internationale Atomenergiebehörde keine ausländischen Medienvertreter zugelassen waren.

    Zu der Pressekonferenz mit IAEA-Chef Grossi gestern vor dem ukrainischen Kernkraftwerk hatten nur russische Journalisten Zutritt. Internationale Berichterstatter seien unerwünscht, habe es von russischer Seite geheißen, so der DJV. Der Verband kritisierte, angesichts der potenziellen Gefahr, die vom Atomkraftwerk Saporischschja ausgehe, sei eine Berichterstattung durch unabhängige Journalistinnen und Journalisten von fundamentaler Bedeutung. Russische Journalisten könnten aber nicht frei berichten, selbst wenn sie es wollten.
    IAEA-Chef Grossi wird über das Gelände des Atomkraftwerks Saporischschja geführt. Ringsherum sieht man russische Journalisten mit Fotoapparaten und Videokameras.
    IAEA-Chef Grossi soll von russischer Seite die Erlaubnis erhalten haben, zwei seiner Inspekteure länger im Atomkraftwerk Saporischschja zu belassen. (IMAGO / ITAR-TASS / IMAGO / Sergei Malgavko)

    +++ Einen Monat nach dem Raketenangriff auf eine Haftanstalt in der Ostukraine wartet das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) weiterhin vergeblich darauf, Zutritt zu bekommen.

    Das teilte die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform unter Berufung auf den IKRK-Generaldirektor Mardini mit. Das Rote Kreuz will die Umstände untersuchen, unter denen bei dem Angriff mehr als 50 ukrainische Kriegsgefangene getötet wurden. Russland und die Ukraine werfen sich gegenseitig vor, die Haftanstalt beschossen zu haben. Sie befindet sich im russisch besetzten Teil der ostukrainischen Stadt Oleniwka. Bei einer Pressekonferenz in Kiew sagte Mardini, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz habe trotz vertraulicher Verhandlungen keinen Zugang zum Gefangenenlager in Oleniwka bekommen. Es würden jedoch weiterhin Anstrengungen unternommen, eine Besuchserlaubnis zu erhalten. Durch den Raketenangriff auf das Gefangenenlager Oleniwka waren Anfang August auch 130 Insassen verletzt worden.

    +++ Der ukrainische Ministerpräsident Schmyhal hat die Forderung seines Landes nach effizienteren Waffen bekräftigt.

    Schmyhal sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Ukraine benötige "moderne Panzer auf dem Schlachtfeld". Deshalb erwarte die Ukraine von den USA Abrams-Panzer und von Deutschland Leopard 2-Panzer. Bundeskanzler Scholz lehnt die direkte Lieferung von Kampf- und Schützenpanzern an die Ukraine bislang ab.
    Denys Schmyhal, Ministerpräsident der Ukraine, sitzt während eines per Video geführten Interviews mit der Deutschen Presse-Agentur an einem Schreibtisch. Neben ihm die Fahnen der Ukraine und der EU.
    Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal (dpa/Büro des Ministerpräsidenten Schmyhal)
    Schmyhal würdigte die militärische Unterstützung, die Deutschland der Ukraine bisher geleistet hat. Es habe hier "einen immensen Fortschritt" gegeben. Aber natürlich wünsche sich die Ukraine, möglichst schnell noch mehr Waffen und Ausrüstung zu erhalten. Schmyhal wird morgen im Berliner Kanzleramt erwartet. Er ist der höchstrangige ukrainische Politiker, der Berlin seit Kriegsausbruch einen Besuch abstattet.

    +++ Die FDP-Bundestagsfraktion will das Kapitel der Ostseepipeline Nord Stream 2 endgültig schließen.

    In einem auf der Herbstklausur in Bremen beschlossenen Positionspapier heißt es, die FDP fordere den Rückbau der Pipeline und die schnellstmögliche Erarbeitung eines Konzepts zur rechtlichen, technischen und umweltfachlichen Absicherung. Die Nord Stream-Pipelines seien von Beginn an ein geopolitisches Projekt des Kreml gewesen, dessen Ziel die Isolation der Ukraine gewesen sei. Der Bau habe für viel Verstimmung gesorgt und Deutschland diplomatisch isoliert. Der Ukraine sicherte die FDP-Bundestagsfraktion weitere Unterstützung zu.

    +++ In der Region rund um das Atomkraftwerk Saporischschja kommt es weiter zu Raketenangriffen.

    In der von russischen Truppen kontrollierten Stadt Enerhodar wurde in der Nacht ein Wohnhaus beschossen, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Beide Kriegsparteien machten sich gegenseitig für den Beschuss verantwortlich. Der von Russland eingesetzte Gouverneur der Region Saporischschja, Balizki, sagte, bei dem ukrainischen Beschuss von Enerhodar seien mindestens drei Menschen getötet und fünf verwundet worden. Der ukrainische Präsidentenberater Podoljak sagte dagegen, Russland habe den Vorfall in Enerhodar inszeniert.

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat erneut den Abzug aller Truppen vom Gelände des Atomkraftwerks Saporischschja gefordert.

    In seiner Videoansprache sagte er, das Wichtigste, was passieren müsse, sei eine Entmilitarisierung des Bereichs. Zudem müsse die Ukraine die volle Kontrolle über das Kraftwerk und die ukrainischen Mitarbeiter zurückerhalten.

    Donnerstag, 1. September

    +++ Die Internationale Atombehörde IAEA will eine dauerhafte Mission in dem von Russland besetzten Atomkraftwerk Saporischschja etablieren.

    Das sagte IAEA-Chef Rafael Grossi in einem auf Twitter veröffentlichten Video-Statement. Inspekteure begannen zuvor ihre Arbeit in dem AKW, das seit Monaten immer wieder unter Beschuss gerät. Grossi sprach von einem lange erwarteten Besuch. Russland hatte sich offen gezeigt für eine dauerhafte Mission der IAEA am Kraftwerk. Kiew besteht hingegen auf dem vollständigen Abzug der russischen Truppen und einer Demilitarisierung der Kraftwerksumgebung.

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    +++ Der staatliche ukrainische Energiekonzern Energoatom hat den ersten Tag der Mission der Internationalen Atomenergiebehörde im Atomkraftwerk Saporischschja als Erfolg gewertet.

    Die Delegation unter Leitung von IAEA-Chef Grossi sei unter massiver Präsenz russischer Besatzungstruppen über das Gelände der Anlage geführt worden, hieß es. Grossi zufolge soll die Inspektion morgen fortgesetzt werden. Man bleibe vor Ort.

    +++ Die Delegation der Internationalen Atomenergiebehörde hat das AKW Saporischschja erreicht.

    Korrespondentenberichten zufolge traf der Konvoi unter Leitung von IAEA-Chef Grossi unter massiver Präsenz russischer Truppen auf dem Gelände der Anlage ein. Zuvor waren die Inspekteure nach eigenen Angaben drei Stunden lang von ukrainischem Militär an der Weiterfahrt gehindert worden, weil es in der Region zu militärischen Aktionen gekommen sei.

    +++ Läuft die ukrainische Gegenoffensive schon oder ist das nur ein „informationstaktisches Manöver“?

    Für die Ukraine soll die lange angekündigte Offensive in der Nähe der Stadt Cherson ein Befreiungsschlag werden – Militärexperten aber haben Zweifel, ob diese Offensive wirklich schon wie angekündigt stattfindet. Nach Einschätzung des früheren Bundeswehrgenerals Kather handelt es sich derzeit nicht um eine große, weiträumige Offensive. Gegenüber der "Welt" sagte er, dafür sehe er derzeit keinen Beweis. Eine Offensive bedeute auch immer Truppenbewegung. Der frühere Oberst Thiele sagte gegenüber dem Fernsehsender n-tv, es handele sich hier um „informationstaktische Manöver“. Mehr Informationen zu dem Thema haben wir hier für Sie zusammengetragen.

    +++ Die russisch-orthodoxe Kirche hat Kritik von Bundespräsident Steinmeier an ihrer Haltung zum Angriffskrieg gegen die Ukraine zurückgewiesen.

    Sie warf Steinmeier vor, "unverhohlenen Druck" auf die Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen auszuüben, weil er das Recht der russischen Kirche zur Teilnahme an dem Treffen des Rats infrage gestellt habe. Der Bundespräsident hatte in einer Rede vor der Vollversammlung des Weltkirchenrats verurteilt, dass der orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill I. Russlands Krieg gegen die Ukraine rechtfertige. Die Führer der russisch-orthodoxen Kirche lenkten ihre Gläubigen und ihre ganze Kirche, "auf einen schlimmen, ja geradezu glaubensfeindlichen und blasphemischen Irrweg", sagte Steinmeier. Die Kirchenführung habe "sich mit den Verbrechen des Krieges gegen die Ukraine gemein gemacht".

    +++ Russland hat heute mit seinem Militärmanöver "Wostok" begonnen.

    An dem groß angelegten Manöver sollen rund 50.000 Soldaten beteiligt sein. Die fast einwöchige Übung wird im Osten abgehalten und ist damit Tausende Kilometer von den Kämpfen in der Ukraine entfernt. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums beteiligen sich daran auch Länder wie China, Indien und die Mongolei sowie mehrere Ex-Sowjetrepubliken, allen voran Belarus. Russland wolle so in Zeiten schwerster Spannungen mit dem Westen den Schulterschluss zu anderen Ländern demonstrieren. Bei der Übung "Wostok 2022" sollen nach Angaben aus Moskau 5.000 Militärfahrzeuge zum Einsatz kommen sowie 140 Flugzeuge und 60 Kriegsschiffe und andere Boote. Das Manöver soll auf Truppenübungsplätzen in Ostsibirien und im Fernen Osten sowie im Japanischen Meer stattfinden.

    +++ Der Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket sind seit Mitternacht Geschichte.

    Mit dem Ende der vorübergehenden Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe müssen sich Autofahrer auf deutlich steigende Spritpreise einstellen. Eine Schnellauswertung der Deutschen Presse-Agentur zusammen mit dem ADAC hat ergeben, dass die Preise an rund 400 ausgewählten Tankstellen schon heute früh deutlich über dem Niveau des Vortags lagen. Rechnerisch sind insgesamt 35 Cent mehr für Benzin und 17 Cent mehr für Diesel möglich - um diese Summen wurde die Steuerlast zuvor gesenkt.
    Die Regelung galt seit 1. Juni gemeinsam mit dem 9-Euro-Ticket, um Verbraucher angesichts hoher Energiepreise zu entlasten. Der ADAC rechnet damit, dass Tankstellenbetreiber den bis gestern zum günstigen Steuersatz eingekauften Treibstoff weiter günstiger abgeben. Nach Angaben verschiedener Unternehmensverbände handelt es sich dabei aber um vergleichsweise kleine Mengen.

    +++ Trotz des Krieges beginnt in der Ukraine wieder die Schule.

    In Regionen, die von Kämpfen weniger betroffen sind, soll in den Schulen unterrichtet werden. Wo es gefährlich ist, setzen die Schulen dagegen auf den seit Corona-Zeiten bewährten Online-Unterricht. 59 Prozent der Eltern wollten ihre Kinder aus Sicherheitsbedenken nicht zur Schule schicken, zitierte das Portal "Ukrajinska Prawda" eine Umfrage. Die größten Sorgen seien fehlende Schutzräume und eine mangelnde Vorbereitung der Lehrkräfte auf Notfälle. Nur 26 Prozent der Eltern haben demnach keine Bedenken. Nach Angaben des ukrainischen Bildungs- und Wissenschaftsministerium waren Mitte August rund 2.300 Bildungseinrichtungen beschädigt und 286 vollständig zerstört worden.
    Außenansicht einer zerstörten Schule in Charkiw im Nordosten der Ukraine. Die Fenster fehlen, die Fassade ist von Rauch geschwärzt.
    Zerstörte Schule in Charkiw im Nordosten der Ukraine. (IMAGO/ZUMA Wire/ Alex Chan)

    Die bisherigen Entwicklungen im Ukraine-Krieg finden Sie hier.