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Norwegens erfolgreicher Staatsfonds
Vorbild für Privatanleger

Der norwegische Pensionsfonds ist der größte Staatsfonds der Welt. Seit seiner Gründung steigt sein Marktwert kontinuierlich an. Auch bei der heutigen Halbjahresbilanz verzeichnete er ein ordentliches Plus. Privatanleger können sich einiges von der Anlage-Strategie des Fonds abschauen.

Von Jessica Sturmberg | 21.08.2018
    Flagge Norwegen
    Norwegens Staatsfond soll dem gesamten Volk zugutekommen (picture alliance / ZB / Patrick Pleul)
    Es ist so etwas wie ein Gesellschaftsvertrag in Norwegen. Die Einnahmen aus der Öl- und Gasgewinnung sollen dem ganzen norwegischen Volk zugutekommen und das Geld soll nicht zu schnell ausgegeben werden, so skizziert der ehemalige norwegische Ministerpräsident Jens Stoltenberg auf der Homepage des Fonds die Idee:
    "Es soll nicht nur zum Wohl einer Generation sein, sondern vieler Generationen. Mit diesem Fonds haben wir es möglich gemacht, dass die Einnahmen vieler Generationen von Norwegern weit in die Zukunft zugutekommen."
    Nachhaltigkeit zieht sich durch die Geschichte des Fonds
    Nachhaltigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Fonds, dessen Grundlage bereits Ende der 60er Jahre gelegt wurde, als die Ölreserven in der Nordsee entdeckt wurden. In den vergangenen 20 Jahren, seitdem der norwegische Pensionsfonds in den Dreiklang aus Aktien, festverzinslichen Wertpapieren und Immobilien investiert, hat er durchschnittlich rund 6 Prozent erwirtschaftet. Und sich damit besser entwickelt als der DAX im gleichen Zeitraum. Ein Teil der Erträge fließt in den Staatshaushalt, mit etwa 17 Prozent Anteil am Staatsbudget leiste er einen substanziellen Beitrag, erklärt der norwegische Wirtschaftsautor Nicolai Strøm-Olsen.
    "Es ist ein bisschen wie die Deutschen und die Autoindustrie. Norwegen, das Land mit dem großen Ölfonds."
    Der Fonds macht durch seine Größe Wirtschaftspolitik. Etwa, wenn Beteiligungen von Unternehmen veräußert werden, die mehr als 30 Prozent ihres Gelds mit Kohleenergie verdienen. Das hat auch Signalwirkung. Ebenso die ethischen Richtlinien, wonach der Fonds sich nicht an Firmen beteiligen darf, die der Umwelt schaden, Kinder beschäftigen oder Waffen produzieren. Auch wenn es immer wieder Kritik an einigen Anlagen gibt, die dem ethischen Anspruch nicht ganz gerecht werden, so ist er doch vorbildhaft. Wirtschaftsjournalist Clemens Bomsdorf setzt sich seit Jahren mit dem Fonds auseinander und ist der Frage nachgegangen, inwieweit der Fonds auch als Vorbild für Privatanleger dienen kann:
    "Der norwegische Ölfonds ist ein gutes Vorbild, weil er zunächst mal sehr transparent ist, also man kann wirklich gucken, was die machen, investiert so etwa 95 Prozent, also fast ausschließlich an Märkten, wo Leute wie Du und ich auch einkaufen können."
    Tipps für Privatanleger
    In einem Buch "So werden Sie reich wie Norwegen" hat Bomsdorf die Grundsätze des Pensionsfonds aufgeschrieben, an die sich Privatanleger halten sollten, wenn sie ähnlich erfolgreich sein wollen. Dazu gehört neben dem Mix der verschiedenen Anlageformen auch die Kosten einer Anlage im Blick zu haben. So wie der Fonds seine Mitarbeiter solide aber nicht übermäßig hoch bezahlt, sollen Anleger lieber Geld in unabhängige Finanzberatung als in hohe Ausgabeaufschläge und versteckte Provisionen investieren. Auch das Verhältnis von Risiko und Anlagedauer ist wichtig. Etwa das Prinzip, sich nicht von den Stimmungen an den Märkten mitreißen zu lassen.
    "Kaufen nach dem, wie man Geld hat und nicht danach, wie die Marktlage gerade ist, so macht es der norwegische Ölfonds auch. Der hat ganz stark davon profitiert zum Beispiel als 2008 die Aktien runtergingen und die Leute panisch verkauft haben. Da hat der norwegische Ölfonds gesagt, wir kaufen weiter, weil wir meinen, es wird schon wieder hochgehen."
    Das tat es schneller als viele dachten. Die Disziplin, die sehr breite Streuung, Langfristigkeit und das nachhaltige Konzept sind der Grund für den Erfolg des norwegischen Pensionsfonds. . Der Ertrag ist für die Norweger, die meist sonst eher in die eigene Immobilie investieren und so eine staatliche Zusatzversorgung haben. Für Anleger außerhalb Norwegens ist der Fonds ein Modell, das als Vorbild lohnt.