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NRA-Jahrestreffen in Dallas
US-Waffenlobby gegen Einschränkungen beim Waffenbesitz

Auf ihrem Jahrestreffen in Dallas zeigt sich die Waffenlobby von Schulmassakern und Schülerprotesten unbeeindruckt. Sie fordert, dass auch unter 21-Jährige weiterhin eine Waffe besitzen sollten - gegen die Konferenz gab es von Anfang an Proteste.

Von Torsten Teichmann | 04.05.2018
    Mann mit Waffe am Hosengürtel
    Waffen tragen in den USA: Nach dem Willen der NRA soll sich daran nichts ändern. (imago stock&people)
    Benny Ward ist Präsident des lokalen Vereins der Waffensammler in Dallas im Bundesstaat Texas. Jedes Jahr fährt er zur Konferenz der nationalen Waffenlobby, der National Rifle Association:
    "Du kannst verschiedene Pistolen, Gewehre und halbautomatische Waffen sehen. Du kannst sie fast alle in die Hand nehmen, vor allem die neuen. Du musst spüren, ob sie zu Dir passen."
    Dieses Jahr muss er nicht weit fahren, erzählt Ward im lokalen Radiosender. Die 80.000 Mitglieder der NRA sind zu ihm nach Dallas gekommen. Auch US-Präsident Trump wird erwartet, außerdem Vizepräsident Pence. Wenn sie kommen, ist das Tragen von Waffen im Konferenzzentrum tatsächlich verboten. Ansonsten aber spricht NRA-Cheflobbyist Cox vom weltgrößten Festival der amerikanischen Freiheit.
    "Wir haben das weltgrößte Festival der amerikanischen Freiheit. Die Linke dreht durch. Deren Freunde in den Medien schreiben böse Berichte. Aber wir stehen wieder auf und tun, was immer nötig ist, um diese Freiheit zu verteidigen."
    NRA will, dass weiterhin der Kauf von Waffen uneingeschränkt möglich ist
    Die NRA will verhindern, dass nach dem Schulmassaker vom Parkland mit 17 Toten oder dem Amoklauf von Las Vegas mit 59 Toten der Kauf von Waffen oder deren Besitz eingeschränkt wird. Die Nachricht wiederholt Vereinsboss Wayne LaPierre im hauseigenen Fernsehkanal - unterlegt mit dramatischer Musik:
    "Geht es um ein Verbot des Kaufs von Waffen an Jugendliche unter 21 Jahren, dann lehnen wir die Idee ab, dass man die Fehler lokaler Polizisten, der Bundespolizei und Politik lösen kann, indem man zehn Millionen 18-, 19- und 20-Jährigen das Recht auf Waffenbesitz vorenthält."
    "Und die Tatsache, dass die NRA den Vereinigten Staaten eine Waffe an den Kopf hält, damit wir nicht erfahren, was echte Freiheit bedeutet. Gerechtigkeit für alle und das Streben nach Glück."
    Gegen die Konferenz gab es von Anfang an Protest. Frederick Haynes, Pfarrer einer lokalen Baptisten-Gemeinde, wirft der NRA vor, den USA eine Waffe an den Kopf zu halten. Der Bürgermeister von Dallas hatte verlangt, die Tagung zu verlegen. Die NRA antwortete, kein Politiker könne der Organisation verbieten in die Stadt zu kommen. Man sei doch längst da.
    Das ist Donna Schmidt von der Organisation Mütter verlangen Taten:
    "Mich besorgt die Führung der NRA, die das Ziel verfolgt, waffenfreie Räume abzuschaffen. Und die halten unsere politische Führung im Schwitzkasten. Das wird sich ändern."
    Unbeeindruckt von angekündigten Protest
    Schmidt hat geholfen, eine Demonstration vor dem Rathaus am Samstagmorgen zu organisieren. Dazu kommen auch Überlebende des Schulmassakers von Parkland, das Anlass für landesweite Proteste war.
    Aber Tatsache ist eben auch, dass die Mitglieder der NRA nach dem Schulmassaker von Parkland erst einmal das Scheckbuch gezückt haben. Im März hat die NRA 2,4 Millionen Dollar eingesammelt. So viel Geld wie in keinem anderen Monat in den letzten 18 Jahren. Insofern gibt sich Cheflobbyist Cox unbeeindruckt vom angekündigten Protest:
    "Die können ihren Spaß haben, ihre Spielchen spielen, aber wir werden feiern und gestärkt daraus hervorgehen mit der moralischen Verpflichtung, im November sicher zu stellen, dass es so weiter geht."
    Im November sind Halbzeitwahlen in den USA für Abgeordnete und Senatoren. Die Waffenlobby und deren Gegner werden in Dallas versuchen, so viele Anhänger wie möglich zu überzeugen, sich als Wähler registrieren zu lassen, um mit ihrer Stimme im Herbst über den künftigen Kurs zu entscheiden.