Freitag, 19. April 2024

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Nur historisch sinnvolle Unterscheidung
Himmelskunde, Astronomie und Astrophysik

Wer sich mit den Vorgängen im Kosmos beschäftigt, betreibt ganz allgemein gesagt Himmelskunde. Der Fachbegriff ist dann Astronomie beziehungsweise Astrophysik, wobei diese Begriffe inzwischen nahezu dasselbe meinen.

Von Dirk Lorenzen | 09.09.2020
Der Medusa-Nebel im Sternbild Zwillinge
In Gas- und Staubwolken im Universum spielen sich viele chemische Prozesse ab, erforscht von Astrophysikern und Chemikern (ESO)
Die klassische Astronomie bestand vor allem darin, die Abläufe am Firmament zu verfolgen und durch geeignete Modelle zu beschreiben. Dagegen versucht die Astrophysik, die Vorgänge zu erklären. Stark vereinfacht gesagt: Astronomen beobachten, wo ein Stern am Himmel steht. Astrophysiker wollen verstehen, warum der Stern leuchtet.
Zwar sind heute noch beide Begriffe in Gebrauch, tatsächlich aber gibt es praktisch keine klassische Astronomie mehr. Diese Bezeichnung ist historisch üblich, auch wenn inzwischen Astronomen immer auch Astrophysiker sind. Das ist allerdings noch nicht Allgemeingut. Ende Juli bekam das sogar ein Kandidat der ARD-Quizsendung "Gefragt – gejagt" zu spüren. Er sollte sagen, was ein Astrochemiker außer Chemiker noch ist. Seine Antwort war völlig korrekt Astrophysiker, allerdings korrigierte ihn der Moderator: Die richtige Antwort laute Astronom.
Die Staubscheibe um AB Aurigae, in der gerade Planeten entstehen
In den Staubwolken in der Umgebung von Sternen spielen sich viele astrochemische Prozesse ab (European Southern Observatory (ESO))
Tatsächlich definiert das Online-Lexikon Wikipedia Astrochemie als Schnittmenge der Bereiche Astronomie und Chemie. Aber auch dort ist die Astrophysik gemeint. Astronomie mag himmlischer klingen als die vermeintlich nüchterne Astrophysik. Doch es gibt heute keinen Unterschied mehr.
Der Kandidat der Sendung hatte Pech. Er hat 500 Euro weniger erspielt – obwohl er wusste, dass zur Astrochemie neben der Chemie auch die Astrophysik gehört.