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Österreich
Sammelklage gegen VW auf der Zielgeraden

In Österreich haben sich Tausende vom Dieselskandal Betroffene einer Sammelklage gegen VW angeschlossen. Ziel ist es, Schadenersatzansprüche zu erreichen. Dazu muss die Klage aber bald eingereicht werden, denn sonst könnten die Ansprüche der Geschädigten verjährt sein.

Von Srdjan Govedarica |
    Die Silhouetten von zwei Männern auf einer Brücke zeichnen sich am 10.05.2016 vor dem großen Volkswagen-Logo am Kraftwerk am VW-Werk in Wolfsburg (Niedersachsen) ab.
    Die Möglichkeit bestünde, doch VW scheint sich nicht auf einen Vergleich einzulassen (picture alliance / dpa / Julian Stratenschulte)
    Der kupferfarbene VW-Tiguan von Karl Schantora ist gut im Schuss. Der fünf Jahre alte Wagen ist scheckheft-gepflegt und vollgestopft mit Extras - doch Freude am Fahren kommt bei Karl Schantora irgendwie nicht mehr auf. Als der Dieselskandal aufkam, ging der 72-jährige Rentner zum VW-Händler und ließ den Wert des Wagens schätzen:
    "Mir wurde damals für das Auto ein Preis von 15.000 Euro geboten. Das Auto hat im Neupreis gekostet: 42.000 Euro."
    Karls Schantora behält den Wagen und lässt von VW die Schummel-Software updaten. Das Update brachte Probleme mit sich:
    "Der Benzinverbrauch war circa einen dreiviertel Liter, einen Liter höher. Dann hat das Auto im kalten Zustand irrsinnig geklopft, dass man geglaubt hat, der Motor zerfällt. Ich hab das dann reklamiert, das wurde dann behoben, also das Klopfen ist weg. Der Benzinverbrauch ist natürlich geblieben."
    Karl Schantora ist einer von 360.000 Autobesitzern der Marken VW, Audi, Seat und Skoda in Österreich, die vom Dieselskandal betroffen sind. Sie können sich an einer Sammelklage-Aktion beteiligen, die österreichische Verbraucherschützer im Auftrag des Sozialministeriums gestartet haben. Thomas Hirmke vom Verein für Komsumenteninformation:
    "Im Idealfall wollen wir erreichen, dass die Leute Schadensersatz bekommen, also Geld auf die Hand und dass auch eine Lösung für die Folgeprobleme nach dem Softwareupdate erfolgt."
    Drei Jahre Verjährung für Schadensersatzansprüche
    Mitte September 2015 hatte VW eingestanden, Dieselmotoren mit Hilfe einer unzulässigen Software manipuliert zu haben, um den Stickstoffausstoß bei Abgastests zu senken. Dieses Datum ist entscheidend, sagt Verbraucherschützer Thomas Hirmke:
    "Wie haben ein Verjährungsproblem. Das heißt wir haben drei Jahre Verjährung für Schadensersatzansprüche, und es droht, dass es Mitte September in Österreich verjähren könnte. Daher muss man das vor Gericht bringen, außer man bekommt einen Verjährungsverzicht, den hat aber VW abgelehnt."
    Beim Verein für Konsumenteninformation haben sich inzwischen circa 6.000 Autofahrer für die Klage registriert. Teilnehmen können alle, die ihren Wagen vor 2015 in Österreich gekauft haben, unabhängig davon, ob sie das Auto noch besitzen oder weiterverkauft haben. Firmenwagen und Leasingfahrzeuge sind ausgeschlossen. Die betroffenen Autofahrer müssen eine Gebühr von 120 Euro bezahlen, um sich der Klage anzuschließen, das Prozesskostenrisiko müssen sie nicht selbst tragen, das übernimmt ein Prozesskostenfinanzierer aus Köln. Die Verbraucherschützer wollen durchsetzen, dass eine Wertminderung von voraussichtlich 20 Prozent des Kaufpreises anerkannt wird und auch die Folgeschäden des Softwareupdates sollen berücksichtigt werden.
    "Da gibt es ein Gutachten, das wir haben. Und das sagt uns, dass das möglich erscheint, beziehungsweise eigentlich auch mehr. Es wäre mehr auch denkbar, aber natürlich muss man dann in der Sammelklage sagen, OK, wir müssen was einklagen, was letztlich realistisch durchsetzbar sein kann."
    Möglichkeit eines Vergleichs
    Auch Schummeldieselfahrer Karl Schantora hat sich der Sammelklage angeschlossen:
    "Ist ja als Privatperson nicht zu finanzieren. Auch über meine Rechtsschutzversicherung nicht, da habe ich mich erkundigt. Da kommt man maximal bis zur zweiten Instanz und die ziehen das soweit hinaus, dass es nicht zu finanzieren ist."
    Auch Verbraucherschützer Thomas Hirmke geht davon aus, dass es lange dauern wird, bis die Sammelklagen ausprozessiert sind. Es bliebe noch die Möglichkeit eines Vergleichs mit Volkswagen:
    "VW könnte jetzt noch sagen, ja bitte, setzen wir uns zusammen. Das ist möglich, dafür sind wir auch offen. Realistischerweise sehe ich das aber nicht, so wie VW sich bisher verhalten hat"
    Die Porsche Holding, der österreichische Importeur von Fahrzeugen des VW-Konzerns, erklärte gegenüber der ARD, dass für die Sammelklage kein Anlass bestehe, die vorgebrachten Ansprüche seien unbegründet.