Dienstag, 19. März 2024

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Österreichs Tourismusministerin Köstinger (ÖVP)
"Wir schreiben Deutschland auch nichts vor"

Skigebiete wegen der Coronapandemie in diesem Winter schließen? Elisabeth Köstinger kann diesem Vorschlag "nichts abgewinnen": Nicht das Skifahren sei das Problem, sondern das Feiern danach: "Und genau das wird es in Österreich heuer nicht geben", sagte Österreichs Tourismusministerin im Dlf.

Elisabeth Köstinger im Gespräch mit Matthias Friebe | 28.11.2020
Wintersportler fahren bei sonnigem Wetter mit dem Sessellift im Skigebiet auf dem Stubaier Gletscher in Neustift im Stubaital (Österreich).
In Deutschland und Italien sollen die Skilifte in diesem Winter nicht fahren - Österreich möchte einen anderen Weg gehen. (Jan Woitas / dpa)
Skifahren sei ein Freiluft- und Einzelsport, betonte Elisabeth Köstinger im Deutschlandfunk: "Das Virus fängt man sich nicht auf der Piste, sondern sehr oft beim Zusammensitzen und Feiern danach - und genau das wird es in Österreich heuer nicht geben", argumentierte die Politikerin der Österreichischen Volkspartei ÖVP, die seit Januar 2020 Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus ist.
Die Regierungen in Deutschland und Italien haben bereits angekündigt, dass sie ihre Skilifte im kommenden Winter geschlossen halten wollen - und unter anderem die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wünscht sich ein solches Vorgehen auch in den europäischen Nachbarstaaten.
In der Tür eines Geschäftes hängt ein Schild mit der Aufschrift: "Nous sommes fermés"
Wie andere Länder mit der Coronakrise umgehen
Deutschland verlängert den "Lockdown light", in Belgien und Frankreich herrschen dagegen deutlich schärfere Corona-Maßnahmen. Welche Strategien verfolgen andere Länder gegen die Corona-Pandemie? Bekommen sie das Virus unter Kontrolle?
Elisabeth Köstinger erteilte diesem Wunsch im Gespräch mit dem Deutschlandfunk jedoch eine klare Absage: Wenn es das Infektionsgeschehen zulasse, so die Politikerin, solle Skifahren in Österreich auch in diesem Winter möglich sein - schließlich hätten auch andere Länder wie die Schweiz, Slowenien oder Tschechien ein ähnliches Vorgehen angekündigt. "Wir schreiben ja Deutschland auch nicht vor, wann welcher Schritt bei welchen Infektionszahlen gesetzt wird", so die ÖVP-Politikerin.
Österreichs Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger
Elisabeth Köstinger (ÖVP), Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (dpa-news / Georg Hochmuth)
Keine Parties mit vielen Menschen auf engem Raum
Um Ansteckungen zu vermeiden habe man bereits über den Sommer Vorsichtsmaßnahmen für "sicheren Wintersport-Tourismus" erarbeitet. Dazu gehörten das Verbot von Apres-Ski-Parties genauso wie strenge Auflagen für Seilbahnen, flächendeckendes Testen von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen mit Gästekontakt, Abstand halten und - wo möglich - auch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes.
Coronavirus
Übersicht zum Thema Coronavirus (imago / Rob Engelaar / Hollandse Hoogte)
Als Grund für dieses Vorgehen nannte Köstinger vor allem das Bedürfnis vieler Menschen nach Wintersport und Bewegung an der frischen Luft. Da das Coronavirus allen seit Monaten viel abverlange, freuten sich speziell um Weihnachten "viele auf einen Tapetenwechsel, auf sportliche Betätigung und frische Luft". Ski- und Wintersport habe in Österreich eine große Bedeutung.
Köstinger bestritt jedoch nicht, dass auch wirtschaftliche Gründe bei dieser Einschätzung eine Rolle spielen: "Es gibt kein Entweder-Oder zwischen Gesundheit und Wirtschaft. Der Tourismus und die Freizeitwirtschaft machen in Österreich 15 Prozent der Wirtschaftsleistung aus." Die Existenzen von rund 750.000 Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen seien betroffen.
Aus Zeitgründen haben wir im Programm des Deutschlandfunks am 28.11.2020 eine gekürzte Fassung des Gesprächs gesendet. Online bieten wir Ihnen eine ausführlichere Version zum Nachhören an.