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Olympia in der Pandemie
"Die Ungewissheit macht einen schon ein bisschen irre"

Trotz Hygienekonzept gab es bei der Leichtathletik-EM mehr als 50 Corona-Infektionen - und das wenige Monate vor den Olympischen Spielen. "Fakt ist, das Konzept bei den Olympischen Spielen muss hervorragend sein", sagte Hürdensprinterin Cindy Roleder im Dlf. Von den Dachverbänden wünscht sich die 31-Jährige "klare Fakten".

Cindy Roleder im Gespräch mit Marina Schweizer |
IAAF World Athletics Championships Doha 2019 Qatar, 05.10.2019 Cindy Roleder GER/SV Halle am 05.10.19 im Khalifa International Stadium in Doha, Qatar waehrend der IAAF World Athletics Championships. IAAF World Athletics Championships Doha 2019 Qatar, 05 10 2019 Cindy Roleder GER SV Hall on 05 10 19 at the Khalifa International Stadium in Doha, Qatar during the IAAF World Athletics Championships Copyright: xBEAUTIFULxSPORTS/AxelxKohringx
Cindy Roleder (IMAGO / Beautiful Sports)
Trotz Testungen und Hygienekonzept haben sich bei der Leichtathletik-EM im polnischen Torun mehr als 50 Athletinnen und Athleten mit dem Corona-Virus angesteckt. Auch nach dem Fecht-Weltcup in Budapest gab es positive Tests. Und das, nur knapp fünf Monate bevor rund 15.000 Menschen bei den Olympischen- und Paralympischen Spielen in Tokio zusammenkommen sollen.
"Das hat mich schon zum Nachdenken gebracht, zumal es ja auch schon bei der Handball-WM oder im Fußball immer wieder positive Tests gab, obwohl man angeblich in sogenannten Bubbles war", sagte die Hürdensprintern Cindy Roleder im Dlf.
Das Finale über 3000 Meter der Männer bei der Leichtathletik-Hallen-EM in Torun/Polen.
Corona-Fälle sorgen für Verunsicherung für Olympia
Zwei Wochen nach der Leichtathletik-Hallen-EM im polnischen Torun ist die Zahl der Corona-Fälle in die Dutzende gestiegen, auch das deutsche Team hat es erwischt.
Roleder ist nach einer Babypause vor Kurzem wieder in den Leistungssport eingestiegen und bereits für die Spiele in Tokio qualifiziert. "Anscheinend muss ja irgendwo ein Fehler liegen. Wenn vor der Veranstaltung alle negativ getestet sind, ist es ja nicht möglich, dass es Ansteckungen und danach positive Tests gibt", sagte die 31-Jährige.
Die Corona-Fälle in Torun und Budapest hätten gezeigt, dass solche Veranstaltungen "nicht sicher sind. Das waren ja im Vergleich zu den Olympischen Spielen eher kleine Veranstaltungen. Und bei den Olympischen Spielen sind noch deutlich mehr Athleten und Funktionäre vor Ort. Da muss das Hygienekonzept natürlich noch einmal deutlich besser konzipiert werden. Man muss jetzt gucken, wo die Fehler bei den letzten Veranstaltungen waren und darauf versuchen, aufzubauen."

"Der Sport hat eine Vorbildfunktion"

Vor dem Fernseher sei ihr vor allem aufgefallen, dass die Athletinnen und Athleten bei Zieleinläufen und Medaillenvergaben keinen Abstand gehalten hätten. "Das wäre auch für mich vor Ort schwierig gewesen, auf diese Glückwünsche zu verzichten. Das ist natürlich ein blödes Signal an die Gesellschaft, weil der Sport natürlich eine Vorbildfunktion hat. Gerade in der jetzigen Zeit, wo auch viele Kinder zugucken."
Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), führte die Corona-Fälle im Dlf-Interview auf individuelles Versagen zurück. So soll laut Hörmann sowohl beim Fechten als auch bei der Leichtathletik zum Teil verantwortungslos agiert worden sein. "Einzelnes Versagen ist leicht hinzunehmen", sagte Roleder. "Fakt ist, das Konzept bei den Olympischen Spielen muss hervorragend sein, um Ansteckungen zu vermeiden. Sonst haben wir eine große Bandbreite von Ansteckungen und eventuell sogar neue Mutationen, die wir natürlich auf gar keinen Fall haben wollen."
Düsseldorf: Alfons Hörmann, Präsident DOSB, spricht nach seiner Wiederwahl auf der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes.
"Wenn die Spiele stattfinden, wird es auch ein Team D geben"
Die Absage an die ausländischen Zuschauer bei den Olympischen Spielen in Tokio sei bedauerlich, die Sicherheit gehe aber vor, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann im Dlf.
Vom DOSB oder vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) wünscht sich Roleder "klare Fakten", vor allem in Sachen Anreise. "Müssen wir in Quarantäne? Wie lange befinden wir uns im Olympischen Dorf? Wie viele Sportler sind vor Ort? Das würde die Vorbereitung um einiges leichter machen. Die Ungewissheit macht einen schon ein bisschen irre."
Das IOC hatte in der vergangene Woche bekanntgegeben, dass keine ausländischen Zuschauer zu den Spielen zugelassen werden. "Es wurde aber nur gesagt, wie viele Millionen Verlust es gibt, aber nicht, dass man vielleicht eine große Ausbreitung des Coronavirus verhindert. Darüber spricht keiner, sondern nur darüber, wie viel Geld verloren geht."

"Entscheidung nicht bei den Athleten liegen lassen"

Gesundheit sei eines der höchsten Güter. "Damit sollte man nicht einfach locker umgehen. Ich finde auch, man sollte die Entscheidung nicht bei den Athleten liegen lassen. Das ist natürlich dann der einfachste Weg."
Ob man überhaupt von sicheren Spielen sprechen könne, kann Roleder nicht sagen. "Es ist immer ein gewisses Risiko da, aber das muss man so niedrig wie möglich halten. Ich möchte mich auf gar keinen Fall dazu aussprechen. Das ist gar nicht meine Verantwortung, das ist gar nicht mein Job. Mein Job ist es, schnell zu laufen. Das ist der Job der Funktionäre und der Wissenschaftler, da ein hervorragendes Hygienekonzept aufzubauen. Und dann werde ich natürlich versuchen, meinen Job es so gut es geht zu machen und so schnell wie möglich zu laufen."
Ihr Vertrauen in die Verantwortlichen sei zweigespalten. "Es ist mir einfach zu sehr hin und her. Es gibt immer wieder verschiedene andere Auflagen und dann schiebt sich immer jeder gegenseitig so den Schwarzen Peter zu. Ich möchte eindeutige Fakten sehen und da kann man dann auch zu einhundert Prozent dahinterstehen."