Olympia 2024
Wie sicher sind die Spiele von Paris?

Vor der offiziellen Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris hat es einen Anschlag auf das französische Zugnetz gegeben. Die Stadt selbst wird während der Spiele zu einer Art Festung mit extra eingerichteten Sicherheitszonen werden.

Von Lukas Thiele |
Eine Frau wird an einer Absperrung in Paris kontrolliert.
Während der Olympischen Spiele wurden in Paris Sicherheitszonen eingerichtet, an denen Passanten von der Polizei kontrolliert werden. (IMAGO / AAP / IMAGO / JOEL CARRETT)
Die Olympischen Spiele 2024 in Paris haben noch nicht einmal offiziell begonnen, da gibt es schon den ersten sicherheitsrelevanten Vorfall. Am Freitag, wenige Stunden vor der Eröffnungsfeier, meldete die französische Bahngesellschaft SNCF einen "massiven Angriff" auf das Schnellzugnetz. Unbekannte hatten Brandanschläge auf mehrere Anlagen des Zugnetzes verübt. Viele Verbindungen mussten gestrichen werden. Laut SNCF waren rund 800.000 Fahrgäste betroffen.
Auch in Deutschland haben die Vorfälle Besorgnis erregt: "Die schwerwiegenden Sabotageakte gegen das französische Bahnnetz zeigen, wie ernst die Bedrohungslagen aktuell in Europa sind und wie wichtig die starken Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Olympischen Spiele sind", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Freitag.

Verantwortliche noch nicht ermittelt

Wer für den Anschlag verantwortlich ist, ist derzeit noch unklar. Auch, ob es einen Zusammenhang zwischen den Anschlägen und den beginnenden olympischen Spielen gibt, ist noch nicht abschlieeßend beweisen. "Die Spiele ins Visier zu nehmen, bedeutet, Frankreich ins Visier zu nehmen", sagte trotzdem Frankreichs Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra.
"Diese Art von Ereignis ist für jeden mit einem politischen Anliegen eine Einladung, auf sich aufmerksam zu machen", sagte Terrorismusexperte Peter Neumann vom Kings College in London im Deutschlandfunk. "Die Olympischen Spiele sind wirklich das einzige Ereignis, bei dem die gesamte Menschheit auf einen Ort schaut."

Dreifache Bedrohung gegen die Olympischen Spiele

Insgesamt gebe es eine dreifache Bedrohnung gegen die Olympischen Spiele, sagte Neumann: "Eine Bedrohung von den bekannten terroristischen Akteuren, zum zweiten eine Bedrohung von Aktivisten - jede aktivistische Gruppe in der Welt wird wohl darüber nachgedacht haben, etwas zu den Olympischen Spielen zu machen. Und drittens von feindlich gesinnten staatlichen Akteuren, wozu zum Beispiel Russland gehört."
Dass nun Ziele außerhalb von Paris angegriffen wurden, sei laut Neumann kein Zufall gewesen. Die Verantwortlichen würden "alles mögliche tun, um Paris unter Kontrolle behalten. Aber das zieht so viele Ressourcen auf sich, dass es aus terroristischer und aktivistischer Sicht nur konsequent wäre, dass man etwas in anderen Teilen des Landes macht, weil diese natürlich weniger stark geschützt sind."

35.000 Polizisten, 18.000 Soldaten

In Paris selbst werden während der Spiele rund 35.000 Polizisten und Gendarmen sowie 18.000 Soldaten täglich im Einsatz sein täglich im Einsatz sein. Der französische Geheimdienst arbeitet bereits seit Monaten auf Hochtouren und hat in Paris sogar ein eigenes Zentrum eingerichtet. Bislang konnte aber keine gezielte Kampagnen aus dem Ausland festgestellt werden, wenngleich das Risiko hoch bleibt.
Die hohe Polizeipräsenz in der Stadt zeigt dagegen schon Wirkung: Seit Januar ist die Zahl der Taschendiebstähle, Einbrüche oder gewaltsamen Übergriffe so stark gesunken wie noch nie.

Zonen mit beschränktem Zugriff eingerichtet

Dazu wurden seit ein paar Tagen in Paris Zonen mit beschränktem Zugriff eingerichtet, die teilweise nur von Athletinnen und Athleten und Menschen mit gültigem Ticket betreten werden dürfen. Mit dem Auto dürfen einige Zonen gar nicht, andere nur mit guten Grund (zum Beispiel Anwohner) befahren dürfen. Das ärgert jedoch viele Gastronomen, die sich von den Olympischen Spielen viel Umsatz versprochen hatten, nun aber kaum Gäste haben.
Menschen, die einen QR-Code beantragt haben, um diese Zonen betreten zu dürfen, wurden im Vorfeld einer Sicherheitskontrolle unterzogen. Genauso Freiwillige, private Sicherheitskräfte, Stadionhelfer, aber auch Athleten und Journalisten.

Eröffnungsfeier als besondere Herausforderung

Eine besondere Herausforderung wird die Eröffnungsfeier. 300.000 Besucherinnen und Besucher werden erwartet, wenn die jeweiligen Mannschaften auf Booten über die Seine fahren. Allein hier werden 45.000 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz sein.
Terrorismusexperte Neumann spricht im Dlf mit Blick auf dieses Konzept von einer "mutigen Entscheidung": "Die Tatsache, dass die nationalen Teams auf Booten auf der Seine sind, ist meiner Meinung nach eine ziemlich problematische Situation. Vor allem, wenn man sich vorstellt, dass an diesen Olympischen Spielen auch Teams teilnehmen, die besonders im Fokus der negativen Aufmerksamkeit weltweit stehen. Zum Beispiel das Teams aus Israel, das seit Jahrzehnten immer schon Ziel von terroristischen Anschlägen bei Sportereignissen ist. Aber dieses Jahr ganz besonders."