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Olympiaverschiebung
Wer übernimmt die Kosten?

Mindestens 2,5 Milliarden Euro zusätzlich soll die Verlegung der Olympischen Spiele von diesem ins nächste Jahr kosten. Über die Aufteilung gibt es Ungereimtheiten zwischen dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und den Organisatoren der Spiele. Japan will zumindest nicht alleine zahlen.

Von Mathias von Lieben | 22.04.2020
Das Olympiastadion in Tokio
Das Olympiastadion in Tokio (www.imago-images.de)
11,3 Milliarden Euro. So viel hätten die Olympischen Spiele in Tokio mindestens gekostet, wenn sie in diesem Jahr stattgefunden hätten. Diesen Betrag hatte das Tokioter Organisationskomitee zumindest offiziell stets kommuniziert. Der unabhängige Prüfungsausschuss für japanische Staatsausgaben hatte diese Summe hingegen mehr als doppelt so hoch geschätzt.
Seitdem klar ist, dass die Olympischen Spiele wegen der Corona-Pandemie ins kommende Jahr verlegt werden, wird nun auch kontrovers über die Zusatzkosten diskutiert, die damit einhergehen. Geschätzt werden sie in den defensivsten Prognosen auf mindestens 2,5 Milliarden Euro. Doch die Frage danach, wer sie übernimmt, ist überaus sensibel – und sorgt nun für neue Ungereimtheiten zwischen dem Internationalen Olympischen Komitee und den Organisatoren der Spiele in Tokio.
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Am Montag veröffentlichte das IOC auf seiner Website einen Frage- und-Antwort-Katalog zur Verschiebung der Spiele – auch mit Blick auf die finanziellen Auswirkungen. Darin wird u.a. Shinzo Abe, der japanische Premierminister, erwähnt, der laut IOC zugestimmt haben soll, dass Japan die Kosten übernehmen werde, die es im Rahmen des bestehenden Abkommens für 2020 zugesichert hätte. Daraus machten japanische Medien wie z.B. die Kyodo News Agency die Meldung, Abe habe zugestimmt, alle anfallenden Kosten der Verlegung von rund 3 Milliarden US-Dollar zu tragen.
Dass das IOC dem japanischen Premier diese Worte in den Mund legte, ist in Japan auf Kritik gestoßen. Als unangemessen bezeichnete der Sprecher des Organisations-Komitees, Masa Takaya, die Meldung gegenüber japanischen Medien – und forderte das IOC auf, den Kommentar mit der Verbindung zu Abe wieder zu entfernen. Auch Japans oberster Regierungssprecher machte am Dienstag klar, Abe habe keinen zusätzlichen Kosten zugestimmt. Zwar erklärte Tokios Gouverneurin Yuriko Koike anschließend, dass Japan seinen Anteil an den Zusatzkosten übernehmen wolle – doch wie hoch der ausfalle, darüber müsse noch weiter beraten werden.
Auswirkungen der Verschiebung gemeinsam bewerten
Am späten Dienstagabend dann die Reaktion des IOC: Kurzerhand wurde jegliche Verbindung zu Premier Shinzo Abe aus der Stellungnahme entfernt. Mittlerweile heißt es in der aktualisierten Version: Das IOC und das Tokioter OK werden die Auswirkungen der Verschiebung weiterhin gemeinsam bewerten und diskutieren – also auch die finanziellen.
Wichtig zu wissen hierbei: Das größte Risiko ist bei Olympischen Spielen stets an die Ausrichter ausgelagert, die den Großteil der Organisationskosten, für Sportstätten, Sicherheit und vieles mehr tragen. Ob sich daran durch die Verlegung etwas ändert? Es dürften spannende Beratungen zwischen IOC und Tokio werden.