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Opel-Sanierung
Autobauer kündigt allen Vertragshändlern

Unter dem neuen Eigentümer PSA soll Opel schnell profitabler werden. Ein Teil des Sanierungsplans: Vertragshändlern wurde nun gekündigt, alleine 385 in Deutschland. Eine Ausdünnung des Händlernetzes sieht aber selbst deren Verband darin nicht - und kann dem Sanierungsplan auch positive Aspekte abgewinnen.

Von Ludger Fittkau | 20.04.2018
    Ein Gebäude mit dem Opel-Logo in Rüsselsheim steht in der Abendsonne.
    Die PSA-Gruppe, zu der auch Peugeot und Citroen gehören, kündigt nun allen Vertragshändlern. (Andreas Arnold/dpa)
    "Willkommen bei der Rudi Tinner AG, ihrer Opel-Garage für die Region Baden." "Autohaus Lohse, ihr Auto-Haus und Auto-Werkstatt in Dorum." Werbungen von Opel-Vertragswerkstätten im Internet. 1.600 solcher Werkstätten gibt es in Europa, 385 von ihnen in Deutschland. Opel hat zum 30. April 2020 die Händler- und Serviceverträge mit allen diesen Werkstätten gekündigt. Diese Maßnahme ist Teil des im vergangenen Jahr vorgelegten Sanierungsplans mit Namen "PACE", mit dem Opel nach der Übernahme durch den französischen PSA-Konzern aus den roten Zahlen gebracht werden soll.
    Wie die Opel-Standorte in Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach, wo aktuell bis zu 1.000 Stellen gefährdet sind, kommt nun auch die Vertriebsstrategie auf den Prüfstand. Sie soll profitabler werden.
    Der Verband der Opel-Händler Deutschlands appelliert nun an Opel, beim Aushandeln des neuen Vertrages ab 2020 die Freiheit der Händler nicht zu sehr einzuschränken. Peter Müller, Sprecher des Verbandes:
    "Wir werden uns nie als Handel in die Produktion einmischen, wir werden nie sagen, wie ein Auto gebaut werden muss, wie es entwickelt werden muss. Und man muss auch vom Hersteller dem Handel zugestehen, dass er die Autos verkaufen kann, das ist unheimlich wichtig."
    Keine massive Ausdünnung des Händlernetzes
    Zwölf der 385 bisherigen Opel-Vertragshändler in Deutschland will Opel den Verkauf künftig nicht mehr zugestehen. Das kündigte Opel-Deutschlandchef Jürgen Keller in einem Interview mit dem Fachblatt "Autohaus" an. Er wies damit gleichzeitig den Vorwurf zurück, Opel wolle das Händlernetz ausdünnen. Diesen Vorwurf hatte unter anderem Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen erhoben.
    Von einer massiven Reduzierung des Opel-Händlernetzes geht auch der Verband der Opel-Händler Deutschlands nicht aus, betont Verbandssprecher Peter Müller. Erwartet wird jedoch ein neues Vergütungssystem, das Händler mit hohen Verkaufserfolgen bevorzugt. Die Grundvergütung könnte hingegen niedriger ausfallen.
    Manche Ziele für den neuen Vertrag, die Opel bereits genannt hat, hält er für ausgesprochen sinnvoll. Etwa, das künftig jeder Opel-Händler auch Elektroautos verkaufen kann, was bisher nicht der Fall war:
    "Da geht es ganz einfach darum, es sollen ja bis 2025 sämtliche Fahrzeuge, die Opel verkauft, auch elektrifiziert sein. Und bisher war es ja so, der Ampera, den wir noch verkaufen, da gab es dann spezielle Händler, die den Ampera verkaufen durften und andere nicht. Das ist aber inzwischen so, sollte es sein, dass jeder jedes Fahrzeug verkaufen kann."
    Peter Müller erwartet auch nicht, dass künftig in nennenswertem Umfang Peugeot- und Opel-Händler beziehungsweise -Werkstätten zusammengelegt werden, weil beide Automarken jetzt unter dem Dach von PSA vereint sind. Die Zusammenarbeit werde eher punktuell erfolgen, glaubt er:
    "Es wird wahrscheinlich der Fall sein, wenn in irgendeinem Ort oder in irgendeiner Stadt ein sogenannter Open Point ist, wo es entweder keinen Peugeot- oder Opel-Händler gibt. Da wird wahrscheinlich der neue Eigentümer fragen: Pass auf, Opel-Händler, würdest du Peugeot mit verkaufen, aber in getrennten Verkaufsräumen. Oder umgekehrt den Peugeot-Händler fragen, würdest du Opel mitverkaufen."
    Den aktuellen öffentlichen Streit des Opel-Betriebsrates mit dem Management um möglichen Lohnverzicht der Belegschaft und drohenden Arbeitsplatzabbau, vor allem am Opel-Standort Eisenach, sieht der Verband der Opel-Autohändler kritisch. Angesichts ohnehin zurückgehender Verkaufszahlen mahnt Verbandssprecher Peter Müller eine schnelle Beendigung des Streits an.