Samstag, 20. April 2024

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Orgel: Instrument des Jahres 2021
"Ein faszinierendes klangliches Kaleidoskop"

Sie werde in ihrer Vielfalt und in ihren Möglichkeiten immer noch zu wenig wahrgenommen, sagt der Kölner Domorganist und Hochschulprofessor Winfried Bönig über die Orgel. Für das Orgeljahr 2021 wünscht er sich vor allem Publikum: "Musik ist eine Sprache und wir wollen kommunizieren. Dazu brauchen wir die Menschen".

Winfried Bönig im Gespräch mit Raoul Mörchen | 28.12.2020
Ein Mann mit sehr kurzen, weißen Haaren sitzt an einem hölzernen Orgelspieltisch und schaut in die Kamera. In den Händen hält er ein Blatt Papier, trägt schwarze Kleidung.
Der Organist Winfried Bönig in Köln (dpa/ Oliver Berg)
Die Orgel ist das Instrument des Jahres 2021 - das haben die Landesmusikräte in Deutschland kurz vor Weihnachten verkündet. Der Kölner Domorganist und Leiter des Studiengangs "Katholische Kirchenmusik" an der Musikhochschule Köln, Winfried Bönig, sagte im Dlf, dass die Orgel in ihrer Vielfalt und in ihren Möglichkeiten zu wenig wahrgenommen werde als ein faszinierendes, großes klangliches Kaleidoskop.

Gute Bedingungen für Organisten in Deutschland

Dass viele Menschen die Orgel vor allem mit der Kirche verbinden, sieht Bönig nicht als Nachteil. Das bunte und vielfältige Leben in der Orgelmusik sei auch den zahlreichen Kirchen-Organisten zu verdanken, die sich sehr für das Instrument engagierten. Für die Bedingungen werde man auch im Ausland beneidet.
Orgelstars wie Cameron Carpenter, die dem Instrument und der Szene auch ein anderes Image verleihen, begrüßt Bönig. "Die Orgel kann die ganze Spannweite bedienen - von wirklich frommer Musik, von liturgischer Musik bis zur Konzertmusik. Und da ist auch noch viel Platz für jemanden wie Cameron Carpenter, der auf der Orgel zeigt, was noch alles geht."
Eine Frau mit braunen Haaren im schwarzen Kleid sitzt vor einer kleinen historischen Orgel
Die ältesten Orgeln der Welt
Die Organistin und Cembalistin Catalina Vicens liebt es, zu improvisieren. Auf ihrer neuen CD "Organic creatures" präsentiert sie ein Gesamtkunstwerk auf sieben historischen Orgeln, darunter einige der ältesten überhaupt noch spielbaren Instrumente.

"Musik ist eine Sprache und wir wollen kommunizieren"

Begrenzte Klangmöglichkeiten sieht Bönig jedoch bei Digitalorgeln. Die seien zwar für den Hausgebrauch sehr praktisch, klanglich könnten sie eine Pfeifenorgel jedoch niemals ersetzen. In einer Kirche, die über wenig finanzielle Mittel verfüge, sei sie aber "besser als gar nichts".
Für die Zukunft und das Orgeljahr 2021 wünscht sich Bönig vor allem Publikum. "Musik ist eine Sprache und wir wollen kommunizieren. Dazu brauchen wir die Menschen, die wir erreichen wollen."