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Ostukraine
Fünf Frühchen durch Brutkasten-Spendenaktion geholfen

Kinder in Kriegsgebieten kommen häufiger zu früh zur Welt - das ist auch in der Ostukraine ein Problem. Ein Radiobericht darüber brachte eine Deutschlandfunk-Hörerin dazu, für einen Inkubator zu sammeln. Inzwischen ist er in einem Krankenhaus in der Ostukraine angekommen - und hat bereits fünf Kindern geholfen.

Von Sabine Adler |
    Ein Frühgeborenes im Krankenhaus in Bilowodsk in der Ostukraine
    Ein Frühgeborenes im Krankenhaus in Bilowodsk in der Ostukraine (Deutschlandradio / Sabine Adler)
    "Alles hat im Grund genommen damit angefangen, dass ich auf dem Weg ins Büro einen Beitrag im Deutschlandfunk gehört habe über die Situation in der Ostukraine, dass dort erhöhte Stressfaktoren vorherrschen, die zu Frühgeburten führen. Ich habe selbst ein kleines Kind und ich weiß, wie viele Sorgen man sich machen kann um ein Neugeborenes. Und mir erschien die Aufgabe in dem Moment machbar."
    Kathrin Kloppe wollte für das vorgestellte Krankenhaus in Bilowodsk nahe der ostukrainischen Front einen Inkubator beschaffen. Die Berliner Kommunikationsberaterin trommelte Hilfe zusammen, in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis, wandte sich an die Redaktion, brachte eine Spendenaktion ins Rollen, denn ihr taten die Babys leid - "Weil Kinder sich nicht aussuchen können, wo sie geboren werden auf der Welt."
    Schwangere Frauen, die in den Separatistengebieten leben, kommen zur Geburt zum Beispiel nach Bilowodsk auf ukrainischem Gebiet. Die 28-jährige Julia Majurkina aus der sogenannten Volksrepublik Lugansk hat in Bilowodsk ihre Tochter Jana zur Welt gebracht.
    "Ich habe in Lugansk geheiratet, aber beschlossen, auf ukrainischem Gebiet zu leben, dort kann man kein Kind großziehen, alles ist unklar, die Gehälter, Sozialhilfe. Hier ist es besser, einfacher und vor allem vertrauenswürdiger."
    Mehr Frühgeburten durch den Krieg
    Der Krieg, die Strapazen, wenn sie von dem besetzten ins ukrainische Gebiet wollen, stressen die werdenden Mütter, es kommt zu Frühgeburten, sagte uns vor einem Jahr die Ärztin Sinaida Kusmenko.
    "Der Junge wiegt ein Kilogramm, er wurde in der 28. Woche geboren. Er ist zehn Tage alt. Das Mädchen dort ist etwas größer, sie schafft es bestimmt. Wir haben sehr viele Frühgeburten und gar nicht die Technik dafür."
    Der kleine Junge hat nicht überlebt. Ob der zwölf Jahre alte Inkubator und die Lungenmaschine zu unmodern waren oder der Kleine nicht genügend Kraft hatte? Vielleicht alles zusammen. Die grüne Bundestagsabgeordnete Marieluise Beck musste von der Inkubator-Spendenaktion nicht lange überzeugt werden. Schließlich war sie schon zweimal in dem Krankenhaus.
    Mithilfe einer Spendenaktion konnte dieser Inkubator für die Klinik in Bilowodsk angeschafft werden
    Mithilfe einer Spendenaktion konnte dieser Inkubator für die Klinik in Bilowodsk angeschafft werden (Deutschlandradio / Sabine Adler)
    "Das Krankenhaus war in extrem schlechtem Zustand und es hatte sich die Zahl der Geburten sehr erhöht. Deswegen reichten die Möglichkeiten für Entbindungen überhaupt nicht mehr in dem Krankenhaus und wir hatten uns vorgenommen, ein Geburtszimmer einzurichten."
    Ende August kam das erste Frühchen in den Inkubator
    Beatmungsgeräte für Neugeborene und ein Geburtsstuhl waren tatsächlich in Bilowodsk angekommen: "Ist das unser?" - "Das ist ihrer", sagt Stationsleiterin Sinaida Kusmenko. "Den Patientinnen gefällt er sehr gut."
    Für einen neuen Inkubator wurde ein neuer Aufruf gestartet, auf der Spendenplattform "Betterplace" und in Marieluise Becks gemeinnützigem Verein "Brücke der Hoffnung". Auf dem Konto landeten Beträge zwischen 10 und 400 Euro, insgesamt 6.000 Euro. Der Hersteller des Inkubators gab einen 50-prozentigen Nachlass, Organisation, Zoll und Transport übernahmen Rudi Luchmann von Unicef und andere ehrenamtliche Helfer. Ende August kam das erste Frühchen in den neuen Brutkasten, sagt der Chefarzt Roman Tscherednitschenko.
    "Wir konnten bislang fünf Kindern damit helfen. Insgesamt wurden schon sechs Kinder in dem neuen Inkubator betreut, aber ein Junge hat es nicht geschafft. Er war zu klein, hat nur 600 Gramm gewogen."
    Nach Bilowodsk kommen immer mehr werdende Mütter, 550 werden es bis Jahresende sein, denn eine Entbindung in Kliniken im von den Separatisten besetzten Gebiet kommen für viele nicht in Frage und damit steigt die Zahl der Frühgeburten.
    "Seit dem Krieg kommen doppelt so viele Kinder zu früh zur Welt als sonst , zweimal so viele werden jetzt vor der 34. Lebenswoche geboren."
    Das Klinikteam in Bilowodsk wollte sich mit einem Brief bedanken, fragte nach dem Namen des Sponsors, Roman Tscherednitschenko erfuhr, dass es nicht nur einer, sondern 80 waren, ganz vorn Kathrin Kloppe, unsere Hörerin. "Vielen Dank, wie wunderbar, dass es Menschen gibt, denen nicht egal ist, was aus den Allerkleinsten hier in der Ostukraine wird."