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Panama Papers
Enger Vertrauter Putins unter Verdacht

In die zweifelhaften Geldgeschäfte über Briefkastenfirmen in Panama sollen auch etliche Persönlichkeiten und Firmen in Russland verwickelt sein. Im Mittelpunkt steht dabei offenbar der bekannte Musiker Sergej Roldugin, der ein Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin ist. Die Regierung warnte schon vorab, den Berichten Glauben zu schenken.

Von Sabine Adler |
    Der russische Cellist und Putin-Freund Sergej Roldugin.
    Der russische Cellist und Putin-Freund Sergej Roldugin. (imago/ITAR-TASS)
    Elfeinhalb Millionen Dokumente sind aus der in Panama ansässige Firma "Mossack Fonseca und Co" weitergegeben worden. Zu den mehr als 380 Journalisten aus 80 Ländern, die die Papiere ausgewertet haben, gehören in Russland Kollegen der unabhängige Zeitung "Nowaja Gaseta", unter anderem Roman Anin. Er wies im Fernsehsender "Doschd" den Vorwurf aus Regierungskreisen zurück, es handle sich um eine rein russische Kampagne gegen Wladimir Putin.
    "Die Arbeit dauerte mehr als ein Jahr. Es ging nicht um einen Angriff auf den russischen Präsidenten. Das ist eine globale Enthüllung, die außer Russland den ukrainischen Präsidenten betrifft, Beamte aus Großbritannien, China, Brasilien, Saudi-Arabien, aus Island und vielen anderen Ländern."
    Viele bekannte Politiker sollen betroffen sein
    Im Falle Russlands geht es um Geldwäsche von mehr als zwei Milliarden Dollar. Korruptionswächter in Moskau befürchten einen großen Imageschaden für die russische Finanzwirtschaft. Die Rechercheergebnisse könnten zudem für eine Reihe von Beamten, Abgeordneten und Angehörigen von Sicherheitsorganen unangenehme Folgen haben. Im Zentrum jedoch steht der Putin-Vertraute und Freund der Präsidentenfamilie seit den 1970er-Jahren, Sergej Roldugin, und damit indirekt der Präsident selbst.
    "Er ist der Patenonkel der ältesten Tochter Wladimir Putins, einer seiner engsten Freunde. Er kennt Putin, kennt ihn aus seiner Jugend und genießt sein volles Vertrauen. Sergej Roldugin ist nicht nur Putins Freund, sondern auch ein berühmter Cellist."
    Als die russischen Ermittlungsergebnisse auf einer Sonder-Internetseite der "Nowaja Gaseta" erschienen, wurde die sofort attackiert. Viele bekannte Politiker sollen betroffen sein: stellvertretende Innenminister, ein Neffe des Chefs des Sicherheitsrates Patruschew und auch große Firmen. Der russischen Handelsbank "Rossija", von der Roldugin drei Prozent Aktienanteile besitzen soll, wird Geldwäsche vorgeworfen.
    Es geht um Hunderte Millionen Dollar
    "Die Quellen, aus denen diese Offshore-Gelder stammen, sind sehr fragwürdig", sagt der Journalist der "Nowaja Gaseta", Roman Anin. "Da geht es um den fiktiven Handel mit Aktien von russischen Staatsunternehmen oder sogenannte Spenden der wichtigsten russischen Geschäftsleute. Da geht es um Hunderte Millionen Dollar. Wir haben gesehen, dass diese Gelder in strategisch wichtigen Operationen angelegt werden, zum Beispiel in Aktien des Lkw-Bauers Kamaz oder der Firma Video international, die eine der wichtigsten Werbefirmen ist. Und es geht um sogenannte Liebhaber-Projekte des Präsidenten. Von einer der Firmen Roldugins wurde Geld verwendet für den Kauf von Grundstücken in dem Touristenort Igora, in dem die Putin-Tochter Jekaterina Tichnowa geheiratet hat."
    In Russland raunt man schon seit Tagen, dass eine große Enthüllung aus dem Ausland bevorsteht, eine Attacke gegen den Präsidenten und seine Umgebung. Kreml-Sprecher Peskow hatte vorab gewarnt, dem Glauben zu schenken und nun Klagen angedroht, sollten die Vorwürfe nicht belegt werden könnten, unter Verdacht steht auch seine Ehefrau Tatjana Nawkin.
    "Wenn man das alles zusammennimmt, dann geht es nicht um das Geld Roldugins, sondern wohl eher um das Geld des ersten Mannes im Staate. Denn ein Musiker kann kaum ein solch kolossales Offshore-Imperium errichten.", sagt der "Nowaja Gaseta"-Journalist Roman Anin.