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Parkinson-Diagnose per Handschrift-Analyse

Ein Symptom der Parkinson-Krankheit ist das ständige Zittern und Schütteln der Betroffenen. Zwar ist das Leiden noch immer nicht heilbar, auf dem Feld der Diagnostik sind israelische Wissenschaftler nun aber einen Schritt weiter gekommen: für die Früherkennung setzen sie auf die Analyse der Handschrift.

Von Christian Wagner | 23.09.2013
    Mit Parkinson sind die meisten Menschen erst einmal vollkommen allein und verunsichert. Denn sie stellen durch die Erkrankung ihres Nervensystems Veränderungen in ihrem eigenen Verhalten fest, die für andere erst einmal gar nicht oder kaum erkennbar sind.

    "In unseren Befragungen haben wir oft gehört, dass die Betroffenen schlechter gehen können. Sie schildern, dass sich ihr Gesicht verhärtet, weniger beweglich ist. Manchmal gibt es auch leichte Schwellungen. Und, oft stellen die Menschen eine veränderte Handschrift fest. Die ist einfach nicht mehr so wie sie einmal war."

    Aber es dauert oft Jahre, erzählt Sara Rosenblum, bis die Diagnose Parkinson tatsächlich gestellt wird. Die Ergotherapeutin hat deshalb an der Universität Haifa eine Methode zur Analyse der Handschrift entwickelt. Ihre Probanden schreiben ihren eigenen Namen und einige Zeilen einer Adresse auf Papier. Unter dem Papier liegt ein handelsübliches Grafik-Tablet, ein flaches Gerät wie es zum Beispiel Architekten oder Illustratoren verwenden. Eine eigens entwickelte Software kann in der Handschrift Unterschiede zwischen gesunden und erkrankten Personen feststellen. So schreiben Parkinson-Patienten zum Beispiel kleinere Buchstaben.

    "Außerdem haben wir herausgefunden, dass die Parkinson-Erkrankten länger mit dem Stift über dem Papier verharren und dass sie mit deutlich weniger Druck schreiben."

    Was Professor Rosenblum den Ärzten liefern will, sind vergleichbare Daten, die eine sichere Parkinson-Diagnose erlauben. Denn so deutlich sich Parkinson im späten Stadium äußert, so schwer ist es, die Erkrankung zu Beginn festzustellen. Kein Parkinson-Patient ist wie der andere.

    "Wir hoffen, dass wir die Abläufe bei Krankheitsbeginn besser verstehen können, dann könnten wir auch Behandlungsmöglichkeiten entwickeln. Das können Medikamente sein, aber vor allem meine ich Ansätze wie den einer Bewegungstherapie. An der technischen Universität in Haifa ist zum Beispiel eine Brille entwickelt worden, mit deren Hilfe Parkinson-Patienten wieder besser gehen können."

    Man könnte der Nervenkrankheit Parkinson also früher entgegenwirken, das wäre ein Erfolg, wenn die Handschrift-Analyse am Laptop in den Kliniken zum Einsatz kommt. Vor allem aber hofft Sara Rosenblum, den Betroffenen die Unsicherheit zu nehmen.

    Aber wie zuverlässig ist die Auswertung von ein paar wenigen handgeschrieben Zeilen überhaupt? Wo wir doch viel häufiger tippen und viel weniger mit der Hand schreiben als früher?

    "Na ja, wir unterschreiben ja noch immer mit unserem Namen, per Hand. Du musst nicht sehr häufig schreiben, damit wir an Deiner Schrift erkennen können, was mit Dir vorgeht."

    Und das komplexe Zusammenspiel von Gehirn und Fingern, sagt Sara Rosenblum, eignet sich so gut für die Diagnose, dass sie das einfache Verfahren auch beim Verdacht auf Alzheimer oder Depressionen einsetzen will. Und im nächsten Schritt könnte dann sogar der Erfolg einer Therapie per Handschriftprobe überprüft werden.

    "Unsere Erkenntnisse sind so frappierend, weil viele Parkinson-Patienten von Veränderungen in ihren täglichen Verrichtungen erzählen. Aber sie können das gar nicht beschreiben. Unsere Handschrift-Analyse kann den Eindruck der Betroffenen bestätigen."

    Parkinson ist eine sehr individuelle Erkrankung, das ist bei fast jedem Betroffenen anders. Auch die Abfolge von Symptomen und das Tempo des Krankheitsverlaufs sind sehr unterschiedlich.

    "Für unsere Vergleichsstudie haben wir die Probanden gebeten, nur ihren Namen zu schreiben und eine einfache Postanschrift von drei Zeilen. Diejenigen mit einer frühen Parkinsonerkrankung waren deutlich zu erkennen, sie haben kleiner, langsamer und mit weniger Druck geschrieben als die Nicht-Erkrankten."