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Parlamentswahl in Südafrika
ANC gilt als sicherer Sieger

Zwanzig Jahre nach dem Ende der Apartheid haben die Südafrikaner ihr neues Parlament gewählt. Die Partei ANC ist seit dem Ende der Apartheid 1994 an der Regierung. Vermutlich wird sie an der Macht bleiben - vor der Wahl regte sich allerdings viel Unmut.

    Die südafrikanische Flagge
    Die südafrikanische Flagge (dpa / picture alliance / Steffen Trumpf)
    Nach Schließung der Wahllokale begann Mittwochabend die Auszählung der Stimmen. Erste Trends wurden noch in der Nacht erwartet. Das Endergebnis will die Wahlkommission aber nicht vor Samstag vorlegen, um Zeit für Einsprüche zu lassen.
    Am Sieg des Afrikanischen Nationalkongresses gab es zu keinem Zeitpunkt Zweifel. Allerdings prognostizierte das Umfrageinstitut IPSOS, eine hohe Wahlbeteiligung würde den ANC bis zu fünf Prozentpunkte kosten; jedes Ergebnis unter 60 Prozent gilt auch in den Reihen der Partei als herber Rückschlag.
    Und wie es aussieht, haben ungeachtet vereinzelter Gewaltakte zahlreiche Südafrikaner ihre Stimme abgegeben. Die Beteiligung sei extrem hoch gewesen, teilte die unabhängige Wahlkommission Vote Watchdog mit. Insbesondere in den Städten war der Andrang demnach enorm. Weiter hieß es, die fünfte Wahl, seit Nelson Mandela 1994 erster schwarzer Präsident des Landes wurde, sei weitgehend störungsfrei verlaufen.
    Desmond Tutu wollte sein Kreuz nicht beim ANC machen
    Der Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu sagte nach der Stimmabgabe in Kapstadt, es sei wunderbar, anders als in anderen Ländern relativ friedlich wählen zu können. Der ehemalige anglikanische Erzbischof hatte vor der Wahl mit der Äußerung Aufsehen erregt, in einer Gesellschaft, in der Kinder mit leerem Magen schlafen gingen, werde er diesmal nicht den ANC wählen.
    Wähler warten vor einem Wahllokal in Johannesburg am 07 Mai 2014.
    Wähler warten vor einem Wahllokal in Johannesburg am 07 Mai 2014. (Ihsaan Haffejee /dpa)
    Zuma gab seine Stimme in seinem östlichen Heimatort Nkandla ab. Der Ort ist zur Chiffre für Bereicherung und Korruption ehemaliger Anti-Apartheidskämpfer an den Schalthebeln der Macht geworden. Zuma, der von 1963 bis 1973 zusammen mit dem ANC-Freiheitshelden und späteren Staatschef Nelson Mandela auf Robben Island inhaftiert war, ließ dort seine Privatresidenz auf Kosten der Steuerzahler für umgerechnet 15 Millionen Euro umbauen - einschließlich Hubschrauberlandeplatz, Amphitheater und Privatklinik.
    Schlechte Wirtschaftslage
    In Zumas Amtszeit fällt auch das Massaker an 34 Bergarbeitern der Marikana-Grube im Sommer 2012 durch die Polizei, das strafrechtlich ohne Folgen blieb. Hinzu kommen die schlechte Wirtschaftslage, die hohe Arbeitslosigkeit, Korruptionsaffären, Vetternwirtschaft und die von Kritikern zunehmend angeprangerte Arroganz der Macht. Auch die Rassen-Ungleichheit besteht 20 Jahre nach dem Ende der Apartheid fort. Weiße stehen bei der Lohnhöhe, der Arbeitslosigkeit und beim Zugang zur Bildung deutlich besser da.
    In Johannesburg gab es am Abend vor der Wahl gewaltsame Ausschreitungen. Im Township Bekkersdal blockierten Einwohner nach Polizeiangaben Straßen mit brennenden Reifen. Medien berichteten, auf mindestens ein Wahllokal sei ein Brandanschlag verübt worden. Polizeiautos wurden mit Steinen beworfen. Bekkersdal ist einer der Brennpunkte, an die vor der Wahl die Armee entsandt wurde, um Unruhen zu verhindern.
    2009 lag der ANC noch 65,9 Prozent
    Während der ANC alle Parlamentswahlen seit 1994 haushoch gewann, lag er in Umfragen diesmal bei mindestens 60 Prozent, aber deutlich unter den 65,9 Prozent von 2009, die Zuma den Sieg bescherten. Der Staatspräsident wird in Südafrika vom Parlament gewählt. Zuma sagte bei der Stimmabgabe, er rechne mit einem sehr guten Ergebnis. Die oppositionelle Demokratische Allianz hoffte vor der Wahl auf etwa 22 Prozent der Stimmen, die Partei des früheren ANC-Jugendführers Julius Malema auf rund vier Prozent.