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Parteitag der US-Demokraten
Obama und Harris kritisieren Trump

In ihrer Antrittsrede hat Kamala Harris, frisch gekürte Kandidatin der US-Demokraten für die Vizepräsidentschaft, US-Präsident Donald Trump vorgeworfen, die Coronakrise für seine Zwecke zu missbrauchen. Ihr Vorredner Barack Obama ging noch einen Schritt weiter - er warf Trump Unfähigkeit vor.

Von Thilo Kößler | 20.08.2020
Barack Obama
Barack Obama als Vorredner von Kamala Harris auf dem Parteitag der US-Demokraten (picture-alliance/CNP)
Kamala Harris ist offiziell nominiert – mit ihr könnte die erste schwarze Frau in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika Vizepräsidentin werden. Vorgestellt wurde sie im Livestream dieses dritten Convention-Abends nicht von Joe Biden oder anderweitiger Parteiprominenz, sondern von sichtlich begeisterten Familienmitgliedern: der Nichte, der Stieftochter und der kleinen Schwester von Kamala Harris.
US-Wahl 2020
Alle Beiträge zur Präsidentschaftswahl in den USA (dpa/Daniel Bockwoldt)
Präsentation als Anwältin der Bürgerrechte
Kamala Harris hielt die gewiss bedeutsamste Rede ihrer politischen Laufbahn – und die Last des Moments war ihr durchaus anzumerken. Die Politologin, Wirtschaftswissenschaftlerin, Juristin und ehemalige Justizministerin von Kalifornien präsentierte sich als Anwältin der Bürgerrechte – ein Erbe ihrer Eltern aus Jamaica und Indien, wie sie sagte; als Verteidigerin des Rechtsstaates und der Demokratie; als Befürworterin umfassender Reformen, deren Notwendigkeit in dieser multiplen Krise aus Pandemie und Gewalt- und Rassismusproblemen so deutlich geworden ist.
Kamala Harris und Joe Biden treten mit Corona-bedingten Abstand zueinander gemeinsam auf einer Bühne auf. Harris steht am Redepult während Biden ihr zuhört.
Kornblum: "Biden, Harris - ein sehr gutes Aufgebot"
Joe Biden mache im Moment seine Sache sehr gut, sagte John Kornblum, ehemaliger US-Botschafter in Deutschland, im Dlf. Sein Problem sei, dass die Wähler vor allem gegen Trump seien und nicht für ihn
Scharfe Kritik an Trump von Harris und Obama
Als eines der zentralen Ursachen machte Kamala Harris die Inkompetenz und Ignoranz des Präsidenten aus, wie sie sagte: Donald Trump habe die Corona-Krise für seine Zwecke instrumentalisiert und als politische Waffe eingesetzt – während Joe Biden den Herausforderungen dieser schlimmen Zeit Richtung, Sinn und Ziel verleihen werde.
Kamala Harris hatte in einer offenbar erst nachträglich hineinmontierten Botschaft den Livestream-Abend mit einem Statement eröffnet, das auf Trumps Versuche der Wahlbehinderung einging: Warum versuchen sie, uns zum Schweigen zu bringen?, fragte sie. Antwort: Weil sie sich vor der politischen Wende fürchten.
Barak Obama attestiert Trump Unfähigkeit
Die Sorge um die Demokratie und den Erhalt ihrer Institutionen – die Angst vor der gezielten Demontage des politischen Systems, das war auch die Kernbotschaft des prominentesten Vorredners von Kamala Harris: Barak Obama sagte, er habe sich entschlossen, so offen wie möglich zu sein – und äußerte die schärfste Kritik an Donald Trump, die jemals aus seinem Munde zu hören war. Er habe natürlich nicht gehofft, dass Donald Trump seine Politik fortsetzen werde, erklärte er – aber er habe schon erwartet, dass Donald Trump seine Aufgaben als Präsident ernstnehmen werde. Donald Trump sei nicht in das Amt hineingewachsen, sagte Obama – nicht weil er es nicht gewollt hätte, sondern weil er nicht konnte.
Obama sieht Demokratie und politisches System in Gefahr
In dieser persönlichen Charakterkritik steckt eine enorme Brisanz. Ist sie doch mit der Analyse verbunden, dass Donald Trump schlicht nicht aus seiner Haut kann, sondern seinen Affekten und Impulsen unkontrollierbar ausgeliefert ist – was unweigerlich zu der Frage führt, ob man einem Präsidenten eine zweite Amtszeit anvertrauen kann, der sich, seinen Hunger nach Anerkennung und seine Selbstbezogenheit nicht im Griff hat. Obama beschrieb, wie ernsthaft gefährdet die Demokratie und das politische System ist, seit Trump und seine Administration gezielt die staatlichen Institutionen untergraben und demokratische Prozesse unterminieren. Vor dem Hintergrund all der Versuche, das Wahlrecht einzuschränken und die Stimmabgabe zu behindern, appellierte Barack Obama: Lasst Euch Eure Souveränität, lasst Euch die Demokratie nicht wegnehmen.
Donald Trump reagiert beleidigt
Donald Trump reagierte bereits auf diese Fundamentalkritik seines Vorgängers, deren Offenheit und Direktheit ihn offenbar verletzten. Er erklärte, er sei nur deshalb ins Amt gewählt worden, weil Barack Obama und sein Vize Joe Biden so eine miserable Politik gemacht hätten.