Dienstag, 23. April 2024

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Pegida
Islamkritiker wollen wieder demonstrieren

Das islamfeindliche Pegida-Bündnis will heute erneut in mehreren Städten auf die Straße gehen. Demonstrationen und Gegenkundgebungen sind unter anderem in Dresden, Berlin und Köln geplant. Aus Protest wird in Köln die Außenbeleuchtung des Doms ausgeschaltet.

05.01.2015
    Teilnehmer einer Demonstration des Bündnisses Patriotischer Europäer gegen Islamisierung des Abendlandes (Pegida) sind am Montagabend (22.12.14) auf dem Theaterplatz in Dresden versammelt.
    Auch heute wollen Anhänger der Pegida-Gruppierung wie hier in Dresden protestieren (Archivbild). (imago/Robert Michael)
    Vor Weihnachten waren in Dresden rund 17.500 Menschen dem Aufruf der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" gefolgt - so viele wie nie zuvor. Ihr Protest richtet sich nach eigener Darstellung gegen eine Islamisierung Deutschlands. Neben Dresden wollen Ableger der Gruppierung auch in Berlin und Köln auf die Straße gehen.
    In diesen drei Städten sowie in Stuttgart wird es Gegendemonstrationen geben. Diese wenden sich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und machen sich für ein weltoffenes und tolerantes Deutschland stark. In Dresden haben zwei Musikbands zu einem "Neujahrsputz" des Pegida-Kundgebungsortes aufgerufen. Nach der Demonstration sollen Bürger zum Besen greifen und den Platz symbolisch reinigen. In Köln soll aus Protest die Außenbeleuchtung des Doms für mehrere Stunden abgeschaltet werden.
    Die Kathedrale solle den Pegida-Demonstranten nicht auch noch einen schönen Hintergrund bieten, sagte Domprobst Norbert Feldhoff im Deutschlandradio Kultur. Er warnte davor, sich der Kundgebung aus einer allgemeinen Verunsicherung heraus anzuschließen. Damit unterstütze man die extremen Positionen der Organisatoren.
    Schneider warnt vor Teilnahme
    Die Debatte über den Umgang mit Pegida geht derweil weiter. Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Nikolaus Schneider, warnte Christen vor einer Teilnahme an den islamfeindlichen Kundgebungen. "Wir können nicht das Abendland verteidigen, indem wir den Islam als Feind ausrufen", sagte Schneider der "Rheinischen Post". Christen hätten auf diesen Kundgebungen nichts zu suchen. Schneider warnte die Politik davor, Forderungen der Pegida-Protestler aufzunehmen: "Hier müssen wir widersprechen und deutlich sagen, dass das Unsinn ist."
    Der stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP, Wolfgang Kubicki, äußerte dagegen Verständnis für den Unmut der Pegida-Demonstranten. Deren Kritik an Medien und Politik halte er für berechtigt. Es gehe nicht an, dass "man zum Beispiel bereits durch die öffentlich artikulierte Sorge, dass der Rechtsstaat sich aus der Bekämpfung von salafistischen Umtrieben zurückziehen könnte, als ausländerfeindlich diskreditiert wird", sagte Kubicki der "Welt". Medien und Politik müssten diese Sorgen ernst nehmen.
    Hasselfeldt: Kein Platz für Hetze
    Die Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Gerda Hasselfeldt, erklärte, für Hetze und Verleumdung könne in Deutschland kein Platz sein. Man müsse differenzieren zwischen den Ängsten und den Befürchtungen auf der einen Seite und der Instrumentalisierung dieser Menschen durch fremdenfeindliche Parolen, sagte Hasselfeldt.
    Experten ordnen Teile der Organisatoren und Demonstranten von Pegida dem rechtsextremen Spektrum zu. Genährt wird die Bewegung nach Ansicht von Sozialforschern von einer diffusen Angst vor sozialem Abstieg. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat in ihrer Neujahrsansprache dazu aufgerufen, sich nicht den Demonstrationen anzuschließen. Die Organisatoren hätten oft "Kälte, ja sogar Hass" in ihren Herzen.
    (fwa/hba)