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Per Bus statt Bahn

Busunternehmen durften bisher aufgrund einer Schutzklausel nur dann Fernlinien betreiben, wenn parallel dazu keine Zugverbindung bestand. Das ändert sich gerade – zumindest auf dem Gesetzesweg.

Von Philip Banse |
    Das Bundeskabinett hat heute Morgen eine Novelle des Personenbeförderungsgesetzes verabschiedet, die jetzt noch durch Bundestag und Bundesrat muss. Anfang kommenden Jahres soll dann jeder eine Genehmigung bekommen können, um Fernbusse durch die Republik fahren zu lassen – auch wenn auf der gleichen Strecke Züge verkehren. Diese uralte Schutzklausel für den Aufbau der Eisenbahn falle weg, sagt Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, CSU:

    "Aufgrund dieser Novellierung ist es künftig möglich, in Deutschland Fernbuslinien zu betreiben. Bisher gab es solche Fernbuslinien nur in wenigen, ganz speziell definierten Fällen, vor allem im Berlinverkehr. In Zukunft werden wir diesen Markt öffnen, sodass sich insbesondere das mittelständische Busgewerbe hier betätigen kann."

    Ramsauer rechnet damit, dass es fünf Jahre dauern werde, bis sich ein echtes Fernbusnetz – etwa zwischen München, Hamburg und Frankfurt – etabliert hat. Ziel, so Ramsauer, sei es, Menschen aus dem Auto in den Bus zu bekommen:

    "Wir wollen durch Fernbuslinien zunehmenden PKW-Verkehr bündeln. Um dies auf ein Beispiel zu bringen: Wenn bisher 50 junge Leute zu zweit in 25 Autos von Berlin nach Köln gefahren sind, haben sie in Zukunft die preiswerte Möglichkeit, zu 50 in einem Fernbus zu fahren."

    Kritiker von der SPD wenden ein, Fernbusse würden vor allem der Bahn Kunden abjagen. Das widerspreche dem Ziel, mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen. Dem widersprach Ramsauer. Fernbusse seien keine Konkurrenz für die Bahn, sagt auch Hans-Jörg Schulze, der mit seinem Unternehmen HARU Reisen dank historischen Lizenzen aus DDR-Tagen Fernbusreisen von und nach Berlin anbietet:

    "Da konnten wir feststellen, dass beide Verkehrsstränge Zuwächse zu verzeichnen haben – sowohl die Bahn als auch die Omnibusse. Und von daher sind wir der Auffassung, dass grundsätzlich nicht unbedingt ein Wettbewerb zwischen diesen beiden Verkehrsträgern stattfinden wird, wenn die Liberalisierung kommt. Der Wettbewerb wird zum MIV stattfinden, zum mobilisierten Individualverkehr, sprich, wir holen die Leute aus dem Auto in den Bus oder in den Zug."

    Fernbusse sind viel günstiger als die Bahn. So kann man mit dem Bus von Berlin nach Hamburg für neun Euro reisen, mit der Bahn kostet das in der zweiten Klasse ohne Bahncard 70 Euro – geht aber auch doppelt so schnell. Auch der Verkehrsclub Deutschland, VCD, freut sich über mehr Alternativen zu Auto und Flugzeug. Der VCD-Vorsitzende Michael Ziesack:

    "Als Umwelt- und Verbraucherverband finden wir den Fernbus erst mal nicht schlecht. Er ist ähnlich ökologisch wie die Bahn und bietet vielen Verbrauchern günstige Alternative zur Deutschen Bahn, die für viele zu teuer ist. Insofern ist die Liberalisierung der Fernbusse gut."

    Der VCD kritisiert allerdings, dass Fernbusse keine Maut werden zahlen müssen. Das hatte Verkehrsminister Ramsauer abgelehnt. Auch hätten Fernbusreisende zunächst nicht dieselben Rechte wie Bahnkunden:

    "Wenn ein Zug mehr als eine Stunde Verspätung hat, bekomme ich 25 Prozent zurück, bei zwei Stunden 50 Prozent. Wenn mein Anschluss nicht mehr funktioniert, bekomme ich unter Umständen eine Übernachtung, ich habe entsprechende Informationsrechte und, und, und. Eigentlich erwarten wir vergleichbare Rechte auch für den Busverkehr, gerade für den Fernbusverkehr."

    Wann Fernbusreisende dieselben Rechte bekommen wie Bahnkunden, konnte Verkehrsminister Raumsauer heute Morgen nicht beantworten. Er verwies auf das anstehende parlamentarische Verfahren, da würde die Frage der Rechte von Fernbusreisenden sicher ein Thema sein.