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Philips-Quartalsbericht
Nach dem Großumbau

Beim niederländischen Elektronik-Konzern Philips ist in den vergangenen Monaten kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. Der Konzern wurde und wird radikal umgebaut und das Geschäftsfeld auf wenige Standbeine konzentriert.

Von Michael Braun |
    Runter mit den Konjunkturrisiken, raus mit den Geschäftsfeldern, die diesem Ziel widersprechen – so soll es sein bei Philips, aber auf dem Weg müssen offenbar Rückschläge weggesteckt werden. Auf Medizintechnik will sich Philips gerne konzentrieren: Gesundheitsversorgung ist eben ein konjunkturunempfindliches Gebiet, zudem mit hohen Eintrittsbarrieren für Konkurrenten versehen. Anders die Sparte für LED-Lampen und Autolicht. Die läuft bei Philips unter dem Namen Lumileds und sollte eigentlich im September schon an den chinesischen Investor GO Scale Capital verkauft werden. Heute aber kam Philips-Chef Frans van Houten mit der Botschaft heraus, der Abschluss sei unsicher.
    Was genau den Vertragspartnern in die Quere gekommen ist, wollte van Houten nicht sagen. Es gibt offenbar Bedenken einer amerikanischen Aufsichtsbehörde. Was sie moniere, sei noch nicht klar. Nur so viel: Es gebe eine Behörde, die sich alle Auslandsinvestitionen in den Vereinigten Staaten anschaue:
    "Das dauert länger als gedacht. Es gibt unvorhersehbare Bedenken. Wir arbeiten mit GO Scale Capital daran. Aber ich kann nicht mehr sagen und Sie nicht in die Akte schauen lassen."
    Die Vertragspartner aber wackelten nicht: Philips wolle das auf 3,3 Milliarden Euro taxierte LED- und Autolampengeschäft weiterhin verkaufen, die Chinesen wollten es immer noch haben. Daran ändere sich nichts.
    Philips will Lichttechnik-Geschäft an die Börse bringen
    An der Börse fielen jedoch die Kurse um zwei, drei Prozent. Denn den Anlegern hatte die Konzentration auf die vermutlich krisensichere Medizintechnik und das Konsumentengeschäft mit kleinen Elektrogeräten gut gefallen. Es ist nun fraglich, ob es so kommt.
    Was die Chinesen nicht kaufen, also das restliche Lichttechnikgeschäft, will Philips nächstes Jahr an die Börse bringen, wo der Konkurrent Osram schon länger notiert ist. Kann sein, dass alle Pläne wenn nicht scheitern, dann doch nur mit geringerem Ertrag über die Bühne gehen. Denn Finanzvorstand Abhijit Bhattacharya rechnet zwar mit einem Umsatzplus auch im vierten Quartal und im nächsten Jahr. Doch die Weltkonjunktur mache ihm Sorgen: Philips sei besorgt über das makroökonomische Umfeld, die Volatilität und Unsicherheit in verschiedenen Gegenden der Welt.
    Aus China sind bei Philips zuletzt weniger Aufträge hereingekommen. In Amerika und Europa aber seien die Geschäfte gut gelaufen. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sei um ein Fünftel auf 570 Millionen Euro geklettert. Das ebenso vergleichbar gerechnete Umsatzplus von zwei Prozent hat dazu auch beigetragen, ja. Aber vor allem Kostensenkungen.