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Physiker Nikola Tesla
Seine Technik machte den Strom transportfähig

Tesla – da denkt man heute an eine prominente Marke für Elektroautos. Namensgeber war der Ingenieur Nikola Tesla, einer der wichtigsten Köpfe in der Geschichte der Elektrotechnik. Der geniale und exaltierte Erfinder starb vor 75 Jahren in New York.

Von Frank Grotelüschen | 07.01.2018
    Porträt von Nikola Tesla, 1857-1943
    Porträt von Nikola Tesla, 1857-1943 (imago/Leemage)
    "Europa: 50 Hertz, 230 Volt. Amerika: 60 Hertz, 120 Volt."
    Dass heute Wechselstrom durch die Stromnetze der Welt fließt und kein Gleichstrom, haben wir vor allem einem Erfinder zu verdanken – Nikola Tesla. Geboren 1856 im heutigen Kroatien, studierte er Maschinenbau, allerdings ohne Abschluss. Um seine Kasse aufzubessern, versuchte Tesla sein Glück beim Kartenspiel – und fiel dabei fast der Spielsucht anheim.
    "Ich bezwang meine Leidenschaft allmählich. Ich überwand sie nicht nur, sondern riss sie aus meinem Herzen, um nicht einmal die Spur eines Verlangens zurückzulassen."
    Begabt, aber unstet, gesundheitlich und psychisch labil – Tesla sollte es sich und seiner Umwelt zeitlebens nicht leicht machen. Als junger Ingenieur faszinierte ihn ein Feld, das 1880 hochaktuell war – die Elektrotechnik. Damals eine der drängendsten Fragen: Sollte man die Aggregate mit Gleichstrom betreiben oder mit Wechselstrom? Letzterer versprach gewisse Vorteile, doch die Technik schien zu komplex – bis Tesla 1882 bei einem Spaziergang eine Erleuchtung hatte.
    Er zog zu Thomas Alva Edison in die USA
    "Die Idee kam wie ein Blitz, und in einem Augenblick hatte sich die Wahrheit offenbart."
    Tesla hatte ein neues, praktikables Konzept für einen Wechselstrommotor gefunden. In Europa stießen seine Ideen nur auf wenig Gegenliebe. Deshalb zog es ihn 1884 in die USA. Dort heuerte er zunächst bei dem legendären Thomas Alva Edison an, dem Erfinder der Glühbirne. Doch rasch wurde klar: Die Chemie zwischen den beiden stimmte nicht.
    "Wenn Edison eine Nadel in einem Heuhaufen finden müsste, würde er sofort darangehen, Strohhalm für Strohhalm zu untersuchen, bis er das gesuchte Objekt gefunden hätte. Ich war bedauernder Zeuge solcher Handlungen und wusste, dass ein wenig Theorie und Berechnung ihm 90 Prozent seiner Arbeit erspart hätte."
    Und: Edison war glühender Verfechter der Gleichstromtechnik. Von Teslas Wechselstrom-Erfindungen hielt er wenig – im Gegensatz zu einem anderen Industriemagnaten, George Westinghouse.
    "Edison glaubte ja, dass man in ein Haus niemals Wechselstrom legen könnte, das wäre viel zu gefährlich."
    Sagt Manfred Matschke vom "Electrum", dem Museum der Elektrizität in Hamburg.
    "Und Westinghouse war der große Verfechter der Wechselstrom-Technologie. Also, die beiden haben sich so richtig anständig beharkt."
    Westinghouse erkannte das Potenzial hinter Teslas Erfindungen, stellte ihn als Berater ein, lizensierte seine Patente. Tesla erfand immer raffiniertere Motoren, Generatoren und Transformatoren für den Wechselstrom. 1893 auf der Weltausstellung in Chicago sorgten die beiden für einen Coup: Sie ließen 160.000 wechselstrombetriebene Glühlampen erstrahlen.
    "Es war die Ausstellung zur Wechselstrom-Technologie und der große Durchbruch. Und danach war die Gleichstrom-Technologie tot."
    Denn Wechselspannung hat einen entscheidenden Vorteil:
    "Wir können ja Elektrizität über größere Entfernungen wirtschaftlich transportieren, was bei Gleichstrom eben halt nicht möglich war. Da war es nach 300 Metern im Umkreis um das Kraftwerk vorbei."
    Nebenbei erfand er eine Art Radiosender
    Nikola Tesla aber, ruhelos und exaltiert, wandte sich schnell anderen Themen zu. Seine Vision: Energie über große Strecken drahtlos zu übertragen. Quasi als Nebeneffekt gelang es ihm, eine Art Radiosender zu bauen – eine Erfindung, die man gewöhnlich dem Italiener Guglielmo Marconi zuspricht. Heute glauben viele Fachleute:
    "Marconi hätte das nicht machen können, wenn er nicht die Patente von Tesla benutzt hätte."
    Teslas drahtlose Energieübertragung aber funktionierte nur für kurze Distanzen. Ein Großversuch mit einem Turm scheiterte, nicht zuletzt wegen Geldmangels.
    "Da war er sicherlich auf einem Irrweg. Weil mit der Entfernung nimmt der Verlust im Quadrat zu. Und das war natürlich Gift für seine Idee. Das konnte nicht funktionieren."
    In seinen späten Jahren wandte sich Tesla immer obskureren Projekten zu. So plante er 1935 den Bau einer Kanone, die den Feind mit winzigen Teilchen beschießen sollte.
    "Es würde möglich sein, alles zu zerstören, ob Menschen oder Maschinen, das sich innerhalb eines Radius von 300 Kilometern nähert."
    Und: Mit großen Antennen wollte er die freie Energie anzapfen – eine mythische, unerschöpfliche Energiequelle, deren Existenz die Lehrbuch-Physik allerdings energisch bezweifelt. Dennoch findet sich dafür auch heute noch eine treue Anhängerschaft.
    "Die Esoteriker, die lieben ihn ja auch. Man würde heute vielleicht auch sagen: Er war vielleicht auch ein kleiner Spinner."
    Am 7. Januar 1943 starb Nikola Tesla im Alter von 86 Jahren in einem New Yorker Hotel. 13 Jahre später ehrte ihn die Internationale Elektrotechnische Kommission auf besondere Weise. Sie gab einer physikalischen Einheit seinen Namen: Überall auf der Welt misst man seitdem die Stärke eines Magnetfelds in Tesla.