Ukraine
Politologe: Friede nicht ohne Gebietsabtretungen möglich - Trump: Putin und Selenskyj wie "Öl und Essig"

Der Politikwissenschaftler Varwick von der Universität Halle-Wittenberg sieht Fortschritte auf dem Weg zum Frieden für die Ukraine, mahnt aber mehr Realismus in Europa an. Er sagte im Deutschlandfunk, derzeit laufe eine Art diplomatisches Endspiel. Es sei sehr kompliziert und wohl auch komplexer, als US-Präsident Trump es sich vorgestellt habe.

    US-Präsident Donald Trump und Ukraines Präsident Selenskyj sitzen im Oval Office
    US-Präsident Donald Trump und Ukraines Präsident Selenskyj im Oval Office (IMAGO / MediaPunch / IMAGO / Aaron Schwartz / Pool via CNP / MediaPunch)
    Varwick rechnet damit, dass ein Frieden ukrainische Gebietsabtretungen an Russland vorsehe. Wenn man die Lage nüchtern betrachte, werde es nicht ohne territoriale Veränderungen gehen. Das sei eigentlich auch jedem klar. Die Ukraine müsse sich dieser "schmutzigen Realität" beugen. Das sei sehr bitter, aber nicht zu verhindern. Denn es sei nicht erkennbar, dass es einen anderen Weg zum Frieden gebe. Russland schaffe mit militärischer Gewalt Fakten.
    Der Politologe und Sicherheitsexperte plädierte deshalb dafür, Verhandlungen nicht mit Maximalforderungen zu überfrachten, sondern nach realistischen Lösungen Ausschau zu halten. Die russischen Interessen müsse man - ob es einem gefalle oder nicht - ein Stück weit berücksichtigen. Die Europäer täten sich schwer mit dieser Einsicht.

    Trump: In zwei Wochen Entscheidung über Sanktionen oder Rückzug aus Vermittlungsrolle

    Trump deutete inzwischen an, dass sich ein von ihm angestrebtes Treffen zwischen den Präsidenten der Ukraine und Russlands, Selenskyj und Putin, schwer realisieren lassen könnte. Er sagte gestern in Washington, die beiden Staatschefs seien "wie Öl und Essig" - sie kämen aus offensichtlichen Gründen nicht gut miteinander aus. Russlands Außenminister Lawrow sagte dem US-Fernsehsender NBC, im Vorfeld müssten unter anderem ein Verzicht der Ukraine auf eine NATO-Mitgliedschaft und Gebietsabtretungen geklärt sein. Wenn die "Agenda" für einen solchen Gipfel fertig sei, wäre Putin auch bereit, Selenskyj zu treffen.
    Trump kündigte zudem an, in zwei Wochen eine Entscheidung über sein weiteres Engagement in dem Konflikt treffen zu wollen. Er werde dann entscheiden, ob es massive Sanktionen oder Zölle geben werde - oder ob man nichts tue und sage, das ist "euer Kampf".
    Diese Nachricht wurde am 23.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.