Donnerstag, 18. April 2024

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Polizeigewalt gegen Schwarze
Ferguson gedenkt Michael Browns

Vor einem Jahr erschoss ein weißer Polizist den unbewaffneten schwarzen Jugendlichen Michael Brown in Ferguson im US-Staat Missouri. Die Unruhen, die darauf folgten, erschütterten die Kleinstadt und die amerikanische Öffentlichkeit bis ins Mark. Ausgerechnet am ersten Todestag kursieren neue Schreckensmeldungen über Polizeigewalt.

09.08.2015
    Protestzug in Ferguson mit Michaels Browns Vater (M).
    Gegen Polizeiwillkür und Rassismus: Michael Browns Vater (M) ging an der Spitze eines Protestmarsches. (Michael B. Thomas / AFP)
    Ein Jahr nach den tödlichen Schüssen des weißen Polizisten Darren Wilson auf den schwarzen Teenager Michael Brown haben am Samstag hunderte Menschen in Ferguson gegen Polizeiwillkür und Rassismus demonstriert. Browns Vater ging zusammen mit anderen Angehörigen an der Spitze des friedlichen Protestmarsches durch die Stadt. Einige Demonstranten legten Plüschtiere entlang der Marschroute ab, die an der Normandy High School endete, die Michael Brown besucht hatte.
    Die Polizei war bei dem Protestzug massiv präsent. Vor dem Polizeipräsidium wurden Proteste aggressiver. Mehrere Demonstranten sprangen über eine Absperrung um das Gebäude, andere versuchten, einen gegrillten Schweinekopf mit einer Polizeimütze an Beamte zu übergeben. Die Proteste verliefen aber letztlich ohne Gewalt, die Demonstration löste sich auf. Für Sonntag waren verschiedene Veranstaltungen zum Gedenken an Brown vorgesehen, unter anderem ein Schweigemarsch zu einer Kirche mit einem anschließenden Gottesdienst.
    Schikanen von Schwarzen waren in Ferguson an der Tagesordnung
    Der Polizist Darren Wilson hatte Brown am 9. August 2014 nach einem Handgemenge mit mehreren Schüssen getötet. Wilson wurde nicht angeklagt, obwohl der Jugendliche unbewaffnet war. Browns Tötung und der spätere Verzicht auf einen Strafprozess hatten in Ferguson und zahlreichen anderen Städten der USA zu teils gewalttätigen Protesten geführt. An dem Fall entzündete sich eine landesweite Debatte über Rassismus und Polizeigewalt.
    Die Polizei in der US-Kleinstadt Ferguson sieht sich mit Rassismusvorwürfen konfrontiert - trotz einer Ausgangssperre kommt es dort wieder zu Ausschreitungen.
    In der US-Kleinstadt Ferguson kam es nach dem Tod Browns zu schweren Ausschreitungen. (dpa / picture-alliance / Ed Zurga)
    Ein Bericht des US-Justizministeriums vom März ergab, dass Schikanen von Schwarzen durch die Polizei im Vorort von St. Louis im Bundesstaat Missouri an der Tagesordnung waren. Mittlerweile hat Ferguson einen schwarzen Polizeichef, auch die Führung der Stadtverwaltung wurde teilweise ausgetauscht.
    Erneut unbewaffneter Afroamerikaner erschossen
    Auf die Frage, was sich durch den Tod seines Sohnes im Verhältnis der Rassen in den USA geändert habe, sagte Browns Vater: "Für mich nichts." Andere Familien hätten aber Gerechtigkeit aufgrund des "Vermächtnisses" seines Sohnes erfahren. Er kämpfe weiter darum, alles zu tun, "um uns als Bevölkerungsgruppe stärker zu machen".
    Unterdessen hat in den USA erneut ein weißer Polizist einen unbewaffneten Schwarzen erschossen. Der Student sei mit seinem Wagen durch die Scheibe eines Autohauses in Arlington im Bundesstaat Texas gefahren, teilte die Polizei mit. Zwei Beamte seien wegen eines mutmaßlichen Einbruchsdeliktes dorthin geschickt worden. Der 19-Jährige habe Aufforderungen der Beamten, sich zu ergeben, nicht Folge geleistet, zitierte der Sender CNN den Polizeichef von Arlington, Will Johnson. Anschließend sei es zu einer Auseinandersetzung gekommen, ein Beamter habe viermal geschossen. Das Opfer war Football-Spieler an einem College.
    (pg/tzi)