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Präsidentschaftswahl in den USA
"Clinton ist eine Technokratin"

Hillary Clinton mache politische Entscheidungen immer abhängig von der politischen Konjunktur, sagte die Publizistin Dorothea Hahn im DLF. Im Wahlkampf habe sie sich dadurch oft selbst ein Bein gestellt. Dass sie eine Technokratin sei, ziehe sich durch ihr gesamtes Leben.

Dorothea Hahn im Gespräch mit Michael Köhler | 06.11.2016
    "Sie ist eine derjenigen, die man durchaus dafür verantwortlich machen kann, dass die USA im Irak einmarschiert sind", sagte die Publizistin Dorothea Hahn.
    "Sie ist eine derjenigen, die man durchaus dafür verantwortlich machen kann, dass die USA im Irak einmarschiert sind", sagte die Publizistin Dorothea Hahn. (dpa / picture alliance / Erik S. Lesser)
    Schon immer seien die US-Wahlkämpfe stärker personenorientiert als die Wahlkämpfe in Deutschland gewesen, weil dort Personen gewählt würden und weil der Charakter des Präsidenten für die Wähler wichtig sei. Sie wollten mit ihm ein Bier trinken können, so Dorothea Hahn. "Aber dieser Wahlkampf ist härter als die vorausgegangenen Wahlkämpfe", weil beide Kandidaten seit Jahrzehnten im Rampenlicht stünden, polarisierten und unpopulär seien.
    Hillary sei als Studentin Republikanerin gewesen, habe aber eine Wandlung durchgemacht. Sie habe ihr Erwachsenenleben als Gegnerin des Vietnam-Krieges begonnen, später sei sie oft zur Interventionistin geworden. "Sie ist eine derjenigen, die man durchaus dafür verantwortlich machen kann, dass die USA im Irak einmarschiert sind. (…) Sie war damals Senatorin und sie hat für Bushs Vorschlag gestimmt, da zu intervenieren."
    "Die Frau ist eine Technokratin"
    Hillary Clinton sei eine Technokratin, was sich durch ihr gesamtes Leben ziehe. Das sehe man daran, dass sie ihre politischen Entscheidungen abhängig von der politischen Konjunktur mache. "Das ist eines ihrer Probleme im jetzigen Wahlkampf." Sie haben eine große Wende vollzogen: Angefangen habe sie als Zentristin und jetzt sei sie eine Progressive, so Dorothea Hahn.
    Clinton selbst habe Armut nicht gekannt, allerdings seien Aufstiegsgeschichten im Wahlkampf sehr wichtig. Sie berufe sich im Wahlkampf deswegen auf ihre Mutter, die sehr arm aufgewachsen sei. Das Problem sei nicht, dass sie heute Millionärin sei, sondern wie sie an die Millionen gekommen sei. Nachdem das Ehepaar Clinton das Weiße Haus verlassen habe, sei deren Geschäftsmodell "Reden und Bücher schreiben" gewesen. "Mit den Büchern haben sie massenhaft Auflage weltweit gemacht, mit ihren Biografien. Und die Reden haben sie zum großen Teil vor großen Unternehmen und vor Wallstreet-Banken gehalten." Bill Clinton habe bis zu 600.000 Dollar für eine Rede bekommen, Hillary bis zu 225.000 Dollar die Stunde.
    Das politische Problem für Hillary Clinton sei gewesen, dass sie diese Reden in der Zwischenzeit zwischen dem Außenministerium und dem Beginn ihres Wahlkampfes als Präsidentin und hinter verschlossenen Türen gehalten habe. Im Wahlkampf behauptete sie, die stärkste Kritikerin der Banken zu sein und als Präsidentin die stärksten Regeln für die Kontrolle der Wall Street schaffen zu wollen. "Das war wieder eines von den vielen Beinchen, die sie sich selber gestellt hat."
    "Es wird dem Land gut tun, eine Frau an der Spitze zu haben."
    Dorothea Hahn sagte, sie hoffe, dass Clinton die Wahl gewinne. "Ich glaube, es wird dem Land gut tun, eine Frau an der Spitze zu haben." Es wäre ihrer Meinung nach eine Katastrophe, wenn Trump gewinnen würde.
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