
Die E-Mail mit der Akkreditierung kommt am Sonntag-Morgen. ARD-Journalist Robert Kempe, der seit Jahren auch für den DLF über die Verbindung von Sport und Politik berichtet, darf doch nach Russland zur EM einreisen.
"Jetzt ist quasi der Normalzustand wiederhergestellt, den man am Anfang ja schon bestätigt bekommen hatte und der ja eigentlich auch ganz normal ist für die Journalisten, die die Euro begleiten wollen," sagt WDR-Chefredakteurin Ellen Ehni dem Deutschlandfunk.
Erst öffentlicher Druck brachte Bewegung
Die UEFA hatte Kempe Anfang Mai zunächst die Akkreditierung bestätigt. Ende Mai ist diese aber zurückgenommen worden, nachdem eine russische Behörde nach einem "Hintergrund-Screening" ihr Veto eingelegt hatte. Gründe habe die ARD nicht erfahren, schildert Ehni.
Der WDR habe dann zunächst versucht, das Problem hinter den Kulissen zu lösen. Aber erst als der Sender den Fall am Freitag öffentlich gemacht hatte, sei Bewegung in die Sache gekommen.
"Ich glaube schon, dass man sagen kann: Hätte es diese Öffentlichkeit nicht gegeben, dann wäre das jetzt auch nicht so schnell gelöst worden und möglicherweise wäre er überhaupt nicht nach Sankt Petersburg gereist", so Ehni, die sich erstaunt ob es ganzen Verfahrens zeigte.
UEFA nicht Herrin des Verfahrens
Die UEFA hatte nach Bekanntwerden des Entzugs mitgeteilt, der Verband sei nicht in der Position, eine solche Entscheidung zu revidieren oder detaillierte Informationen darüber zu erhalten, warum der Antrag abgelehnt wurde.
Auch Ehni bestätigt, dass die UEFA nicht Herrin des Verfahrens gewesen sei und die Akkreditierungsanfragen an die lokalen Behörden weitergeleitet hätten. Das sei ein "unglückliches Verfahren" gewesen, meint Ehni.
Kempe wird nach Russland reisen
Schon 2018 hatte es bei der WM einen ähnlichen Fall gegeben. Damals gewährte Russland dem ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt erst verspätet eine Akkreditierung. Seppelt reiste aus Sicherheitsbedenken trotzdem nicht ins Land. Bei Kempe ist die Situation anders. Er werde die Akkreditierung jetzt nutzen und nach Russland einreisen.
"Wir wollen genau, dass er seine Recherchen über Russland auch vor Ort mit Augenzeugen, mit Informanten, mit einfach auch der Stimmung von Vorort anreichern kann", sagt Ehni. "Das wollten wir erreichen, das haben wir erreicht, und wir werden das mit einem vertretbaren Sicherheitsrisiko jetzt auch in Angriff nehmen."