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Presseschau
Erdogan auf dem Pulverfass

Die Gefechte in der nordsyrischen Stadt Kobane sind Thema in vielen Zeitungen am Donnerstag. Kritisiert wird dabei vor allem die Haltung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Thematisiert werden auch die Auseinandersetzungen zwischen Kurden und Islamisten in Deutschland. In weiteren Kommentaren geht es um den Chemie-Nobelpreis für den Göttinger Stefan Hell.

08.10.2014
    Verschiedene deutsche Tageszeitungen liegen zur Presseschau bereit.
    Verschiedene deutsche Tageszeitungen liegen zur Presseschau bereit. (Jan Woitas, dpa)
    Ein Thema der Kommentare ist die Haltung der Türkei zu den Gefechten in der nordsyrischen Stadt Kobane.
    Die STUTTGARTER ZEITUNG schreibt:
    "Präsident Erdogan will sein generelles Problem mit den Kurden ungeachtet der Friedensgespräche mit der Arbeiterpartei PKK offenbar durch Nichtstun lösen: Fällt Kobane, erhalten deren Autonomiebestrebungen einen Dämpfer. Er könnte sich verkalkulieren. Je mehr Kurden in Syrien sterben, desto heftiger werden die Unruhen in der Türkei. Erdogan sitzt auf einem Pulverfass."
    Der MÜNCHNER MERKUR bezeichnet Erdogan als...
    "zynischen Pokerspieler. Er könnte sich indes über die Qualität seines Blattes gefährlich täuschen. Wenn er der Koalition gegen den Islamisten-Aufstand weiterhin die kalte Schulter zeigt, macht er sich an Massakern unter kurdischen Zivilisten mitschuldig und führt dem kurdisch-türkischen Konflikt Explosivstoff zu."
    Die VOLKSSTIMME aus Magdeburg stellt fest:
    "Aus westlicher Sicht ist die Strategie des Nato-Partners verwerflich. Der Druck auf Erdogan und seine Mitstreiter muss steigen, damit seine Armee endlich den Kampf gegen
    den IS aufnimmt."
    Angesichts der Gefechte in Kobane hat es in Deutschland Auseinandersetzungen zwischen Kurden und Islamisten gegeben.
    Die FREIE PRESSE aus Chemnitz warnt:
    "Die Zusammenstöße in Stuttgart, Hamburg und Celle haben einen ersten Vorgeschmack darauf gegeben, was passieren kann, wenn Deutschland weiter zusieht, wie Ankara zwischen dem alten Feind, der Kurdenautonomie, und dem neuen, dem Islamismus, hin und her laviert."
    Die NÜRNBERGER NACHRICHTEN sind empört:
    "Es ist nicht hinzunehmen, wenn martialisch ausgestattete Salafisten in Hamburg Kurden oder in Celle Jesiden angreifen. Es ist ebenfalls nicht hinzunehmen, wenn auch etliche Kurden alles andere als friedlich demonstrieren und Bahngleise besetzen."
    Weiteres Thema der Kommentare ist der Chemie-Nobelpreis für den Göttinger Professor Stefan Hell.
    Die AUGSBURGER ALLGEMEINE meint:
    "Der Nobelpreis für Stefan Hell ist Balsam für die hiesige Forscherszene. In seinem Fall haben die Verantwortlichen alles richtig gemacht: Sie haben einen Wissenschaftler mit einer revolutionären Idee auf einen Direktorenposten in einem Max-Planck-Institut gesetzt und ihn forschen lassen. So wurde der Erfolg programmiert."
    In den WESTFÄLISCHEN NACHRICHTEN aus Münster heißt es:
    "Die 'Ausbeute' an Nobelpreisen, gerade in Chemie und Physik, ist für deutsche Forscher in jüngerer Vergangenheit beträchtlich. Zu denken gibt aber, dass sich gerade für diese Fächer an den deutschen Universitäten nur verhältnismäßig wenige Studenten interessieren. Ein Grund bleibt offenkundig der Schulunterricht. Hier gilt es, den Funken des Forschergeistes zu entzünden."
    Und die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG bemerkt:
    "Die Verantwortlichen für die Förderung der universitären und außeruniversitären Spitzenforschung in unserem Land dürfen sich jetzt auf keinen Fall auf diesen Lorbeeren ausruhen. Ihr Ziel muss es nun mehr denn je sein, im weltweiten Kampf um die klugen Köpfe noch attraktivere Angebote zu machen."