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"Hilfsgüter alleine reichen nicht"

Die Zeitungen beschäftigen sich am Donnerstag insbesondere mit der Diskussion um Waffenlieferungen an die Kurden im Irak. "Rettung für die Jesiden kann es nur unter Einsatz von Waffengewalt geben", meint etwa die "Neue Osnabrücker Zeitung". Der "Weser-Kurier" benennt, was dagegen spricht.

13.08.2014
    Kurdische Kämpfer und Anhänger der Demokratischen Partei Kurdistans (DPK) schwenken bei Kani Masi im Norden des Irak ihre Waffen.
    Kurdische Kämpfer und Anhänger der Demokratischen Partei Kurdistans (DPK) schwenken bei Kani Masi im Norden des Irak ihre Waffen. (dpa / picture alliance / Barrak)
    Frankreich liefert Waffen in den Irak; in Deutschland ist eine Diskussion darüber noch in vollen Gange. Dabei steht für den "Mannheimer Morgen" jetzt schon fest:
    "Die aktuelle Lage im Irak lässt nur eine Antwort zu: liefern!"
    Die "Neue Osnabrücker Zeitung" schließt sich an:
    "Rettung für die Jesiden kann es nur unter Einsatz von Waffengewalt geben, mit denen die Terrorgruppe 'Islamischer Staat' gestoppt wird. Das mag man bedauern, doch Hilfsgüter allein reichen nicht aus. Wer auf Waffen verzichtet, ist mitverantwortlich für Genozid, Mord, Leid und Elend."
    Die "Ludwigsburger Kreiszeitung" kritisiert ein Argument der Waffengegner:
    "In diesen Tagen hört man von Politikern aller Parteien, die Amerikaner hätten den Schlamassel selbst verursacht - jetzt sollten sie ihn auch abräumen. Als ob es nicht jenseits des Fehlers von George W. Bush eine gemeinsame Verantwortung gibt, die Jesiden und Christen vor den Fanatikerhorden zu retten."
    Auch der "Weser-Kurier" aus Bremen würde Waffenlieferungen für richtig halten, hat aber trotzdem Bedenken:
    "Setzen die Peschmerga das Material später gegen die Zentralregierung in Bagdad ein, um ihre Unabhängigkeit durchzusetzen? Oder liefern sie es über die Grenze zu ihren kurdischen Brüdern und Schwestern in der Türkei, um deren Autonomiebestrebungen gegen Ankara zu unterstützen?"
    Die "Badische Zeitung" aus Freiburg beleuchtet die Debatte mit Blick auf die Europäische Union:
    "Bei den Europäern herrscht wieder einmal Durcheinander. Die einen schicken Waffen, die anderen wollen erst mal reden - in ein paar Tagen wohlgemerkt. Als ob die Menschen im Irak Zeit im Überfluss hätten."
    Und die "Pforzheimer Zeitung" resümiert:
    "Die Frage, ob ein Krieg gerecht ist oder nicht, ist eine akademische. Natürlich wäre es schön, wenn sich alle bösen Buben mit Argumenten in den Griff bekommen ließen. Nur: Mit dem 'Islamischen Staat' lässt sich nicht verhandeln. Eine friedliche Lösung wird es also nicht geben können."
    Zweites Thema: Ukraine
    Der Streit um den russischen Hilfskonvoi für den Osten der Ukraine dauert an.
    "Es ist verrückt", schreibt die "Magdeburger Volksstimme" dazu. "Da steht der Südostzipfel der Ukraine vor einer humanitären Katastrophe und ausgerechnet an einem Hilfskonvoi entzündet sich eine internationale Affäre."
    "Es gibt Gründe, dem russischen Präsidenten Putin und seiner angeblich rein humanitären Hilfsaktion zu misstrauen", merkt der "Reutlinger General-Anzeiger" und fragt:
    "Sollte Putin urplötzlich sein Herz für die ukrainischen Nachbarn entdeckt haben, nachdem er ihnen zuerst die Krim gestohlen und danach einen Bürgerkrieg angezettelt hat?"
    Das "Badische Tagblatt" aus Baden-Baden betont zum Schluss:
    "Nur unter der Regie des Roten Kreuzes sollten die Hilfslieferungen an Ort und Stelle gebracht werden. Die schönen Bilder der ankommenden Hilfe würden ansonsten sowohl Russen als auch Ukrainer in ihrer Reklameschlacht gerne für sich verbuchen."