Archiv

Prozess gegen Sven Lau
"Netzwerk von hier bis Syrien"

In Düsseldorf hat der Prozess gegen den Salafistenprediger Sven Lau begonnen. Die Bundesanwaltschaft wirft dem 35-Jährigen Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung vor. Der Initiator der "Scharia-Polizei" in Wuppertal selbst schweigt.

    Sven Lau vor Prozessbeginn im Gerichtssaal des Oberlandesgericht in Düsseldorf
    Sven Lau: Dem Salafistenprediger drohen bis zu 15 Jahre Haft. (picture alliance / dpa / Federico Gambarini)
    Konkret wirft die Bundesanwaltschaft Lau vor, die islamistische Terrormiliz Jamwa ("Armee der Auswanderer und Helfer") unterstützt zu haben. Lau habe "unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe die Terrorgruppe unterstützt", sagte Staatsanwalt Malte Merz. Das Netzwerk des bundesweit bekannten Islamisten reichte von "hier bis Syrien". Lau könnte nach Angaben des Vorsitzenden Richters Frank Schreiber sogar als Terrorist des sogenannten "Islamischen Staats" (IS) verurteilt werden. Die Jamwa soll eng an die Terrormiliz angebunden und später in ihr aufgegangen sein.
    Zum Prozessbeginn vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht ließ der Angeklagte die Vorwürfe zurückweisen: Sein Anwalt Mutlu Günal sprach von einem "juristischen Blindflug". Der Generalbundesanwalt vertraue als Belastungszeugen "einem notorischen Lügner und einem Verrückten". Lau werde zu den Vorwürfen schweigen, kündigte der Verteidiger an. Der erste Verhandlungstag endete deshalb bereits direkt nach der Verlesung der Anklageschrift. Der Prozess wird in der kommenden Woche fortgesetzt.
    Bis zu 15 Jahre Haft möglich
    Lau soll in vier Fällen eine ausländische Terrorvereinigung unterstützt haben. So habe der deutsche Konvertit unter anderem im Spätsommer 2013 zwei Dschihadisten an eine in Syrien stationierte Kampfeinheit der Jamwa vermittelt. Ende September 2013 ist Lau laut Bundesanwaltschaft selbst nach Syrien gereist. Zurück in Deutschland kaufte er nach Erkenntnissen der Ermittler über eine Kontaktperson drei Nachtsichtgeräte, die er entweder selbst oder über eine islamistische Hilfsorganisation in das Basislager der Jamwa nach Syrien gebracht haben soll.
    Laut, der auch als Initiator der "Scharia-Polizei" in Wuppertal gilt, sitzt seit Mitte Dezember in Untersuchungshaft. Der Prozess gegen ihn vor dem OLG Düsseldorf ist bis Mitte Januar terminiert. Bei einer Verurteilung droht ihm eine Haftstrafe von bis zu 15 Jahren.
    (bor/nin)