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Radsportler Danilo Di Luca
Keine Karriere ohne Doping

Vor drei Jahren wurde der Radsportler Danilo Di Luca wegen Dopings lebenslang gesperrt. In einem Buch blickt er nun auf seine Karriere zurück: "Ich hatte mich dafür entschieden, Radsportler zu sein - und da gehört Doping dazu." Er habe damals gelernt, mit der Lüge zu leben. Den sauberen Radsport hält der Ex-Profi aus Pescara für eine Illusion.

Von Jan-Christoph Kitzler |
    Der ehemalige italienische Profi-Radrennfahrer Danilo di Luca.
    Der ehemalige italienische Profi-Radrennfahrer Danilo di Luca. (picture-alliance / dpa / epa /Luca Zennaro)
    Nein, Danilo Di Luca bereut nichts. Auch jetzt nicht am Ende des Giro d’Italia. Vor drei Jahren bedeutete diese vielleicht härteste aller Rundfahrten das Aus für den Radprofi, für immer. Weil er vorher schon mal erwischt worden war, wurde er lebenslang gesperrt. Jetzt, mit etwas Abstand, hat der heute 40-Jährige ein Buch geschrieben, seine Dopingbeichte abgelegt. Und selten wurde so klar beschrieben, wie verbreitet Doping im Radsport ist. Für Di Luca selbst begann es Ende der 90er-Jahre, als er Profi wurde, und auf einmal nicht mehr mithalten konnte. Schon damals wurde ihm klar:
    "Du stehst an einem Scheideweg, und dann musst du entscheiden, was du aus deinem Leben machen willst: entweder Athlet, in diesem Fall Profiradsportler, zu sein oder einen anderen Beruf zu wählen. Ich habe mich dafür entschieden, Radsportler zu sein. Und so habe ich entschieden, all das zu machen, was nötig ist, um ein Athlet zu sein, der 100 Prozent auf der Höhe ist. Und dazu gehört auch das Doping."
    "Man wird als Champion geboren"
    Danilo Di Luca war nicht irgendein Radprofi. Er hat mehrere Eintagesklassiker gewonnen und 2007 den Giro d’Italia. Er galt als einer der besten Fahrer seiner Generation. EPO hat er sich regelmäßig gespritzt wie ein Drogenabhängiger. Aber bis heute legt er Wert auf die Feststellung, dass das Doping allein noch keinen Weltklassefahrer macht. Hartes Training braucht man, viel Disziplin, und vor allem Talent. Als Champion werde man geboren, sagt Di Luca:
    "All das gehört zum Leben des Rennfahrers, des Athleten. Und dann ist da ein kleiner Anteil Doping. Ich habe immer gesagt, dass das Doping dir fünf bis sieben Prozent mehr gibt, nicht mehr. Mit fünf oder sieben Prozent wirst du kein Champion, das sorgt nur dafür, dass ein Champion seine Position hält und weiter Champion ist."
    "Natürlich wussten es alle, wir waren ja alle gleich"
    Er hat die großen Skandale erlebt. Und die Tragödien seiner Kollegen, zum Beispiel von Jan Ullrich, der 2006 von der Tour de France ausgeschlossen wurde. Oder von Lance Armstrong, dessen sieben Tour de France-Siege von 1999 bis 2005 alle aberkannt wurden. Dabei war allen Profis klar, warum die beiden so erfolgreich waren:
    "Natürlich wussten es alle, denn wir waren ja alle gleich. Ullrich hat immer das Nötige getan, Armstrong hat etwas mehr getan. Er hat sich ein richtiges System geschaffen und so konnte er sieben Mal hintereinander die Tour gewinnen, sonst hätte er das nicht geschafft. Ich habe immer gesagt, Armstrong hätte ohne sein System nicht sieben Mal gewonnen, Aber drei, vier Mal ja. Warum? Weil er ein Champion ist! So wie Jan Ullrich ein Champion war."
    Gelernt, mit der Lüge zu leben
    Alle im Peloton wussten, was da los war, und niemand hatte ein schlechtes Gewissen, sagt Danilo Di Luca, denn alle machten ja das Gleiche. Bis heute ist das so, meint er, zumindest für die, die vorne mitfahren wollen. Groß gesprochen wurde darüber nicht. Und in seiner Profikarriere hat Di Luca gelernt, mit der Lüge zu leben:
    "Daran gewöhnst du dich. Es wird normal. Wenn du mit einem Journalisten oder einem Freund redest, sprichst du über das gewonnene Rennen oder darüber, warum du besiegt worden bist, oder darüber, dass es dir schlecht geht, oder darüber, dass du in Höchstform bist. Das sind die wichtigen Dinge über die gesprochen wird, denn das ist dein Sport. Das Doping gehört nicht dazu, das behält jeder für sich."
    Nach der Sperre fiel eine Last von ihm
    Die strengeren Kontrollen hätten die Situation im Radsport nur verschlechtert, sagt Di Luca. Das Leben der Profis sei zur Hölle geworden und das Problem ist nicht gelöst, im Gegenteil: Den sauberen Radsport hält der Ex-Profi aus Pescara für eine Illusion.
    Als er aufgehört hat, 2013, ist von ihm eine Last abgefallen. Und inzwischen kann er wieder Rad fahren nur zum Spaß oder den Giro d’Italia im Fernsehen schauen.
    Seine früheren Kollegen haben auf sein Buch mit Unverständnis reagiert. Aber das ist vielleicht auch kein Wunder. Denn das System Doping im Radsport funktioniert offenbar weiter, bis heute.
    Ein ausführliches Interview mit Danilo Di Luca hören Sie morgen ab 23.30 Uhr im DLF-Sportgespräch.